Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby
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Waffenlieferungen

Kiew hat laut USA Kampfjets erhalten

Die Ukraine hat nach US-Angaben zusätzliche Kampfjets für den Krieg gegen Russland erhalten. Das Land verfüge jetzt über mehr Kampfflugzeuge als vor zwei Wochen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Dienstag vor Journalisten.

Keine Angaben machte Kirby zur Herkunft der laut seinen Angaben bereits in die Ukraine gebrachten Flugzeuge und Einzelteile. Auch Details über die Lieferung und Flugzeugtypen blieben offen. Kirby sprach von „anderen Nationen, die Erfahrung mit solchen Flugzeugen“ hätten. Die USA hätten beim Transport von „einigen zusätzlichen Ersatzteilen geholfen“, aber keine kompletten Flugzeuge transportiert.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die NATO zur Lieferung von Kampfflugzeugen aufgefordert, damit sich das Land gegen die überlegene russische Luftwaffe zur Wehr setzen kann. Im Raum stand unter anderem eine Übergabe von Kampfjets vom sowjetischen Typ MiG-29, an dem ukrainische Piloten ausgebildet sind.

Kirby spricht von Kampfjetlieferungen an Ukraine

Pentagon-Sprecher John Kirby gab bekannt, dass die Ukraine zusätzliche Kampfflugzeuge für den Krieg mit Russland erhalten habe.

US-Absage an MiG-Angebot aus Polen

Von den östlichen NATO-Staaten haben Polen, die Slowakei und Bulgarien MiG-29-Jets. Anfang März wiesen die USA aber einen Vorschlag Polens ab, MiG-Jets zum US-Stützpunkt Ramstein in Deutschland zu bringen, um sie dann an die Ukraine zu liefern. Der Hintergrund: Die US-Regierung befürchtete eine Eskalation des Konflikts. Konkret gibt es Bedenken, dass man Russland damit einen Vorwand liefern könnte, die NATO als Kriegspartei anzusehen.

Zusage für Lieferung von schweren Waffen

Klare Zusagen gab es am Dienstag für weitere Waffenlieferungen. Neben den USA kündigten unter anderem auch Großbritannien und Kanada die Lieferung von weiteren Artilleriegeschützen an. Auch die Niederlande und Belgien wollen schwere Waffen in die Ukraine schicken. Aus Kanada wird ebenfalls schwere Artillerie geliefert. Deutschlands Kanzler Olaf Scholz kündigte nach einer Videokonferenz mit westlichen Staats- und Regierungschefs an, dass man sich eng abstimme.

„Das wird ein Artilleriekonflikt“, meinte Premierminister Boris Johnson vor Abgeordneten in London. Sein Land prüfe zudem die Möglichkeiten, Raketen für Angriffe auf Schiffe zu schicken. Geschaut werde unter anderem, ob man „Brimstone“-Raketen auf Fahrzeuge montieren könne, erklärte Johnson. Auch andere Optionen würden geprüft. Die Raketen werden üblicherweise von Kampfjets abgefeuert. Dem Hersteller MBDA zufolge können sie gegen Ziele an Land und auf See eingesetzt werden.

Pentagon: Russische Großoffensive im Osten steht noch aus

Was die Lage in den umkämpften ukrainischen Gebieten betrifft sieht das US-Verteidigungsministerium unterdessen die jüngsten russischen Angriffe nur als Vorzeichen einer größeren Offensive Russlands. „Wir gehen davon aus, dass diese Angriffe das Vorspiel zu größeren Offensivaktionen sind, die die Russen planen“, so ein hochrangiger Beamter des Pentagons am Dienstag in Washington. Er betonte, man widerspreche damit nicht den Darstellungen, dass der erwartete Großangriff der russischen Truppen bereits begonnen habe.

Es gehe nur darum zu unterstreichen, dass die aktuellen Angriffe erst der Auftakt seien. Auch wenn es südwestlich von Donezk und südlich von Isjum bereits verstärkte Kämpfe am Boden gebe, sei Russland noch dabei, seine logistischen Kapazitäten auszubauen und auch Einheiten von außerhalb der Ukraine ins Land zu holen. In den vergangenen 24 Stunden habe Russland zwei weitere taktische Bataillone in die Ukraine gebracht – damit seien inzwischen 78 dieser Einheiten im Land.

Der Beamte sagte weiter, nach US-Einschätzung liege die Kampfkraft des russischen Militärs – mit Blick auf Truppen und Ausrüstung – inzwischen bei etwa 75 Prozent dessen, was Moskau zu Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine zur Verfügung hatte.

Oberst Sandtner zur russischen Offensive

Der Militärstratege Oberst Berthold Sandtner von der Landesverteidigungs-akademie analysiert das Vorgehen der russischen Armee in der Ostukraine.

Wettlauf gegen die Zeit

Der österreichische Militärstratege Berthold Sandtner sagte am Abend in der ZIB2, dass Moskau seine strategischen Ziele nun „kleiner gesetzt“ und sich besser vorbereitet habe. Der Kreml hoffe durch die Konzentration auf den Osten, dass man erfolgreicher sei als ursprünglich, als man versucht habe, „zeitgleich die gesamte Ukraine zu umfassen“.

Der Experte von der Landesverteidigungsakademie sprach von einem Wettlauf gegen die Zeit. Essenziell sei für Kiew nun, rechtzeitig Kriegsmaterial aus dem Westen zu bekommen, das über das gesamte Landesgebiet in den Osten gebracht werden müsste. Wegen der russischen Luftüberlegenheit vor allem in den Nächten sei klar, was die Ukraine brauche. Das seien etwa weitreichende Artillerie oder Raketenwerfer, erklärte Sandtner.