Kuleba: Deutschland im EU-Vergleich zögerlich

Gut zwei Monate nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine stuft die Regierung in Kiew die deutsche Reaktion auf den Angriffskrieg als eher zögerlich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ein. Außenminister Dmytro Kuleba sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag-Ausgabe), Deutschland sollte aber „gerade in Fragen der Ostpolitik die Führungsrolle in Europa übernehmen“.

Das gelte für Waffenlieferungen an die Ukraine, Sanktionen gegen Russland und die Gewährung des EU-Kandidatenstatus für die Ukraine. Die Ukraine hoffe insgesamt auf „mutige, visionäre Entscheidungen“ der Bundesregierung.

Warnung vor Folgen eines russischen Sieges

Kuleba warnte, sollte der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg gewinnen, „wird Europa über Jahrzehnte keine Stabilität und Sicherheit genießen“. Mit einem Sieg der Ukraine dagegen werde Europa neu erfunden und gestärkt in die Zukunft gehen.

Zu den russischen Drohgebärden mit Atomwaffen sagte Kuleba: „Hier muss Russland, wo das Regime eines Verrückten am Ruder ist, eingedämmt werden. Atomwaffen sind für Putin am wirksamsten, ehe sie zum Einsatz kommen. Drohen ist wirksamer, als die Waffen einzusetzen.“

Kuleba äußerte Anerkennung für die bisherigen Waffenlieferungen aus Deutschland. Dass Berlin seine Haltung dazu jedoch von Woche zu Woche geändert habe, sei für ihn ein Rätsel.