Massaker von Tulsa soll weiter vor US-Gericht verhandelt werden

In Tulsa im US-Bundesstaat Oklahoma haben Bürgerinnen und Bürger einen Etappensieg auf dem Weg zur Aufarbeitung eines vor 101 Jahren begangenen rassistischen Massakers errungen. Das Bezirksgericht entschied, eine Klage wegen des 1921 verübten Verbrechens an Schwarzen im Stadtteil Greenwood weiterzuverfolgen.

Festgenommene Schwarze nach Unruhen in Tulsa (US-Bundesstaat Oklahoma) im Jahr 1921
AP/Tulsa Historical Society

Damit verwarf Richterin Caroline Wall gestern (Ortszeit) zumindest teilweise den Antrag der Beklagtenseite, die im März 2021 eingereichte Klage fallen zu lassen, wie der US-Sender CNN berichtete. Überlebende und Angehörige können damit weiter auf Entschädigungszahlungen hoffen. Wie es in dem Fall konkret weitergehen wird, ist laut CNN allerdings noch unklar.

Hunderte Tote bei Unruhen vermutet

Ein auf Twitter veröffentlichtes Video aus dem Gerichtssaal zeigte den Jubel nach der Entscheidung unter den Anwesenden, darunter einem 101- und zwei 107-jährigen Klägern. Die drei waren kleine Kinder, als ein Mob weißer Bürger durch Greenwood – Tulsas Geschäftsviertel der Schwarzen – zog, auf dessen Bevölkerung schoss und den bis dahin florierenden Stadtteil ausraubte und nachhaltig verwüstete.

Schätzungen zufolge starben bis zu 300 Schwarze bei den Unruhen, die als Massaker von Tulsa in die Geschichte eingingen. Ihnen waren Gerüchte von einem Übergriff auf eine weiße Jugendliche durch einen Schwarzen vorausgegangen.

Frühere Verhandlungsversuche gescheitert

Frühere Versuche, das Massaker vor Gericht zu verhandeln, scheiterten laut einem beteiligten Anwalt wiederholt, weil Zeitzeugen gestorben waren. In diesem Verfahren klagen elf Überlebende und Angehörige von Opfern wegen „öffentlichen Ärgernisses“ gegen insgesamt sieben Beschuldigte, darunter die Stadt Tulsa, deren Entwicklungsbehörde sowie die Militärabteilung von Oklahoma.

Sie werfen den Institutionen vor, den damaligen Angriff auf Greenwood gebilligt, unterstützt und sich daran beteiligt zu haben. Zudem sollen sie nach der weitgehenden Zerstörung des Viertels den Wiederaufbau verhindert haben.

Beklagt wird auch, dass Stadtverantwortliche in jüngerer Zeit Greenwood als eine Touristenattraktion ausgeschlachtet hätten, aber das damit eingenommene Geld nicht in den Stadtteil geflossen sei.