Ein Arbeiter vor gesammeltem Müll
APA/AFP/Brenton Edwards
Plastikmüll unerwünscht

Frachter verweigern Exporte

Der weltweite Handel mit Plastikmüll war lange Jahre ein gutes Geschäft: Quer über den Globus wurden jährlich Zigtausende Tonnen verschifft. Der bisher größte Abnehmer China nimmt aber keinen Plastikmüll aus dem Westen mehr an. Und auch immer mehr große Schiffsgesellschaften wollen den umstrittenen Müllhandel nicht mehr unterstützen.

Auf den ersten Blick ist die Praxis vieler Länder, darunter auch Österreich, absurd: Sie importieren und exportieren gleichzeitig Plastikmüll. Er gilt als Rohstoff, der weiterverarbeitet werden kann, etwa zu Kleidung aus Polyester, zu Straßenpollern und sogar zu Kloschüsseln. Damit können die Transporte auch Teil der Kreislaufwirtschaft sein.

Doch allzu oft werden die Plastikabfälle, die quer über die Weltmeere verschifft werden, illegal gehandelt, Deponie und Verwertung werden freilich nicht kontrolliert, meistens landen dann die Abfälle im Ausland schlicht in der Natur. Im vergangenen Jahr deckte etwa das heimische Umweltministerium zusammen mit Greenpeace mehrere solcher Fälle auf, die illegalen Exporte gingen etwa nach Serbien und die Türkei.

Große Frachtgesellschaft geht von Bord

Einige Schifffahrtsgesellschaften wollen das nicht mehr mitmachen, darunter auch die drittgrößte Frachtschiffgruppe der Welt, die französische CMA CGM. Seit dem Wochenende verzichtet sie weltweit gänzlich auf Plastikmülltransporte, immerhin rund 50.000 Container im Jahr. Das Ende dieser Transporte war ursprünglich für Juni anberaumt und wurde nun vorgezogen, wie das Onlinemagazin Quartz berichtet.

Import und Export aus Österreich

Die Plastikmüllexporte der EU gehen derzeit zurück, im vergangenen Jahr waren es laut der Umwelt-NGO Basel Action Network aber noch 1.135 Millionen Kilo. Österreich brachte laut Umweltministerium im vorigen Jahr 130.091 Tonnen Kunststoffabfälle zur Verwertung ins Ausland. Gleichzeitig wurden 150.230 Tonnen importiert.

Es handle sich um einen Meilenstein im globalen Gegenschlag gegen die Gewohnheit reicher Länder, sich ihrer Abfälle in asiatischen Staaten zu entledigen, hieß es da.

CMA CGM folge damit einem Trend, so Quartz. Die Schiffsgesellschaften seien vorsichtig beim Plastikmülltransport geworden, weil sie mitunter gezwungen sind, die gerade abgeladenen Container wieder zurück zum Herkunftsort zu führen. Das passiert etwa, wenn illegaler Handel aufgedeckt wird, was immer öfter der Fall ist. Denn 2017 entschied der größte Plastikmüllimporteur China, sich von diesem Geschäft zu verabschieden.

Die Folgen von Chinas Importstopp

In den 1990er Jahren kamen noch über 70 Prozent der weltweiten Plastikabfälle nach China. Dort wurden sie entweder entsorgt, recycelt oder weiterverarbeitet. Mit dem starken Wachstum von Chinas Wirtschaft stieg aber auch die eigene Plastikmüllflut an, und das Land stoppte sukzessive die Importe. Andere Importeure wie Malaysia und Indonesien führten Restriktionen ein. Westliche Industrienationen mussten sich um andere Abnehmer umsehen, kein leichtes Unterfangen. Die Türkei, Vietnam oder Thailand gehören noch zu jenen Ländern, die große Ladungen Plastikmüll einführen.

In der Folge stieg die Anzahl illegaler Einfuhren an, vor allem in süd- und südostasiatischen Ländern. Ein Bericht von Interpol zeigte 2020 die dramatischen Folgen auf: Viele der neuen Zielländer seien mit den großen Müllmengen überfordert. Ein großer Teil lande daher mit großer Wahrscheinlichkeit in illegalen Recyclinganlagen oder Deponien oder werde verbrannt.

In Vietnam würden etwa 88 Prozent des Mülls nicht fachgerecht abgefertigt. Interpol warnte auch davor, dass das organisierte Verbrechen zusehends den Bereich unterwandere. Dokumente und Zeugnisse würden gefälscht, um den Anschein einer regulären Entsorgung zu wahren.

Containerschiff
APA/AFP/Anis Mili
Große Containerschiffe transportieren Plastikmüll quer über die Ozeane. Doch viele Reedereien machen nicht mehr mit.

„Diese Zahlen deuten darauf hin, dass die Exportnationen möglicherweise eine künstlich hohe Recyclingrate für ihren Plastikmüll melden, während in Wahrheit weiterhin große Unsicherheiten bestehen, wie der nach Übersee verschiffte Abfall behandelt wird“, so der Bericht.

EU verschärfte Regeln

Um also dem Risiko zu entgehen, in illegale Machenschaften verwickelt zu werden oder die Ladung wieder mitnehmen zu müssen, schrecken inzwischen einige Frächter vor Plastikmülltransporten zurück. Hinzu kommen auch im Westen strengere Regeln.

So trat in der EU 2019 eine Zusatzvereinbarung zum Basler Abkommen in Kraft, das die „grenzüberschreitende Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung“ kontrolliert. Seither gilt das Abkommen auch für Plastikmüll und soll sicherstellen, dass dieser umweltgerecht verarbeitet wird und weder die Umwelt schädigt noch ins Meer gelangt.

Umweltschutzorganisationen beklagen aber seit Jahr und Tag, dass der Plastikmüllhandel keine nachhaltige Option sei. Nur eine Reduktion des Plastikverbrauchs könne der Müllflut ein Ende bereiten.