Ökonomen fordern weltweites Oligarchenregister

Führende Wirtschaftswissenschaftler wie Joseph Stiglitz aus den USA und Thomas Piketty aus Frankreich haben die G-20-Staaten aufgefordert, ein weltweites Register versteckter Vermögen zu schaffen. In einem offenen Brief in der britischen Zeitung „Guardian“ von heute schrieben sie, angesichts der Fortschritte der vergangenen Jahre beim Aufdecken etwa von Steuerhinterziehung und Geldwäsche sei es „Zeit für ein weltweites Vermögensregister“.

Der Brief ist von Mitgliedern der unabhängigen Kommission für die Reform der weltweiten Steuergesetzgebung unterschrieben, einer Denkfabrik. Mit Blick auf Russland und den Ukraine-Krieg, heißt es in dem offenen Brief, hätten russische Oligarchen schätzungsweise „mindestens eine Billion Dollar“ im Ausland gebunkert, „oftmals versteckt in ausländischen Unternehmen, deren wahre Besitzer schwer zu ermitteln sind“. Die Staaten stünden hier vor einer „Mauer der Undurchsichtigkeit“.

Russische Vertreter bei G-20-Sitzungen?

Derzeit stockten die Bemühungen der Staaten, die dagegen vorgingen, beklagten die Unterzeichner des Briefes. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine habe die „besorgniserregende Lage“ noch verschlechtert. Derzeit bestehe aber die „einmalige Gelegenheit“, Fortschritte beim Aufbau eines Vermögensregisters zu machen, das Netz der Scheinfirmen zu zerschlagen und Vermögen ihren wahren Besitzern und Besitzerinnen zuzuordnen.

Die Finanzminister der G-20 kommen morgen am Rande der Frühjahrstagung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington zusammen. Erwartet wird, dass auch Vertreter Russlands per Videokonferenz an einigen der Sitzungen im Rahmen des G-20-Treffens teilnehmen.

US-Ministerin Janet Yellen will in diesem Fall diesen Sitzungen fernbleiben. Auch Vertreter anderer Industrienationen erwägen offenbar einen Boykott der Sitzungen mit russischen Vertretern.