leere Bootsanlegestellen in der Ruster Bucht
APA/Robert Jaeger
Trockenheit

Auch den Seen fehlt der Niederschlag

Auch wenn der April ersehnten Regen gebracht hat – Regenmangel und Trockenheit lassen die Pegel von manchem heimischen Badesee sinken. Der Neusiedler See misst derzeit einen historisch niedrigen Wasserstand. Aber auch von Grundwasser gespeisten Seen geht zunehmend das Wasser aus.

Die Sorge um den Wasserstand des Neusiedler Sees ist nicht neu, aber in den vergangenen Jahren hat die Trockenheit gerade dem „Meer der Wiener“ besonders zugesetzt. So auch heuer: Seit 1965 war Ende April nie weniger Wasser im Neusiedler See als momentan, hieß es neulich vom Referat Hydrografie des Landes Burgenland zur APA. Selbst der bisherige Tiefststand 1991 lag um zehn Zentimeter höher als jetzt.

Dass man vor dem Hintergrund dieser Zahlen nicht von einem „Normalbetrieb“ im Sommer ausgehen könne, liege auf der Hand. Bereits jetzt werden manche Fähren auf dem Neusiedler See weniger schwer beladen. Viele Segelboote haben zudem zu viel Tiefgang und würden derzeit nicht unbeschadet fahren können.

Regen reichte nicht aus

Der jüngste Regen im April brachte keine Abhilfe, er war nicht ergiebig genug – mehr dazu in burgenland.ORF.at. Der Neusiedler See speist sich hauptsächlich durch Niederschläge. Da bei solchen Seen die Verdunstung nicht durch Zulauf kompensiert wird, sind sie stark betroffen von ausbleibendem Regen.

See ist nicht gleich See

Seen können maßgeblich durch zutage tretendes Grundwasser gespeist werden (künstliche Baggerseen, Schotterteiche, Bergbauseen) oder durch Niederschläge (Neusiedler See, Fischteiche im Waldviertel) sowie durch oberflächliche Zuflüsse. Grundwasserzutritte gibt es in fast allen Seen, meist sind jedoch die Zuflüsse für den Wasserstand maßgeblich.

Doch auch Seen, die hauptsächlich von Grundwasser gespeist werden, geht mitunter schon das Wasser aus. Zu beobachten ist das derzeit etwa im Raum Wiener Neustadt – mehr dazu in noe.ORF.at – und auch bei einigen Baggerseen der Mitterndorfer Senke.

Hier ist besonders der Schneemangel des vergangenen Winters und Frühjahrs ausschlaggebend. Schnee reichert das Grundwasser besonders gut an, weil er langsam schmilzt und in den Boden einsickert. Ist der Grundwasserspiegel einmal auf niedrigem Niveau, reichen auch einzelne Niederschläge nicht aus, um sie wieder zu heben. Das passiert erst, wenn auch im Umland die Grundwasserspiegel durch Niederschläge wieder ansteigen.

Osten stärker betroffen

Laut Informationen des Landwirtschaftsministeriums gegenüber ORF.at sind die Auswirkungen der Trockenheit auf die heimischen Seen regional sehr unterschiedlich. Im Osten seien diese grundsätzlich stärker betroffen als in anderen Regionen, wo es aufgrund der alpinen Lage mehr Niederschlag gibt und die Schneeschmelze sich positiv auf den Wasserhaushalt der Seen auswirkt. Bei den großen österreichischen Seen wie dem Attersee oder den großen Kärntner Seen seien daher keine maßgeblichen Verschlechterungen zu erwarten, wenngleich es auch hier zu wenig Niederschlag gibt – mehr dazu in kaernten.ORF. at.

Wasserpegel österreichischer Gewässer, Stand 27.4.2022 13h

In den alpin beeinflussten Seen sei zudem die Situation schon jetzt nicht außergewöhnlich. In Echtzeit nachprüfbar sind die Pegelstände der heimischen Gewässer in der öffentlich zugänglichen Karte des Hydrographischen Informationssystems eHYD. Sie zeigt derzeit zahlreiche Gewässer mit Niederwasser an.

Klimakrisen mit Folgen für Seen

In Österreich fällt im langjährigen Durchschnitt eine Niederschlagsmenge von rund 100 Mrd. Kubikmetern. Von dieser Menge versickert aber nicht einmal ein Drittel ins Grundwasser. Der Rest fließt oberirdisch in Bäche und Flüsse ab oder verdunstet.
Eine neue Studie des Umweltbundesamts zeigt, dass die Auswirkungen der Klimakrise die verfügbaren Grundwasserressourcen Österreichs bis 2050 um bis zu 23 Prozent senken könnten.

Österreichs Seen

In Österreich gibt es über 2.100 stehende Gewässer. 38 Prozent der Gewässer sind natürlich entstanden, 62 Prozent sind künstlichen Ursprungs.

Die Klimakrise wird längerfristig Folgen auf den gesamten Wasserhaushalt haben. Trockenperioden werden voraussichtlich häufiger und stärker auftreten. Das Ministerium geht davon aus, dass an den Badeseen speziell im Osten Österreichs daher auch vermehrt niedrige Wasserstände auftreten könnten. Mit Wasser sorgsam umzugehen ist daher ein Gebot der Stunde. Gerade in Trockenperioden sei es wichtig, nicht unnötig verschwenderisch zu sein und sich gegebenenfalls an die Anordnungen der Gemeinden, etwa was Gartenbewässerungen oder Poolbefüllungen angeht, zu halten.