Rasenmäher auf Blumenwiese
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„No Mow May“

Frühjahrsruhe für den Rasenmäher

Sobald die Vegetation nach dem Winter in den Wachstumsmodus schaltet und Bienen und Hummeln zu summen beginnen, kommt ein anderes wohlbekanntes Geräusch dazu: das der Rasenmäher. In England und den USA breitet sich eine Gegenbewegung dazu immer mehr aus: „No Mow May“. Sprich den ganzen Monat Mai lang nicht mähen – genau dann, wenn die Rasenmähersaison den ersten Höhepunkt erlebt. „No Mow May“ ist hierzulande noch nicht angekommen, aber es gibt ähnliche Initiativen.

Der Verzicht aufs Rasenmähen stärkt die Artenvielfalt bei Pflanzen und hilft vielen Insekten zu überleben. 2019 startete die britische Naturschutzorganisation Plantlife die Aktion, die im Mutterland des penibel gepflegten Rasens auf großes Echo stößt. Mittlerweile hat die Organisation Bee City die Aktion in einige US-Bundesstaaten gebracht, und heuer rufen erstmals auch zwei deutsche Organisationen – die Gartenakademie Rheinland-Pfalz und die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft 1822 – zum „Mähfreien Mai“ auf.

Die Aktion von Plantlife bittet dabei zu dokumentieren, wie viele blühende Pflanzen sich in der mähfreien Zeiten hervorwagen. Dazu gibt es Tipps – wie man verhindert, dass der ungemähte Rasen einem selbst, oder den Nachbarn – zu unordentlich wird. Etwa indem man den wilden Teil des Rasens sorgfältig markiert. Und es wird appelliert, mit etwas mehr Faulenzen der Natur Gutes zu tun – das „lazy gardening“ wird schon länger zum Trend erklärt und trifft wohl vor allem bei jüngeren Generationen einen Nerv.

Biene auf Blume
ORF.at/Günther Rosenberger
Nicht nur Bienen fliegen auf Blumen

Heimisches Pendant: Naturpark Garten

In Österreich ist die „No Mow May“-Bewegung noch nicht angekommen. Die Umweltorganisation Global 2000 hat allerdings im Mai 2019 ein durchaus vergleichbares Projekt gestartet: Nationalpark Garten. Das Ziel ist, mehr Artenvielfalt und damit auch mehr Lebensraum und Nahrung für die Insekten zu schaffen: Sei es durch ein „wildes Eck“ im Garten, den Verzicht auf Dünger und Torf und eben auch möglichst wenig Mähen.

Möglichst wenig zu mähen sei ökologisch aus mehreren Gründen sinnvoll, so der Biologe Dominik Linhard von Global 2000 gegenüber ORF.at. Es habe Vorteile, wenn man Stauden, Gräser und den Rasen nach dem Winter möglichst spät schneide. Denn darin überwintern viele Tiere, wie etwa der Marienkäfer. „Wenn man frühzeitig abräumt, sind die Tiere natürlich weg“, so Linhard. Viele Insekten seien im Mai noch schutzlos, da sie da erst aus der Winterruhe herauskommen.

Rasenmäher
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Ein Weg durch eine Wiese kann die Blumen noch hervorheben

Mosaik aus gemäht und ungemäht

Außerdem mähe man die Frühblüher weg. Die hat man dann nicht oder sie gelangen nicht zur Samenreife, womit sie sich nicht vermehren können. Für die Schmetterlingsarten, Honigbienen und Hummeln, die schon relativ früh unterwegs seien, sei dann zu wenige Blühendes da: Aktuell gibt es nur Löwenzahn, „viele andere Arten sieht man nicht“, so Linhard. Denn „sensiblere Arten halten das viele Mähen nicht aus“.

Artenreichere Wiesen könnten nur entstehen, wenn maximal zweimal im Jahr gemäht werde – viele würden aber mindestens zehnmal pro Gartensaison mähen. Wichtig ist laut Linhard auch der richtige Zeitpunkt: Für das erste Mähen – je nach Wetter und Lage unterschiedlich – ist die Zeit der Margaritenblüte richtig, also Juni oder Juli. Die zweite Mahd wäre dann im Herbst.

Naturpark Garten

Rund 2.700 Gartenbesitzerinnen und -besitzer, Schulen, Gemeinden und Vereine machen bei der Global-2000-Aktion bisher mit. In Summe ergibt das eine Fläche von fast 4,8 Mio. Quadratmetern.

Extensive Wiesen haben 40 bis 50 Arten, es könnten aber auch bis zu 100 sein. Wobei Linhard betont: Es gehe nicht darum, gar nicht zu mähen und den gesamten Garten der Natur zu überlassen. Er empfiehlt ein „Mosaik“: Also eine Mischung aus Flächen, die man zum Spielen oder sonstigen Aufenthalt nutzt (öfter mähen), eine Fläche, auf der sich Blumen freier entfalten können und die nur zweimal jährlich gemäht wird. Und dann empfiehlt er noch ein „wildes Eck“, das einmal oder ein Jahr lang gar nicht gemäht wird. Dafür würden aber ein paar Quadratmeter reichen, „Insekten brauchen ja nicht viel Platz“.

Der Experte empfiehlt zudem, nicht eine Fläche auf einmal zu mähen, sondern nur einen Teil – das erlaube es Insekten, sich in den nicht gemähten Teil zu flüchten. Und man selbst kann sich dazulegen und dem Summen und Brummen der Insekten zuhören – sofern der Nachbar nicht grad mäht.