Schauspielerin Amber Heard
AP/Jonathan Ernst
Depp-Prozess

Heard feuert Krisen-PR-Team

Im aufsehenerregenden Verleumdungsprozess zwischen Johnny Depp und seiner Ex-Frau Amber Heard sind in den vergangenen drei Wochen die Untiefen einer – gelinde gesagt – toxischen Hollywood-Beziehung sichtbar geworden. Der Hintergrund des Prozesses sind Heards Gewaltvorwürfe gegen Depp, doch die letzten Wochen haben auch auf Heard ein schlechtes Licht geworfen. Wie auch immer die komplexe Realität aussieht, zumindest in der Öffentlichkeit hat sich der Wind gegen die 36-Jährige gedreht. Nun hat sie laut Medienberichten ihr PR-Team ausgetauscht – kurz bevor sie selbst in den Zeugenstand tritt.

Heard sei nicht zufrieden damit, wie ihre Seite der Geschichte in der Öffentlichkeit ankomme und habe daher überraschend die PR-Firma gewechselt, hieß es in dem Bericht des Boulevardblatts „NY Post“. Bisher soll für Heards öffentliche Kommunikation zum Prozess das Unternehmen Precision Strategies verantwortlich gewesen sein, das von einem ehemaligen Berater des Ex-US-Präsidenten Barack Obama gegründet wurde. Nun soll eine andere Krisen-PR-Firma in die Bresche springen, die bereits in einem anderen Prozess gegen Depp gearbeitet hatte. Damals hatte Depp sein Management verklagt, weil es sein Geld verprasst haben soll.

Der live gestreamte Prozess zwischen Depp und Heard ist zweifellos eine große Publicity-Schlacht – wenig verwunderlich bei einem Streitwert von 50 Millionen Dollar und der Reputation der beiden Beteiligten. Der 58-jährige Depp hatte Heard, mit der er von 2015 bis 2017 verheiratet war, auf Schadenersatz verklagt. Grund ist ein Beitrag Heards für die Zeitung „Washington Post“ Ende 2018, in dem sie sich als Opfer von häuslicher Gewalt bezeichnete.

US-Schausspieler Johnny Depp
Reuters/Michael Reynolds
Depp versucht in dem Prozess seine Rehabilitierung

Die Schauspielerin nannte ihren Ex-Mann dabei zwar nicht namentlich. Depp argumentiert aber, ihm werde implizit häusliche Gewalt unterstellt, zumal Heard ihn schon 2016 öffentlich eines tätlichen Angriffs bezichtigt hatte. Depp hat die Gewalt stets dementiert und nun auch unter Eid bestritten, jemals im Leben eine Frau geschlagen zu haben.

Szenen einer zerrütteten Ehe

In dem Prozess lässt sich bereits seit drei Wochen ungefiltert verfolgen, wie die beiden Hollywood-Stars in aller Öffentlichkeit ihre Beziehung aufrollen und sich gegenseitig mit wüsten Vorwürfen überziehen. In Bildern, Textnachrichten, Videos und Zeugenaussagen werden heftige Beschimpfungen und Ausbrüche dokumentiert, Depps Problem mit Alkohol, Drogen und Medikamenten ist offensichtlich, Heard wurde in einem von Depp bestellten Gutachten wiederum eine bipolare Persönlichkeitsstörung diagnostiziert.

Im Verlauf des Prozesses wurde deutlich, dass auch Heard missbräuchliches Verhalten an den Tag gelegt hat, die Ehe chaotisch und das gegenseitige Verhältnis von Aggression, Gewalttätigkeiten, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie beidseitig psychischen Problemen überschattet war. Die Ehetherapeutin des Paares sprach von „gegenseitigem Missbrauch“.

Auch Heards Assistentin berichtete, dass die Schauspielerin aggressiv ihr sowie der eigenen Schwester gegenüber gewesen sei. Eine von Depp beauftragte Rechtspsychologin diagnostizierte bei Heard eine Borderline- und eine histrionische Persönlichkeitsstörung. Zudem soll sie einer Wohltätigkeitsorganisation rund 3,5 Millionen Dollar versprochen, aber nur rund ein Drittel bezahlt haben. Zu den Tiefpunkten des Prozesses gehörten Fäkalien, die Heard auf Depps Bett hinterlassen haben soll, und die Schilderung einer Szene, in der sie Depp mit einer Wodkaflasche beworfen habe. Dabei sei ihm ein Teil eines Fingers abgetrennt worden.

Heard in Missgunst geraten

Bisher wurde vor allem Depps Seite samt seines viertägigen Kreuzverhörs gehört. Heard selbst ist noch nicht zu Wort gekommen. Liest man Kommentare zum Prozess wird aber deutlich, dass sich viele ihr Bild trotzdem schon gemacht haben dürften. Heard ist in Misskredit geraten, eine Petition, sie aus dem neuen und bereits fertiggestellten Film „Aquaman 2“ zu schneiden, konnte drei Millionen Unterschriften sammeln.

Depp hingegen scheint entschlossen zu sein, sich in den Augen der Öffentlichkeit zu rehabilitieren – denn seine Karriere war nach Heards Vorwürfen eingebrochen. Er war es auch, der die Liveübertragung des Prozesses juristisch durchgefochten hatte, Heard hatte das abgelehnt. Diese Strategie scheint bisher aufzugehen, Depp scheint vor allem in den sozialen Netzwerken und Kommentarbereichen Sympathien zu sammeln, das ungeachtet des Umstandes, dass sich auch Depp zahlreiche Fehltritte geleistet haben dürfte.

Um den Prozess zu gewinnen, muss Depp das Gericht davon überzeugen, dass die Vorwürfe häuslicher Gewalt falsch sind und Heard absichtlich gelogen hat. Die kommenden Wochen werden die Causa nun aus Heards Perspektive aufrollen. Die 36-Jährige und ihr Team sind am Wort, Heard könnte bereits am Dienstag in den Zeugenstand treten. Der Prozess soll noch bis Ende Mai weitergehen.