Bundesheer: Russische Armee auf Jahre geschwächt

Russlands Präsident Wladimir Putin strebt bis zum 9. Mai – dem russischen Feiertag zum Tag des Sieges im Zweiten Weltkrieg – eine Entscheidung im Ukraine-Krieg an. Dass das gelingen wird, ist aus Sicht des österreichischen Bundesheers fraglich.

Letztlich werde die russische Armee aber über Jahre geschwächt aus dem Krieg hervorgehen, weil sie durch Fehlkalkulationen seitens des Kreml nicht auf so einen intensiven und langen Konflikt vorbereitet gewesen sei, so die Annahme.

Allerdings könnte es in den kommenden drei Wochen durchaus vorentscheidende Entwicklungen geben, erklärte Oberst Berthold Sandtner jüngst in einem APA-Gespräch. Sollte es der russischen Armee gelingen, bei ihrer Offensive im Osten der Ukraine den Ring um Luhansk und Donezk zu schließen und vor allem die militärische Unterstützung und Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine zu unterbinden, würde die ukrainische Verteidigung durchaus erheblich eingedämmt werden, erläuterte Sandtner.

Pattsituation möglich

Insbesondere in der symbolisch wichtigen Stadt Mariupol werde die russische Armee nicht aufgeben, bevor sie nicht „den letzten Widerstand ausgelöscht“ habe. Eine „Komplettzerstörung“ solle dem russischen Narrativ dienen, die Ukraine zu „entnazifizieren“, wie er auch am Dienstag in der ZIB2 betonte.

Oberst Sandtner zur russischen Offensive

Der Militärstratege Oberst Berthold Sandtner von der Landesverteidigungsakademie analysiert das Vorgehen der russischen Armee in der Ostukraine.

Momentan spiele das Wetter der Ukraine in die Hände, weil weite Territorien zur aktuellen Jahreszeit verschlammt seien und die russischen Panzer sehr eingeschränkt operieren könnten. Der materielle Überlegenheit der geschätzt rund 80.000 Mann starken russischen Armee stünde weiterhin der weitaus stärkere Kampfwille der ukrainischen Verteidigung gegenüber, heißt es seitens des Bundesheers. Letztlich könnte es auch zu einer Pattsituation kommen, in der die Lage an den Fronten für lange Zeit praktisch eingefroren werde.

Insgesamt sei das russische Militär durch den Krieg in der Ukraine aber nachhaltig geschwächt. Die Gefallenenzahl schätzt Sandtner auf „jenseits von 10.000“ getöteten Soldaten. „Das militärische Potenzial wurde auf viele, viele Jahre abgenutzt“, sagte der Bundesheer-Oberst gegenüber der APA.