Sberbank Europe wird abgewickelt – keine Insolvenz

Die Sberbank Europe, die EU-Tochter der russischen Sberbank, schlittert doch nicht in die Insolvenz, sondern wird geordnet abgewickelt. Durch den Verkauf ihrer Kreditforderungen an andere Geldinstitute kann die mit österreichischer Lizenz von Wien aus tätig gewesene Sberbank Europe der Einlagensicherung Austria (ESA) die hohen dreistelligen Millionenbeträge zurückzahlen, mit denen diese betroffene Kunden entschädigt hat. Bisher hatte die ESA über 900 Millionen Euro ausgezahlt.

Im März rechnete die ESA damit, für gedeckte Einlagen im Wert von 947 Millionen Euro aufkommen zu müssen. Der Sicherungsfall der Sberbank Europe betraf vor allem deutsche Kunden: 34.800 Privatkunden in Deutschland hatten ihr Geld bei der Onlinetochter Sberbank Direct liegen – für die Sicherung der Guthaben spielt die Staatsbürgerschaft keine Rolle. In Österreich waren nur rund 120 Kunden betroffen.

Am 21. April hat ein Sonderaktionärstreffen der Sberbank Europe AG den Beschluss zur Auflösung und Abwicklung der Bank beschlossen, das ist schon im Firmenbuch eingetragen. Dabei wurde der Vorstand ermächtigt, Asset- und Forderungsverkäufe zu tätigen. Nach aktuellen Informationen ist es nun gelungen, wesentliche Pakete zu verkaufen, sodass die ESA als bevorrangter Gläubiger sofort bedient werden kann.

Bei den Käufern der Kreditforderungspakete der Sberbank Europe soll es sich vor allem um die BAWAG, aber auch um Deniz Bank, Anadi Bank und Kommunalkredit handeln. Dem Abwicklungs- und Liquidationsplan für die Sberbank Europe AG i.A. hat nun der Regierungskommissär – der Wiener Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwalt Gerd Konezny – zugestimmt, der Anfang März als Aufpasser eingesetzt worden war. Bis Jahresende sei eine ordnungsgemäße Abwicklung der Sberbank Europe möglich, hieß es aus informierten Kreisen.

Krise seit Beginn des Ukraine-Kriegs

In Schieflage geriet die Sberbank Europe durch starke Geldabflüsse nach Beginn des Ukraine-Kriegs und die folgenden Sanktionen gegen Russland. Am 1. März untersagten die Aufsichtsbehörden den Geschäftsbetrieb mit sofortiger Wirkung, auch die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA). Das löste gesetzlich den Einlagensicherungsfall aus.

Seit Herbst liefen Verkaufsprozesse für einige Länder, in denen die Sberbank Europe von Wien aus mit Töchtern vertreten war. Dem EZB-Bankenaufsichts-Regime unterlagen die drei Euro-Zonen-Länder Österreich, Slowenien und Kroatien – nicht aber Tschechien und Ungarn als EU-Länder sowie Serbien, Bosnien-Herzegowina und die Republika Srpska als Drittstaaten.