Willi Resetarits während eines Konzerts 2019 in der Wiener Stadthalle
APA/Herbert Neubauer
Tod von Willi Resetarits

Würdigungen für den „Ausnahmekünstler“

Nach dem Tod von Willi Resetarits herrscht Trauer. Die Politik quer durch alle Lager, NGOs und Kolleginnen und Kollegen aus der Musikwelt würdigten nicht nur die Musik des „Ausnahmekünstlers“, sondern vor allem seine Menschlichkeit und seinen Einsatz für soziale Gerechtigkeit.

„Mit Willi Resetarits haben wir einen begeisternden Musiker & einen faszinierenden Menschen verloren“, schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter. „Wir trauern heute um eine musikalische Legende, einen Ausnahmekünstler und nicht zuletzt einfach um einen sehr feinen Menschen“, so die grüne Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.

„Noch gestern habe ich das Wiener Lied gefeiert und im Rathaus hat der Flüchtlingsball mit ihm stattgefunden“, so Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) am Sonntag auf Twitter. Seine beeindruckenden Texte in Wiener Mundart seien „ein nachhaltiges Zeugnis gesellschaftspolitischer Entwicklungen, oft sozialkritisch, aber nie ohne dabei auf den Humor zu vergessen“ – mehr dazu in wien.ORF.at.

Resetarits starb am Sonntagvormittag an den Folgen eines Sturzes auf einer Treppe in seinem Haus. Gegenüber der APA legte die Familie Resetarits am Montagabend Wert auf diese Feststellung, „um Spekulationen über die Todesursache auszuschließen“, wie es hieß. Er hinterlässt seine Ehefrau Roswitha und zwei erwachsene Kinder, die aus seiner früheren Beziehung mit Sängerin Beatrix Neundlinger stammen.

Willi Resetarits verstorben

Willi Resetarits alias „Ostbahn Kurti“ ist im Alter von 73 Jahren gestorben.

Nehammer „erschüttert“

Erschüttert zeigte sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf Twitter: „Er hat mich durch meine Jugend begleitet & ich habe viele Konzerte besucht. Mit seinen Liedern hat er Generationen begeistert. Sein Gespür für die Sorgen der Menschen, die er darin verarbeitet hat, wird unvergessen bleiben.“

„Er war ein so großartiger, vielseitiger Musiker und hat unser Leben in den schönen und in den schwierigen Zeiten mit dem richtigen Sound und einem großen Stück Weisheit begleitet“, zeigte sich auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) betroffen. „Und er hatte ein großes Herz. Viele Jahre lang hat er sich aufrichtig und umtriebig engagiert und sich um Menschen gekümmert, die es nicht so gut haben.“ Auch die Grünen trauerten „um den Ausnahmekünstler Willi Resetarits“.

„Seine Musik wird bleiben“

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner schrieb auf Twitter: „Ostbahn Kurti ist von uns gegangen. Ein großer Künstler, ein großer Mensch. Seine Musik wird bleiben, sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit wird bleiben. Ein trauriger Tag.“

Resetarits habe „über 40 Jahre die österreichische Kultur- und Musiklandschaft entscheidend mitgeprägt. Eine starke Stimme der Menschlichkeit und des sozialen Engagements hat uns leider verlassen“, so NEOS-Kultursprecherin Julia Seidl: „Willi Resetarits hat Generationen zum Lachen und zum Weinen gebracht. Er hat Probleme und Missstände in der Gesellschaft aufgezeigt und den Finger in die Wunde gelegt. Er hat berührt und wachgerüttelt. Seine Arbeit ist ein Vermächtnis, das wir stets in Ehren halten werden.“

„Er war einer der besten, als Musiker sowieso, aber als Mensch ganz besonders“, schrieb Peter Pilz, der als Gastmusiker einige Male mit Resetarits auf der Bühne stand. ÖVP-Volksgruppensprecher Nikolaus Berlakovich bezeichnete Resetarits in einer Aussendung als „großen Burgenländer mit einem großen Herzen“.

Katholische Kirche und Caritas „tief betroffen“

Auch die katholische Kirche und die Caritas zeigten sich „tief betroffen“ über den Tod Resetarits’. Mit ihm verliere „das Burgenland, die Volksgruppe der Burgenlandkroaten und ganz Österreich eine Stimme, die nicht nur unvergleichlichen Melodien, sondern auch den Benachteiligten und Entrechteten unserer Gesellschaft Gehör verschaffte“, wird der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics von Kathpress zitiert – mehr dazu in religion.ORF.at.

Caritas-Präsident Michael Landau und Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner äußerten sich auf Facebook zu Resetarits. Dessen plötzlicher Unfalltod „hinterlässt eine schmerzliche Lücke und ist ein herber Verlust“, schrieb Landau. Das Ineinandergreifen von künstlerischem und sozialem Engagement habe viele Menschen ermutigt und inspiriert, sich für andere einzusetzen.

Schwertner schrieb: „Oh nein. Der Kurtl ist nicht mehr“ und erinnerte sich an „unzählige und unvergessliche“ Konzerte von Resetarits, die er miterlebte. Wie unermüdlich sich der Verstorbene zeitlebens für Menschenrechte und Menschlichkeit einsetzte, „ist und bleibt vorbildlich. Er war ein echter Kämpfer für Menschlichkeit.“

„Er wird uns fehlen“

Bestürzt über das plötzliche Ableben von Resetarits zeigte sich auch SOS Mitmensch: „Unser großer Dank gilt seiner beeindruckenden Schaffenskraft und seinem jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz für Menschenrechte und gegen Rassismus. Er wird uns fehlen und er wird Österreich fehlen“, so die Menschenrechtsorganisation.

Auch Kolleginnen und Kollegen aus der Musikbranche zeigten sich bestürzt. „Danke für deine Zivilcourage, deine Musik und deine leiwande Art“, schrieb Voodoo Jürgens auf Facebook.

„Willi Resetarits war auf so vielen Ebenen eine unfassbare Bereicherung und ein Vorbild“, schrieb Marco Pogo.

„Viel zu früh verlässt uns einer der großartigsten und politischsten Rocksänger Österreichs“, hieß es auf der Facebook-Site der EAV.

Erste Erfolge mit den Schmetterlingen

Am 21. Dezember 1948 als Sohn burgenlandkroatischer Eltern in Stinatz geboren, wuchs Resetarits wie seine gleichfalls bekannten Brüder Lukas und Peter kroatisch sprechend auf. Im Alter von drei Jahren zog er nach Wien, nach der Matura studierte er Anglistik und Sport auf Lehramt, gab das Lehrerziel aber bald zugunsten seiner Politrockgruppe Schmetterlinge auf und machte bereits damals – etwa bei der Arena-Besetzung 1976 – mit gesellschaftspolitischem Engagement auf sich aufmerksam.

Hinweise

In memoriam Willi Resetarits ändert ORF1 am Dienstag das Programm und zeigt um 23.00 Uhr unter dem Titel „So schauts’s aus – in memoriam Ostbahn Kurti“ Interviews und Konzertausschnitte. Ein ausführlicher Nachruf folgt am Montag um 22.30 Uhr in „kulturMontag“ – mehr dazu in tv.ORF.at. Auch ORF III ändert sein Programm und widmet Resetarits’ Schaffen am Montag einen ausführlichen Themenabend. Ö1 widmet ihm am Montag „Spielräume“ ab 17.30 Uhr und eine Livesondersendung ab 19.30 Uhr – mehr dazu in oe1.ORF.at.

Mit den Schmetterlingen feierte er erste große Erfolge. Ihre „Proletenpassion“ wurde 1976 bei den Wiener Festwochen aufgeführt und erreichte bald Kultstatus. Mit dem Song „Boom-Boom-Boomerang“ nahm die Formation 1977 am Song Contest teil.

Neben Projekten wie dem „Stubnblues“ und Kooperationen mit den Persönlichkeiten des erweiterten Wienerlied-Spektrums – allen voran mit Ernst Molden – widmete er sich dem Zusammenspiel mit Musik aus anderen Kulturen. Sein Engagement für interkulturellen Dialog brachte ihm Auszeichnungen wie den Bruno-Kreisky-Preis für Menschenrechte, den Josef-Felder-Preis für Gemeinwohl und Zivilcourage und den Fritz-Greinecker-Preis für Zivilcourage. 2013 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst und wurde in der Kategorie „Kulturerbe“ zum Österreicher des Jahres gekürt. 2017 erhielt er den Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk.