Wahlkampf in Australien hat begonnen

In Australien haben die Parteispitzen knapp sechs Wochen vor der Parlamentswahl ihren Wahlkampf gestartet. Premierminister Scott Morrison hatte gestern den 21. Mai als Termin für die Abstimmung bekanntgegeben. Der konservative Regierungschef, der seit 2018 im Amt ist, hofft auf eine Wiederwahl.

Einer jüngsten Umfrage der Zeitung „The Australian“ zufolge liegt aber die oppositionelle sozialdemokratische Labor-Partei unter ihrem Chef Anthony Albanese (59) in der Gunst der Wählerinnen und Wähler vorne.

Der 53-jährige Morrison hatte im August 2018 nach dem Rücktritt von Malcolm Turnbull das Amt des Premierministers und den Parteivorsitz der Liberal Party of Australia übernommen. Bei der Parlamentswahl im Mai 2019 wurde er allen Umfragen zum Trotz in dem Amt bestätigt und führt eine Koalitionsregierung mit der noch konservativeren National Party of Australia. Politische Beobachter glauben, dass ihm ein solch „wundersamer Sieg“ erneut gelingen könnte.

Umweltpolitik Morrisons sorgt für Kritik

Jedoch ist Morrison als Förderer der Kohleindustrie wegen seiner Umweltpolitik umstritten. Kritikerinnen und Kritiker sagen, er tue zu wenig im Kampf gegen den Klimawandel, unter dem Australien ganz besonders leidet.

Auch sein zögerliches Verhalten bei den katastrophalen Buschbränden 2019/2020 führte zu heftigen Kontroversen – speziell als Morrison inmitten der Notlage mit der Familie Urlaub auf Hawaii machte. Nach einem Aufschrei kehrte er vorzeitig heim und entschuldigte sich.

Albanese: „Werde nicht verschwinden“

Mit Blick auf die umstrittenen Reise betonte Oppositionsführer Albanese jetzt: „Ich werde nicht verschwinden, wenn es hart auf hart kommt. Ich werde die Verantwortung übernehmen, die mit diesem hohen Amt einhergeht.“ Zum Auftakt der Wahlkampagne versprach er stärkere Investitionen in erneuerbare Energien, die Einrichtung einer Antikorruptionskommission und günstigere Kinderbetreuung.

Morrison versuchte derweil, die Wählerschaft in den noch immer unter den Folgen der Brände leidenden Gemeinden für sich zu gewinnen – und startete seinen Wahlkampf im besonders betroffenen Gilmore an der Südküste von New South Wales.

Jedoch muss er an verschiedenen Fronten kämpfen: Auch seit den jüngsten Überschwemmungen an der Ostküste hagelt es Kritik wegen mangelnder Notfallhilfe. Gleichzeitig kann er aber eine Erholung der Wirtschaft trotz Pandemie und eine anhaltend niedrige Arbeitslosenquote von etwa vier Prozent vorweisen.