Proteste gegen Armeniens Regierung nehmen Fahrt auf

In Armenien nehmen die Proteste gegen die Regierung weiter Fahrt auf. Heute gingen an mehreren Orten in der Hauptstadt Eriwan erneut Menschen auf die Straße, um gegen Zugeständnisse an das verfeindete Nachbarland Aserbaidschan im Konflikt um die umstrittene Region Bergkarabach zu protestieren. Die Opposition erhöhte den Druck auf Regierungschef Nikol Paschinjan, dem sie „Verrat“ vorwirft.

Im Zentrum Eriwans spielten sich chaotische Szenen ab. Demonstrierende legten den Verkehr auf den wichtigsten Straßen lahm, die Polizei nahm Dutzende Menschen fest.

Oppositionsführer: „Paschinjan ist ein Verräter“

Oppositionsführer Ischchan Sagateljan sagte: „Paschinjan ist ein Verräter. Die andauernden Demonstrationen werden größer, sie werden ihn zum Rücktritt zwingen.“ Sagateljan kündigte für den Abend eine erneute Demonstration auf dem zentralen Platz in Eriwan an.

Gestern hatten sich rund 5.000 Menschen in der Hauptstadt versammelt und Paschinjans Rücktritt gefordert. Begonnen hatten die Proteste am Sonntag, nachdem Oppositionspolitiker Paschinjans Rücktritt gefordert hatten. Es sind die heftigsten Proteste seit der armenischen Parlamentswahl im vergangenen September.

Die Opposition wirft Paschinjan vor, die umstrittene Region Bergkarabach komplett an Aserbaidschan abtreten zu wollen. Im März hatte der Regierungschef im Parlament gesagt, die internationale Gemeinschaft appelliere an Armenien, „seine Forderungen in Bezug auf Bergkarabach herunterzuschrauben“.

Jahrzehntelanger Streit um Bergkarabach

Die Kaukasus-Republiken Armenien und Aserbaidschan streiten seit Jahrzehnten um die Kontrolle über die Region Bergkarabach. Im Herbst 2020 hatten einander sich wochenlang heftige Kämpfe geliefert, mehr als 6.500 Menschen wurden dabei getötet. Die Gefechte endeten mit einer von Russland vermittelten Waffenstillstandsvereinbarung zugunsten Aserbaidschans und bedeuteten erhebliche Gebietsverluste für Armenien. Trotz der Einigung flammt die Gewalt immer wieder auf.