Ukrainische Kämpfer angeblich aus Mariupol vertrieben

Das russische Verteidigungsministerium hat einem Medienbericht zufolge eine fast komplette Vertreibung der ukrainischen Streitkräfte aus Mariupol vermeldet. Es seien noch einige Kämpfer in der Fabrik Azow-Stahl eingeschlossen, zitierte die Nachrichtenagentur RIA gestern einen Sprecher des Ministeriums. Demnach sollen die Ukrainer mehr als 4.000 Militärangehörige in der belagerten Küstenstadt verloren haben. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj drohte mit dem endgültigen Aus der Gespräche mit Moskau, sollte Russland die letzten ukrainischen Truppen in der schwer umkämpften Hafenstadt Mariupol „eliminieren“. Für beide Seiten wäre das eine „Sackgasse, denn wir verhandeln weder über unsere Territorien noch über unsere Leute“, sagte Selenskyj. Zuvor hatte der Donezker Separatistenführer Denis Puschilin gedroht, die Ukrainer würden „eliminiert“, sollten sie sich nicht ergeben.

Am Abend meldete sich Selenskyj per Videobotschaft zu Wort, ging aber nicht auf Moskaus Behauptung ein, die ukrainischen Streitkräfte seien aus Mariupol vertrieben worden. Die Lage sei weiterhin sehr ernst, sagte er, man sei in ständigem Kontakt mit den Verteidigern vor Ort.

Angriffe auf Kiew und Charkiw

Bei neuen Angriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew und die ostukrainische Metropole Charkiw wurden offiziellen Angaben zufolge mehrere Menschen getötet. Luftschläge gab es auch in anderen Teilen der Ukraine. Nach ukrainischen Angaben wurden zuletzt 1.449 Menschen über Fluchtkorridore aus ukrainischen Städten in Sicherheit gebracht.

Der Gouverneur des ostukrainischen Gebiets Luhansk erklärte, Russland habe bereits Zehntausende Soldaten für eine baldige Offensive zusammengezogen. Zudem seien Hunderte Einheiten Technik in die Region transportiert worden, sagte Serhij Hajdaj. „Sie haben schon alles für einen Durchbruch bereit.“ Seiner Einschätzung nach warteten die russischen Truppen nur noch auf besseres Wetter, um dann zeitgleich in den Gebieten Luhansk und Donezk ihre Angriffe zu starten. In beiden Regionen soll nach Wettervorhersagen voraussichtlich Mitte kommender Woche der Regen aufhören.

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