Pariser Terrorprozess: Hauptangeklagter entschuldigt sich

Im Prozess um die islamistischen Terroranschläge 2015 in Paris hat sich der Hauptangeklagte bei den Opfern entschuldigt. „Ich möchte allen Opfern mein Beileid und meine Entschuldigung aussprechen“, sagte Salah Abdeslam gestern vor Gericht in Paris, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. „Ich weiß, dass der Hass andauert (…), ich bitte Sie heute, mich in Maßen zu hassen.“

Es war das erste Mal während der sieben Monate langen Prozessdauer, dass der einzige Überlebende des Terrorkommandos Worte des Mitgefühls für die Opfer äußerte.

Wichtige Fragen bleiben offen

Abdeslam hatte seine Beteiligung an den Anschlägen vor Gericht eingeräumt, seine Sprengstoffweste aber nach eigener Darstellung bewusst nicht gezündet, weil er sich anders entschieden hatte. Da seine Sprengstoffweste nach Feststellung eines Sachverständigen defekt war, gibt es Zweifel an seiner Aussage. Obwohl Abdeslam im Prozessverlauf umfangreich aussagte, ließ er sämtliche wichtigen Fragen unbeantwortet. Wer die Anschlagserie plante, finanzierte und koordinierte, die Ziele festsetzte und wo ursprünglich weitere Attacken geplant waren, sagte der Franzose nicht.

Vielmehr betonte er seine anhaltende Sympathie für die Terrormiliz Islamischer Staat. Die Anschlagserie bezeichnete er als eine Verteidigungsaktion des IS wegen angeblicher französischer Angriffe gegen Islamisten in Syrien mit zivilen Opfern.

Bei der Anschlagserie am 13. November 2015 hatten Extremisten insgesamt 130 Menschen getötet. Drei Angreifer verübten ein Massaker im Konzertsaal Bataclan, andere griffen Bars und Restaurants an.