Polizist in New Yorker U-Bahn-Station
Reuters/Eduardo Munoz
„Wir haben ihn“

Festnahme nach Schüssen in New Yorker U-Bahn

Seit Dienstag ist in den USA nach einem Mann gefahndet worden, der in der Früh zur Rush Hour in der New Yorker U-Bahn das Feuer eröffnet und zahlreiche Menschen verletzt hatte. Am Mittwoch wurde der Gesuchte offenbar festgenommen. „Wir haben ihn“, sagte Bürgermeister Eric Adams.

Der 62-Jährige sei am Mittwoch in New York gefasst worden, teilte Adams bei einer Pressekonferenz mit. Zuvor hatten mehrere TV-Stationen von der Festnahme des unter Hochdruck stundenlang gesuchten Mannes im East Village von Manhattan berichtet. Er war als „Person von Interesse“ eingestuft worden. Ob es sich bei dem Mann, der Wohnsitze in Philadelphia und Wisconsin habe, auch tatsächlich um den Täter handelt, sei aber noch unklar.

Der Verdächtige wurde den Angaben zufolge nach einem Tipp aus der Bevölkerung festgenommen. Jemand habe sich bei einer entsprechenden Telefonhotline gemeldet und gesagt, dass sich der Verdächtige in einem Schnellrestaurant im East Village im Südosten Manhattans befinde, teilten die Behörden am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit.

Schüsse in U-Bahn: Verdächtiger gefasst

Keinen Widerstand geleistet

Daraufhin hätten in der Gegend stationierte Polizisten die Umgebung abgesucht und den Verdächtigen an der Ecke First Avenue und St. Marks Place, einer beliebten Ausgehmeile im East Village, festgenommen. Der 62-Jährige habe keinen Widerstand geleistet. Für Hinweise zur Festnahme des Tatverdächtigen war zuvor eine Belohnung von 50.000 Dollar (rund 46.000 Euro) ausgesetzt worden.

Der Festgenommene soll wegen „terroristischer und anderer gewaltsamer Attacken“ auf den öffentlichen Nahverkehr angeklagt werden. Bei Verurteilung drohe dem 62-Jährigen eine lebenslange Haftstrafe, teilten die New Yorker Behörden bei der Pressekonferenz mit.

Kreidengemälde am Gehsteig
Reuters/Eduardo Munoz
Einen Tag nach der Schussattacke schreiben Passanten vor der betroffenen U-Bahnstation Botschaften auf den Gehsteig

Bei dem Vorfall hatte ein Mann ersten Erkenntnissen zufolge Dienstagfrüh im Stadtteil Brooklyn das Feuer eröffnet. Der Mann habe im zweiten Wagen eines Zugs der Linie N auf dem Weg nach Manhattan zwischen der Station 59 St und 36 St in einer hinteren Ecke gesessen. Er habe eine orangegrüne Bauarbeiterweste, eine Coronavirus-Schutzmaske, einen grauen Kapuzenpullover und einen neongrünen Bauarbeiterhelm getragen. Er habe sich dann eine Art Gasmaske übergezogen, zwei Kanister geöffnet, aus denen Rauch oder Nebel strömte, und dann das Feuer eröffnet. Insgesamt schoss er Polizeiangaben zufolge 33 mal.

23 Verletzte

Mindestens 23 Menschen wurden verletzt – zehn durch Schüsse, 13 bei der danach ausgebrochenen Panik oder durch eine Rauchvergiftung. Keiner von ihnen befand sich in Lebensgefahr. Der Mann konnte zunächst fliehen – wie ihm das gelang und auch sein Motiv waren nach Polizeiangaben zunächst noch völlig unklar. Als terroristischer Akt wurde der Vorfall zunächst nicht untersucht.

Eingang von New Yorker U-Bahnstation
AP/Kevin Hagen
Die U-Bahnen fahren wieder nach Plan

Am Tatort wurden unter anderem eine halbautomatische Handfeuerwaffe, mehrere Magazine und eine kleine Axt gefunden. Außerdem sei eine Flüssigkeit sichergestellt worden, bei der es sich mutmaßlich um Benzin handle sowie ein Beutel mit Feuerwerkskörpern. Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund gibt es den Ermittlern zufolge nicht.

Die U-Bahnen fuhren am Mittwoch zur morgendlichen Hauptverkehrszeit wieder weitgehend nach Plan. Adams, der wegen einer Infektion mit dem Coronavirus derzeit von seinem Wohnsitz aus arbeiten muss, erklärte, er werde neue Technologien prüfen, um die U-Bahnen sicherer zu machen. In New York hatten in den vergangenen Monaten zahlreiche Schießereien und andere Kriminalfälle für Schlagzeilen gesorgt – auch in der U-Bahn.

Polizeischutz für Adams aufgestockt

Der Verdächtige habe in Philadelphia einen Kleinlaster gemietet, teilte die Polizei mit. Der Schlüssel des Fahrzeugs sei in einer Tasche am Tatort gefunden worden. Der Kleinlaster war nach dem Vorfall abgestellt in einem anderen Teil von Brooklyn gefunden worden. Es wurde zudem vermutet, dass es sich bei dem Mann um den Autor mehrerer Veröffentlichungen in sozialen Netzwerken handle.

Darin beschwere sich der Autor unter anderem über New York, Bürgermeister Adams und Obdachlosigkeit. Nähere Details wollten die Behörden zunächst nicht mitteilen, hatten aber Adams’ Polizeischutz vorsichtshalber aufgestockt. Adams, ein früherer Polizist, der erst Anfang des Jahres sein Bürgermeisteramt angetreten hatte, hatte angekündigt, scharf gegen Kriminalität vorgehen zu wollen.