WIFO: Teuerung trifft Einkommensschwache dreifach

Haushalte mit geringen Einkommen und fehlenden Ersparnissen sind von den aktuell stark steigenden Preise gleich dreifach negativ betroffen. Ärmere Haushalte mussten schon bisher ihr gesamtes Einkommen ausgeben, um die Lebenshaltungskosten zu decken.

Preissteigerungen führen für sie deshalb unmittelbar zu Konsumeinschränkungen, höherer Verschuldung und dem Wechsel zu billigeren, aber weniger hochwertigen Produkten, schreibt das WIFO in seinem aktuellen „Research Brief“.

Wie sich Preissteigerungen auf Haushalte auswirken, hängt vor allem davon ab, welche Waren und Dienstleistungen ein Haushalt konsumiert. Diese unterscheiden sich je nach Haushaltszusammensetzung und Höhe des Haushaltseinkommens.

Laut Daten der Statistik Austria für 2019 und 2020 sind die Ausgaben ärmerer Haushalte durchschnittlich höher als ihr verfügbares Einkommen: Die zehn Prozent der Haushalte mit den niedrigsten verfügbaren Haushaltsäquivalenzeinkommen (1. Dezil) konnten mit ihrem Haushaltseinkommen nur rund 68 Prozent ihrer Konsumausgaben finanzieren, der Rest musste über Ersparnisse oder Verschuldung gedeckt werden.

WIFO-Vorschlag auch für künftige Krisen

In der aktuellen Situation brauchten armutsgefährdete Haushalte kurzfristige Unterstützungen, so das WIFO. Das sei zwar beim Teuerungsausgleich von 150 Euro der Fall, der Energiekostenausgleich werde jedoch erst gegen Jahresende wirksam.

Einmalzahlungen würden bei steigenden Preisen außerdem rasch an Kaufkraft verlieren. Kurzfristig brauche es deshalb zum Beispiel eine temporäre Erhöhung der Wohnbeihilfe, um die Teuerung abzufedern.

Das WIFO schlägt eine Transferleistung an alle Haushalte vor, die die inflationsbedingten Zusatzkosten des Warenkorbs eines repräsentativen Haushalts im Jahr 2022 annähernd abdeckt. Ab einer bestimmten Höhe des Haushaltseinkommens soll dieser Transfer als Abgabe zurückgezahlt werden.

Die dafür notwendige administrative Infrastruktur könne auch zukünftig genutzt werden, um einkommensarme Haushalte und Haushalte, die besonders von Krisen betroffen sind, rasch zu entlasten, so das WIFO.