Lawrow-Interview: Salvini verteidigt Berlusconi-Sender

Der Chef der in Italien mitregierenden rechten Lega, Matteo Salvini, hat den Sender Rete 4 nach dem umstrittenen Interview mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow gegen Kritik verteidigt.

Lawrow war am Sonntagabend fast 40 Minuten lang auf Rete 4 zu sehen. Dabei wiederholte er russische Kriegspropaganda und sorgte international mit einem Nazi-Vergleich für Empörung.

„Lawrow hat Dinge gesagt, die man kritisieren kann, zum Beispiel über den Holocaust oder den Vergleich zwischen Hitler und (dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr, Anm.) Selenskyj. Das sind Ideen, die man kritisieren kann, aber man kann nicht von Mediaset verlangen, sie zu zensieren“, sagte Salvini heute.

„Man kann die wahnsinnigsten Thesen verbreiten, doch in einer Demokratie antwortet man mit anderen Ideen. Man fordert keine Zensur“, so der ehemalige Innenminister.

Kritik von Draghi

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi kritisierte das Rete-4-Programm „Zona bianca“ wegen des Interviews mit Lawrow. „Man hat es zwar ein Interview genannt, aber in Wahrheit war das eine Wahlkundgebung“, sagte Draghi. In Italien gebe es zwar – anders als in Russland – Presse- und Redefreiheit. Aber Draghi fand: „Man muss sich fragen, ob es akzeptabel ist, jemanden einzuladen, der interviewt wird, ganz ohne Widerrede. Das war keine Glanzleistung.“

Zuvor hatten schon etliche andere italienische Politiker die Sendung heftig kritisiert. Der Chef der Sozialdemokraten und ehemalige Ministerpräsident Enrico Letta sprach von einem „Abgrund“.