Hotelangestellter in einer Hotellobby
APA/Herbert Neubauer
Urlauben wird deutlich teurer

Hotelbranche sucht nach neuen Strategien

Die Pandemie, der nach wie vor immense Fachkräftemangel und die Inflation machen Hotelbetrieben und deren Profitabilität zu schaffen. Zusätzlich schürt der Ukraine-Krieg neue Unsicherheiten bei der Buchungslage im Sommer. Einige Betriebe möchten ihre Geschäftsmodelle jetzt überdenken und den Herausforderungen mit Preiserhöhungen entgegenwirken.

Etwa zehn bis 15 Prozent würden die Preise in der Branche steigen, sagte Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Die Nachwirkungen und anhaltenden Unsicherheiten durch die Pandemie und die hohe Inflation machten die Preiserhöhungen in der krisengebeutelten Hotellerie notwendig.

Sie falle über die einzelnen Hotels hinweg jedoch unterschiedlich aus und hänge auch von Erhöhungen im Vorjahr ab, erklärte Kraus-Winkler. „Es muss rasch weiterverrechnet werden“, ergänzte Martin Schaffer, Partner bei dem Beratungsunternehmen mrp hotels.

Bei bereits bestehenden Verträgen mit Reiseveranstaltern würden große Sprünge nicht einfach akzeptiert werden. Einfacher sei eine Erhöhung, wenn man auf Plattformen und mit eigener Website werbe. Jedenfalls sei der „endgültige Tod der gedruckten Preisliste“ erfolgt, so Schaffer.

Neue Geschäftsmodelle in Arbeit

„Viele Betriebe werden beginnen, ihr Geschäftsmodell zu hinterfragen“, so die Einschätzung Kraus-Winklers in Anbetracht der aktuellen Lage. Möglich sei weniger Abendgeschäft in Restaurants unter der Woche oder der Einschub einzelner Ruhetage. „Bisher wurde aus einer Not heraus gehandelt“, sagte sie mit Verweis auf die letzten Pandemiejahre, „jetzt versuchen Betriebe, Strategien aus den Änderungen zu erarbeiten.“

Es gehe bei vielen darum, sich zu repositionieren. Zuletzt ist die Profitabilität der Betriebe laut Schaffer um rund ein Fünftel eingebrochen. Vor allem einzelne Pensionen und fast die gesamten Airbnb-Unterkünfte seien vom Markt verschwunden, würden aber nicht abgehen, sagte der Berater von mrp Hotels.

Betriebe klagen über Personalmangel

Vom beginnenden Strukturwandel seien „alle Hotelkategorien gleichermaßen betroffen“, sagte Schaffer, der für die WKO eine Analyse nach zwei Jahren Pandemie erstellt hat. Schwieriger werde es für Betriebe mit tendenziell mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wie es vor allem in der gehobenen Hotellerie und in der Ferienhotellerie der Fall ist.

Eine große Herausforderung stellt nach wie vor auch der immense Personalmangel in der Freizeitwirtschaft dar. Insgesamt fehlen in der Hotellerie und Gastronomie laut Kraus-Winkler rund 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Februar waren knapp 14.000 Stellen zu besetzen, vorgemerkte Arbeitslose im Tourismusbereich gab es 7.000.

Die WKO-Vertreterin fordert daher einen leichteren Zugang von Arbeitskräften aus Drittstaaten nach Österreich. Hierbei konkurriere man mit anderen EU-Staaten. 72 Prozent der Betriebe würden angeben, dass der Mitarbeitermangel für sie ein Problem darstellt.

Eine Hotelangestellte in einem Gästezimmer
APA/Robert Jäger
Da die Hotellerie während der vergangenen Lockdowns meist geschlossen war, suchten sich viele Arbeitskräfte andere Jobs

Kurzfristige Buchungen nehmen laut Studie zu

Die Umfrage der WKO mit Rückmeldungen von mehr als 700 Betrieben Anfang des Monats zeige laut Kraus-Winkler die hohe Unsicherheit in der Branche, die vor allem durch die aktuelle Inflation ausgelöst werde. Denn diese führe nicht nur zu Sorgen bei den Unternehmern, sondern auch zu mehr Zurückhaltung bei potenziellen Besucherinnen und Besuchern.

Kraus-Winkler beobachtet hier einen allgemeinen Trend: „Die Kurzfristigkeit wird immer kürzer. Inzwischen geht es oft um zwei, drei Tage – manchmal noch weniger. Früher hieß kurzfristig etwa zwei Wochen.“ 83 Prozent der befragten Betriebe gaben an, dass bei ihnen mehr kurzfristige Buchungen einlangen. Die Flexibilität, die die Kunden wünschen, ermögliche auch Preiserhöhungen, so Kraus-Winkler sinngemäß: „Bei der Kurzfristigkeit geht es nicht um Schnäppchen, es geht um Flexibilität“, sagte sie.

Kraus-Winkler: CoV-Hilfen müssen verlängert werden

Kraus-Winkler forderte auch, dass die Stundungen von CoV-Hilfskrediten für viele Betriebe verlängert werden müssten. Diese laufen drei bis fünf Jahre, der Staat trat als Garantiegeber auf. Bis zum Stundungsende müssen nur die Zinsen bezahlt werden.

Über das Tilgen der Schulden würde man erst in einigen Jahren nachdenken können – schließlich seien schon mehr als zwei Krisenjahre vergangen, und der Fortgang der Pandemie sei offen, argumentierte die Unternehmensvertreterin. Auf dem Arbeitsmarkt gehöre die räumliche Flexibilität der potenziellen Mitarbeiter verstärkt.

Zudem biete die WKO den Betrieben Unterstützung an – etwa beim Personalthema mit Webinaren zum Umgang mit Praktikanten. Für die Stadthotellerie und die Nachtgastronomie müsse es weiterhin CoV-Hilfen geben. Unbedingt brauche es auch Hilfe für Betriebsübergaben und -schließungen sowie weniger damit einhergehende Kosten, so die Forderung Kraus-Winklers.

Sommernachfrage scheint vorerst bei Mehrheit gesichert

Mit der Nachfrage für den Sommer sind laut Umfrage aber immerhin 56 Prozent der befragten Hoteliers zufrieden. Ein Drittel der Betriebe erwartet sich eine Auslastung von mehr als 70 Prozent, ein weiteres von mehr als 50 Prozent, der Rest weniger.

Die Pandemie sorgt zumindest vorerst weiter für eine Zunahme der Buchungen von Österreichern in ihrer Heimat, was zu etwas längeren Aufenthalten führen kann. Auch aus Deutschland gibt es mehr Anfragen, zeigt die Befragung. Bei Gästen aus den Niederlanden, Großbritannien und der Schweiz gibt es hingegen eher Rückgänge. Ostern verlief zuletzt für die Mehrheit der Betriebe nicht oder gar nicht zufriedenstellend. 40 Prozent zeigten sich laut Umfrage sehr zufrieden oder zufrieden.

WIFO: Krieg schafft neue Rahmenbedingungen

Nach dem Ende des Lockdowns Mitte Dezember hätte sich die heimische Tourismuswirtschaft überraschend schnell und kräftig erholt, berichtete das WIFO Anfang des Monats. Der aufkeimende Optimismus wurde dann aber durch den Krieg in der Ukraine jäh gedämpft.

„Die Aussichten für den Tourismus in Österreich sind damit einmal mehr von hoher Unsicherheit geprägt“, schreiben WIFO-Experten in der Analyse. Demzufolge haben sich die Rahmenbedingungen für die österreichische Tourismuswirtschaft aufs Neue eingetrübt. Es sei zu erwarten, dass dieser Konflikt die Nachfrage nach Urlaub in Österreich negativ beeinflussen werde, wobei die indirekten Wirkungen die direkten bei Weitem überwiegen dürften.

Aufgrund einer Beeinträchtigung des internationalen Flugverkehrs wird eine geringere Nachfrage aus Fernmärkten erwartet. Zusätzlich könnte die Nachfrage aus diesen Märkten unter der Wahrnehmung Europas als „Kriegsschauplatz“ leiden. Der Boom des Binnentourismus in Österreich wird sich diesen Sommer wohl etwas abschwächen. Die Nachfrage dürfte aber nach Einschätzung der Wirtschaftsforscher über dem Vorkrisenniveau verbleiben.