Papst Franziskus bei der Ostermesse
AP/Alessandra Tarantino
„Ostern des Krieges“

Papst übt Kritik an Russland

Die Ostermesse von Papst Franziskus ist am Sonntag im Zeichen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine gestanden. Er sprach von einem „Ostern des Krieges“. Der Pontifex übte bei dem Ostersegen „Urbi et Orbi“ Kritik an Russland. „Werde der leidgeprüften Ukraine, die durch die Gewalt und die Zerstörung des grausamen und sinnlosen Krieges, in den sie hineingezogen wurde, so sehr gelitten hat, Frieden zuteil.“ Von der internationalen Gemeinschaft forderte das Oberhaupt der katholischen Kirche, die Bemühungen um Frieden zu intensivieren.

Papst Franziskus nutzte seine Osterbotschaft auch für einen eindringlichen Appell gegen die Kriege und Konflikte auf der Welt. „Wir haben zu viel Blutvergießen, zu viel Gewalt gesehen“, sagte er vor rund 100.000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. Ähnlich wie die Jünger nach der Auferstehung Jesu Christi, die zu Ostern gefeiert wird, seien heute auch „unsere Herzen von Angst und Schrecken erfüllt, als so viele unserer Brüder und Schwestern sich einschließen mussten, um sich vor den Bomben zu schützen“, sagte Franziskus.

Ostermesse wieder mit Publikum

Am Ostersonntag hat Papst Franziskus die Ostermesse auf dem Petersplatz in Rom gefeiert. Nach zwei Jahren CoV-bedingter Pause nahmen diesmal wieder Tausende Menschen im Vatikan daran teil.

Der Krieg in der Ukraine prägte die Feierlichkeiten im Vatikan, die erstmals seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wieder nahezu ohne Einschränkungen vor Gläubigen zelebriert werden konnten. „Gehe bald eine neue Morgendämmerung der Hoffnung über dieser schrecklichen Nacht des Leidens und des Todes auf!“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche und forderte die Staaten zu einem Einlenken auf. „Möge man sich für den Frieden entscheiden. Man höre auf, die Muskeln spielen zu lassen, während die Menschen leiden.“

„Der Frieden ist eine Pflicht“

„In meinem Herzen trage ich all die vielen ukrainischen Opfer, die Millionen von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen, die auseinandergerissenen Familien, die allein gelassenen alten Menschen, die zerstörten Leben und die dem Erdboden gleichgemachten Städte“, sagte Franziskus. Er erinnerte auch an das viele Leid in den Konflikten anderswo auf der Welt, etwa im Nahen Osten, Libanon, Jemen und Irak sowie in Syrien, Afghanistan, Libyen, Myanmar und Teilen Afrikas.

Menschenmenge vor dem Petersdom im Vatikan
APA/AFP/Tiziana Fabi
100.000 Gläubige lauschten den Worten des Papstes

„Lassen wir uns vom Frieden Christi überwältigen!“, schloss Franziskus. Er sagte: „Der Frieden ist möglich, der Frieden ist eine Pflicht, der Frieden ist die vorrangige Verantwortung aller!“

Inmitten des Schmerzes des Krieges fehle es nicht an ermutigenden Zeichen – wie die offenen Türen vieler Familien und Gemeinschaften, die in ganz Europa Geflüchtete aufnehmen. „Seien diese vielen Taten der Nächstenliebe ein Segen für unsere Gesellschaft, die durch so viel Egoismus und Individualismus zuweilen verkommt. Mögen diese Taten dazu beitragen, die Gesellschaft für alle aufnahmebereit zu machen“, so Franziskus.

Auch Lage im Nahen Osten Thema

Der Papst sprach auch über die Lage im Nahen Osten, der seit Jahren von Spaltung und Konflikten zerrissen sei. Er betete für Frieden in Jerusalem. „Mögen Israelis, Palästinenser und alle Bewohner der Heiligen Stadt zusammen mit den Pilgern die Schönheit des Friedens erfahren, in Geschwisterlichkeit leben, und möge ihnen der freie Zutritt zu den Heiligen Stätten unter gegenseitiger Achtung der Rechte jedes Einzelnen gewährt werden“, sagte der Papst.

Der Pontifex urgierte Frieden und Versöhnung für den Libanon, Syrien und den Irak und für alle im Nahen Osten lebenden christlichen Gemeinschaften. Er betete auch für das Ende der Spannungen in Libyen und im Jemen. Der Papst zeigte sich über die Lage in Myanmar und Afghanistan besorgt, wo „eine tragische humanitäre Krise die Bevölkerung quält“. Er drückte auch seine Solidarität mit den von verheerenden Überschwemmungen betroffenen Bevölkerungen im Osten Südafrikas aus.

In den Gebeten der Gläubigen bei der von Papst Franziskus geleiteten Ostermesse auf dem Petersplatz gab es auch ein Gebet in ukrainischer Sprache: „Gott gebe unseren verstorbenen Brüdern und Schwestern Anteil am ewigen Ostern.“ Die Gebete wurden auch auf Arabisch, Chinesisch, Deutsch und Englisch gesprochen.

Vorläufig kein Papst-Besuch in der Ukraine

Kardinal Konrad Krajewski, Papst-Gesandter in der Ukraine, schloss indes eine Reise des Heiligen Vaters in das Kriegsland aus. „Der Heilige Vater kann im Moment nicht persönlich kommen. Aber wie Papst Karol Wojtyla zu der Zeit, als ich sein persönlicher Sekretär war, oft sagte: Man wird sehen“, betonte der polnische Kardinal im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Osterausgabe).

Ukrainische Flagge in Menschenmenge vor dem Petersdom im Vatikan
APA/AFP/Tiziana Fabi
Ukraine-Flagge bei Ostermesse: Ein Papst-Besuch in der Ukraine ist derzeit nicht geplant

Papst Franziskus hatte den polnischen Kurienkardinal in dieser Woche erneut in die Ukraine geschickt, um mit den Menschen dort die Kar- und Ostertage zu feiern. „Papst Franziskus hat mich gebeten, den Menschen nahe zu sein, den Leidenden die Füße zu waschen. In Butscha und Borodjanka sind wir zwischen den zerbombten und verbrannten Häusern wie auf einem Kreuzweg gewandert. Es gab Tote ohne Vor- und Nachnamen, und meine Gedanken sind bei den armen Familien, die immer noch versuchen, die Leichen zu identifizieren“, sagte der Papst-Gesandte und Almosenmeister.

„Ich habe diese Tage vor Ostern mit den Menschen, den Opfern dieses Krieges, verbracht, die leiden, ich habe die Massengräber gesehen. Etwa 80 Tote aus Butscha lagen in einem großen Grab vor uns. Ich habe gebetet. Zum Glück gibt es den Glauben, sonst wüsste ich nicht, wie man ertragen könnte, so viel Grauen anschauen zu müssen“, sagte der Sozialbeauftragte des Papstes.