Hollywood-Star Johnny Depp während seiner Aussage in einem Gericht in Fairfax (US-Bundesstaat Virginia)
AP/Pool Photo/Jim Watson
Verleumdungsprozess

Johnny Depp erstmals im Zeugenstand

Hollywood-Star Johnny Depp hat erstmals im Verleumdungsprozess gegen seine Ex-Frau Amber Heard ausgesagt und dabei bestritten, seine frühere Partnerin jemals geschlagen zu haben. Depp hat seine Ex-Frau Heard in der Causa auf 50 Millionen Dollar (46 Mio. Euro) Schadenersatz verklagt. Heard reagierte mit einer Gegenklage und verlangt von Depp 100 Millionen Dollar.

„Es gab Streitereien und Dinge dieser Art, aber es ist nie so weit gekommen, dass ich Frau Heard irgendwie geschlagen hätte“, sagte der Schauspieler am Dienstag vor dem Gericht in Fairfax (US-Bundesstaat Virginia) nahe der US-Hauptstadt Washington, D. C. „Ich habe in meinem Leben noch keine Frau geschlagen“, so Depp vor Richterin Penney Azcarate, die für den Prozess sowohl Kameras als auch eine Liveübertragung zugelassen hat.

Heards Vorwürfe der häuslichen Gewalt gegen ihn seien „ruchlos und verstörend“, sagte der Star der „Fluch der Karibik“-Filme weiter. Sie würden auf „keiner Art von Wahrheit“ basieren und seien für ihn ein „totaler Schock“ gewesen. „Mein Ziel ist die Wahrheit“, sagte Depp bei dem Verfahren im Circuit Court von Fairfax County.

Johnny Depp erstmals im Zeugenstand

Im Verleumdungsprozess gegen seine Ex-Frau Amber Heard hat US-Schauspielstar Johnny Depp erstmals ausgesagt. Heards Vorwürfe der häuslichen Gewalt gegen ihn seien „ruchlos und verstörend“, so Depp vor Gericht.

„Nicht nur für mich, auch für meine Kinder“

Auf die Frage einer seiner Anwältinnen, warum er Heard, mit der er zwischen 2015 und 2017 verheiratet war, wegen Verleumdung verklagt habe, sagte der 58-Jährige: „Ich habe es als meine Verantwortung angesehen, nicht nur für mich einzutreten, sondern auch für meine Kinder.“ Seine Kinder hätten eine „entsetzliche Sache“ über ihn lesen müssen, die nicht wahr sei. „Es ist seltsam, wenn man an einem Tag sozusagen Aschenputtel ist und 0,6 Sekunden später Quasimodo“, fügte der Schauspieler hinzu.

Hollywood-Star Amber Heard im Gerichtssaal von Fairfax  (US-Bundesstaat Virginia)
Reuters/Jim Watson
Heard reagierte auf Depps Klage mit einer Gegenklage

Hintergrund von Depps 50-Millionen-Klage ist ein Beitrag Heards für die Zeitung „Washington Post“ von Ende 2018, in dem sich die heute 35-Jährige als Opfer von häuslicher Gewalt bezeichnete. Die Schauspielerin nannte ihren Ex-Mann dabei allerdings nicht namentlich. Depp argumentierte aber, ihm werde implizit häusliche Gewalt unterstellt, zumal Heard ihn schon 2016 öffentlich eines tätlichen Angriffs bezichtigt hatte.

Musk, Bettany und Franco im Zeugenstand erwartet

Der Prozess hatte vorige Woche mit der Auswahl von Geschworenen und Zeugenaussagen, darunter von Assistenten der Schauspieler, einem Arzt und einer Eheberaterin, begonnen. Neben Depp und Heard werden in dem mehrwöchigen Verfahren andere prominente Zeugen erwartet, darunter Tesla-Chef Elon Musk und die Schauspieler Paul Bettany und James Franco.

SpaceX Gründer Elon Musk
APA/AFP/Brendan Smialowski
Tesla-Chef Elon Musk: Depp wirft Heard eine Affäre mit dem Unternehmer vor

Depp und Heard hatten 2015 geheiratet, sich aber nach nur 15 Monaten Ehe wieder getrennt. In einem Prozess in London standen sich die beiden 2020 bereits gegenüber. Das nun laufende Verfahren ist gewissermaßen ein Remake des Prozesses im Jahr 2020, den Depp gegen die britische Boulevardzeitung „The Sun“ angestrengt hatte. Das Blatt hatte ihn 2018 als „Ehefrauenschläger“ bezeichnet. Nach einem wochenlangen Rosenkrieg mit heftigen Vorwürfen erlitt Depp eine Niederlage, die Klage wurde abgewiesen. Die Mehrheit der in der Zeitung erwähnten Vorwürfe habe sich als wahr erwiesen, hatten die Richter in ihrem Urteil festgestellt.

Erinnerungen an Prozess vor zwei Jahren

In dem Prozess in London sagte Heard als Zeugin aus und beschuldigte Depp, sie unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen immer wieder angegriffen zu haben. „Manche Vorfälle waren so ernst, dass ich Angst hatte, er würde mich umbringen – entweder mit Absicht oder weil er die Kontrolle verloren hatte“, sagte die aus Filmen wie „Aquaman“ und „The Danish Girl“ bekannte Schauspielerin damals.

Johnny Depp und Amber Heard
AP/Joel Ryan
Heard und Depp lernten einander 2010 kennen

Depp, der Heard 2010 bei Dreharbeiten zu dem Film „The Rum Diary“ kennengelernt und 2015 geheiratet hatte, wies die Vorwürfe entschieden zurück. In Wahrheit sei seine Ex-Frau der „aggressive Teil“ in ihrer konfliktreichen Beziehung gewesen. Er bezichtigte sie zudem, während ihrer Ehe Affären mit Musk und Franco gehabt zu haben, was Heard zurückwies. In dem Prozess in London unterlag Depp. Auch seine Karriere nahm schweren Schaden.

So musste der für exzentrische Darbietungen bekannte Schauspieler seine Rolle des bösen Magiers Grindelwald in der Fantasyfilmreihe „Phantastische Tierwesen“ aufgeben. Ironie der Geschichte und des Terminkalenders: Der dritte Teil der Reihe kommt just in der Woche des Prozessbeginns in Fairfax in die US-Kinos – ohne Depp.