Ex-„Bild“-Chef als Kanzlerberater: NEOS stellt Anfrage

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat in den vergangenen Tagen sowohl den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj als auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu Gesprächen getroffen. Auf beiden Reisen wurde Nehammer von Ex-„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann begleitet.

Das berichtete gestern die Onlineseite des TV-Senders Puls24 unter Berufung auf das Bundeskanzleramt. Dass Diekmann den russischen Präsidenten in der Vergangenheit mehrmals getroffen habe, sei sehr hilfreich in der Vorbereitung gewesen, wird das Kanzleramt zitiert.

Die Begleitung und Beratung bei Nehammers Reisen sei unentgeltlich gewesen. Diekmann habe kein Honorar bekommen und auch seine Reisekosten selbst bezahlt, heißt es im Bericht weiter.

Welche Leistungen wurden in Anspruch genommen?

Bereits zuvor hatten mehrere Medien, die Nehammer in die Ukraine begleitet hatten, berichtet, dass Diekmann als Berater des Kanzlers tätig sein soll. NEOS stellte diesbezüglich nun eine parlamentarische Anfrage an den Bundeskanzler. So will die Oppositionspartei etwa wissen, welche Leistungen von Diekmann „oder einem ihm wirtschaftlich zuzurechnendem Unternehmen“ in Anspruch genommen wurden.

Diekmann war jahrelang Chefredakteur der „Bild“-Zeitung gewesen und verließ den Springer-Verlag vor etwa fünf Jahren. Danach gründete er die PR-Agentur Storymachine, die einen Vertrag mit der ÖVP und dem ÖVP-Klub im Parlament hat. Über Storymachine werden laut einem „Kurier“-Bericht von Anfang Februar die Belange der ÖVP-Fraktion im ÖVP-Korruptionsuntersuchungsauschuss betreut.

Nach dem Besuch Nehammers bei Putin kommentierte Diekmann eine Aussage des Russland-Experten Gerhard Mangott mit: „Irgendwann müssen wir mal den Begriff ‚Experte‘ neu definieren.“ Mangott hatte vor dem Treffen vor der russischen Propaganda gewarnt und gesagt, dass der Kanzler „grandiose Fernsehbilder“ liefern werde. Medien waren dann bei dem Gespräch aber keine zugelassen.