250 Festnahmen in Armenien nach Protesten gegen Premier

In der Südkaukasusrepublik Armenien sind in der Hauptstadt Eriwan bei neuen Protesten gegen Regierungschef Nikol Paschinjan 250 Menschen festgenommen worden. Die Polizei gehe mit äußerster Härte gegen die Demonstrierenden vor, unter denen auch Abgeordnete seien, sagte der zur Opposition gehörende Vizeparlamentschef Ischchan Sagateljan gestern armenischen Medien. Den Festgenommenen wird Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen.

Seit Tagen schon gibt es in der völlig verarmten Sowjetrepublik Demonstrationen gegen die Regierung. Am Vortag hatte die Opposition auf einem zentralen Platz vor dem Opern- und Balletttheater Eriwans ein Dauerzeltlager aufgeschlagen, das erst nach dem Rücktritt von Premier Paschinjan aufgelöst werden soll. Die Demonstrierenden haben zahlreiche Straßen in der Hauptstadt blockiert. Bei einer weiteren Demonstration heute Abend nahmen laut dpa-Informationen mehr als 20.000 Menschen teil.

Die Proteste richten sich gegen die Politik Paschinjans mit Blick auf die zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittenen Region Bergkarabach. Ein Großteil des zuvor von Eriwan kontrollierten Gebiets ist nach einem Krieg beider Länder im Herbst 2020 an Baku gefallen. Das hat eine schwere politische Krise in Armenien ausgelöst. Obwohl Paschinjan im vergangenen Jahr Neuwahlen gewinnen konnte, werfen viele Armenier ihm nach wie vor eine Niederlage in dem Krieg vor.