Tankstelle am Abend
APA/dpa/Frank Rumpenhorst
Sprit und Energie

Inflation nähert sich sieben Prozent

Die Verbraucherpreise ziehen in Österreich weiter kräftig an. Die Inflationsrate lag im März im Jahresvergleich bei 6,8 Prozent, wie die Statistik Austria am Donnerstag mitteilte. Damit hat die Teuerung den höchsten Wert seit November 1981 erreicht. Starke Preistreiber waren weiter die Preise für Treibstoff und Haushaltsenergie.

„Das Leben in Österreich hat sich nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine so stark verteuert wie seit über 40 Jahren nicht mehr“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung. Im November 1981 betrug die Inflationsrate 7,0 Prozent.

Gegenüber dem Vormonat Februar stieg das durchschnittliche Preisniveau um 2,1 Prozent. Im Februar lag die Inflationsrate noch bei 5,8 Prozent, wobei dieser Wert mittlerweile von 5,9 Prozent nach unten korrigiert wurde. Im Jänner hatte die Inflation noch fünf Prozent betragen.

WIFO-Expertin Mayrhuber zur Inflation

WIFO-Expertin Christine Mayrhuber im Gespräch über die Inflation. Besonders die ärmsten 30 Prozent der Haushalte müssen ihren Lebensstandard reduzieren – um diese Gruppe sollte es bei politischen Maßnahmen gehen.

Spritpreise deutlich gestiegen

Die Preise für Treibstoffe verteuerten sich im März im Vergleich zum Vorjahr um mehr als die Hälfte (plus 50,7 Prozent), wobei Diesel um 55 Prozent und Superbenzin um 45,3 Prozent teurer wurde. Wohnung, Wasser und Energie kosteten durchschnittlich um 9,7 Prozent mehr.

Ausschlaggebend hierfür war eine Preissprung bei Haushaltsenergie (plus 33,5 Prozent) und dabei insbesondere bei Heizöl, das sich um 118,5 Prozent verteuerte. Daneben legten auch die Gaspreise (plus 71,9 Prozent), die Strompreise (plus 16,5 Prozent) und die Preise für Fernwärme zu (plus 12,2 Prozent).

Lebensmittel teurer, Mietpreise sanken

Aber auch abseits der hohen Energie- und Spritkosten verteuerte sich das Leben weiter. Für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke waren im März durchschnittlich um 5,8 Prozent mehr zu zahlen. Besonders spürbar war die Teuerung bei Obst (plus 4,7 Prozent), bei Milch, Käse und Eiern (plus 5,5 Prozent) und bei Gemüse, das sich im Vergleich zum Vorjahr gar um neun Prozent verteuerte. Daneben wurde Fleisch um 4,1 Prozent teurer, Preisschübe gab es zudem bei Kaffee (plus 12,3 Prozent) und alkoholfreien Getränken (plus 9,8 Prozent).

Grafik zeigt Daten zur Inflation in Österreich im März 2022
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Statistik Austria

Rückläufig waren hingegen die Preise für Wohnungsmieten/alle Kategorien (minus 2,5 Prozent), Pendler/Jahreskarte (minus 34 Prozent), Sparschienetickets der Bahn (minus 20,5 Prozent) sowie Städteflüge (minus 15,5 Prozent). Dem Teuerungstrend entzogen sich im März auch weitgehend die Preise für Bekleidung und Schuhe (plus 0,1 Prozent), nachdem diese im Februar noch um 5,8 Prozent gestiegen waren.

Entwicklung in Mikro- und Miniwarenkorb sichtbar

Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen enthält und den täglichen Einkauf repräsentiert, stieg im Jahresvergleich um 6,3 Prozent (Februar: plus 6,3 Prozent). Das Preisniveau des Miniwarenkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe enthält, stieg im Jahresabstand um 13,7 Prozent (Februar: plus 9,5 Prozent).

Umfrage: Teuerung als zunehmende Belastung

Die ungebremste Inflation wird für viele Österreicherinnen und Österreicher zur zunehmenden finanziellen Belastung. Bereits neun von zehn Personen spüren die Auswirkungen der Teuerung im täglichen Leben, vor allem beim Einkaufen und an der Tankstelle, geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor. Mehr als die Hälfte der 500 Befragten plant, in nächster Zeit auf nicht notwendige Käufe zu verzichten.

Inflation steigt weiter

Die Inflationsrate ist so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr. Hauptgrund ist der Krieg in der Ukraine, der für zusätzliche Preissprünge bei der Energie sorgt.

Neben dem täglichen Einkauf (81 Prozent) und den Kosten an der Tankstelle (80 Prozent) ist der Preisschub für die heimischen Konsumentinnen und Konsumenten vor allem beim Heizen (63 Prozent) und beim Wohnen bzw. der Miete (46 Prozent) spürbar. 42 Prozent der befragten Personen, die von der Inflation nach eigenen Angaben belastet werden, gaben an, die Teuerung auch bei Restaurant- und Lokalbesuchen zu bemerken. Laut aktuellen Daten der Statistik Austria erhöhten sich die Preise für Restaurantbesuche im März im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 6,6 Prozent – mehr dazu in oesterreich.ORF.at .

Opposition fordert Entlastungen

Erneut rief die Teuerung am Donnerstag Vertreter der Oppositionsparteien auf den Plan. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch kritisierte die bisher von der Regierung ergriffenen Maßnahmen in einer Aussendung als „halbherzig“ und forderte etwa eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes sowie eine baldige Pensionsanpassung. Die Teuerung treffe vor allem ärmere Bevölkerungsschichten, so die Begründung Muchitschs.

Für einen „Schutz vor der Kostenlawine“ machte sich auch FPÖ-Chef Herbert Kickl stark. „Ein sofortiges Gegensteuern durch die Reduktion von Steuern auf Treibstoffe und Energiekosten ist notwendig, um Last von den Schultern der Menschen zu nehmen“, so Kickl. Ohne weitere Maßnahmen riskiere die Regierung einen gravierenden Wohlstandsverlust, warnte er.

Auch NEOS-Wirtschaftssprecher Gerald Loacker pochte auf weitere Entlastungsschritte, etwa über „die sofortige und rückwirkende Abschaffung der kalten Progression, eine Reduktion der energiebezogenen Abgaben, insbesondere auf Strom, sowie über eine gezielte Unterstützung jener Haushalte und Unternehmen, die von der Teuerung besonders stark betroffen sind“.

Weiter hohe Inflation erwartet

Die Inflation dürfte auch in den kommenden Monaten hoch bleiben. Laut einer Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) könnten die Verbraucherpreise – getrieben vom Energiepreisschock – heuer punktuell um bis zu sieben Prozent steigen. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) rechnet für das Gesamtjahr 2022 mit einem durchschnittlichen Anstieg von 5,6 Prozent.

Teuerung betrifft gesamten Euro-Raum

Der Anstieg der Inflation betrifft nicht nur Österreich, im gesamten Euro-Raum wird ein Rekordwert verzeichnet. Für Euro-Zone-Vergleiche wird die harmonisierte Inflationsrate (HVPI) herangezogen. Nach dieser Berechnungsmethode stiegen die Verbraucherpreise im März im Jahresvergleich um 7,4 Prozent, wie die EU-Statistikbehörde Eurostat am Donnerstag mitteilte. Haupttreiber der Inflation waren die stark gestiegenen Energiepreise. Sie verteuerten sich im März um 44,4 Prozent nach 32,0 Prozent im Februar. Lebensmittel, Alkohol und Tabak kosteten 5,0 Prozent mehr.