Lettlands Präsident: „Würde es Völkermord nennen“

Nach seiner Rückkehr aus der Ukraine hat Lettlands Staatspräsident Egils Levits das Vorgehen der russischen Truppen dort angeprangert. Nach allem, was er mit eigenen Augen gesehen habe, seien aus seiner Sicht alle Anzeichen von Völkermord gegeben. „Ich würde es Völkermord nennen“, sagte Levits gestern Abend in Riga.

Rechtlich könnte das von einem der internationalen Gerichte festgestellt werden, sagte der frühere Richter am Europäischen Gerichtshof. Levits war zusammen mit seinen Amtskollegen aus Polen, Estland und Lettland per Zug in die ukrainische Hauptstadt Kiew gereist.

„Sehr emotional“

Vor ihrem Treffen mit Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch besuchten sie mehrere stark zerstörte Vororte von Kiew. Der Anblick der von Luftangriffen und Raketen zerstörten Orte sei „sehr emotional“ und nur schwer zu ertragen gewesen, sagte Levits. „Dort war zu sehen, dass russische Truppen mit besonderer Grausamkeit vorgingen, um so viele Zivilisten wie möglich zu töten.“

Beim Gespräch mit Selenskyj sei es um weitere Hilfe gegangen, mit der die Ukraine unterstützt werden kann. „Die Ukraine braucht Waffen – jetzt. Und nicht nur leichte, sondern auch schwere Waffen“, sagte Levits. Auch wirtschaftliche und finanzielle Hilfen seien besprochen worden, wie etwa die Frage der Möglichkeit von ukrainischen Getreideexporten über baltische und polnische Häfen.