Amber Heard während ihrer Aussage im Gerichtsprozess gegen ihren Ex-Ehemann Johnny Depp
Reuters/Elizabeth Frantz
„Schmerzhafteste Erfahrung“

Auftakt für Amber Heard im Zeugenstand

Mit emotionalen Beschreibungen über ihre frühere Beziehung mit Johnny Depp (58) ist die 36-jährige Schauspielerin Amber Heard am Mittwoch in dem aufsehenerregenden Verleumdungsprozess erstmals in den Zeugenstand getreten. Das Verfahren sei die „schmerzhafteste und schwierigste Erfahrung“ ihres Lebens: „Ich ringe nach Worten, um zu beschreiben, wie schmerzhaft das ist.“

Es sei furchtbar, „hier wochenlang zu sitzen und alles nochmal zu durchleben.“ Während seiner mehrtägigen Aussagen beteuerte Depp mehrfach, Heard niemals geschlagen zu haben. Vielmehr sei sie mehrfach gewalttätig geworden. Seine Ex-Frau sieht das anders. Zu Beginn der Beziehung habe sich Depp sehr fürsorglich verhalten. Sie habe ihn daher 2015 geheiratet.

Dann habe Depp eine Eifersucht entwickelt und ihr Seitensprünge unterstellt, später folgten physische Angriffe, sagte sie im Zeugenstand. Das erste Mal sei sie geschlagen worden, als sie über sein Tattoo lachte. Sie habe gewusst, dass sie ihn verlassen sollte, habe sich aber nicht überwinden können. Nach 15 Monaten Ehe reichte Heard 2016 die Scheidung ein.

Johnny Depp während der Aussage seiner Ex-Ehefrau Amber Heard im Gerichtsprozess gegen ihn
Reuters/Elizabeth Frantz
Depp wies in seinen Aussagen mehrfach zurück, Heard geschlagen zu haben

Heards Anwälte wollten Klage abweisen

Nach der mehrtägigen Beweisführung durch Depps Anwälte versuchte das Anwaltsteam von Heard, die Klage als unbegründet abzuweisen. Depp sei den Beweis schuldig geblieben, dass Heard ihn mit einem Ende 2018 erschienenen Beitrag für die Zeitung „Washington Post“ verleumdet habe. Die „Aquaman“-Darstellerin hatte sich damals als Opfer häuslicher Gewalt bezeichnet, ohne den „Fluch der Karibik“-Star dabei namentlich zu nennen. „Es ist unumstritten, dass er tatsächlich Amber misshandelt hat“, sagte Heards Anwalt Ben Rottenborn.

Richterin Penney Azcarate sah am Dienstag aber genügend Anhaltspunkte, die eine Fortsetzung des Verfahrens rechtfertigen. Depp hatte Heard aufgrund des „Washington Post“-Artikels auf 50 Millionen Dollar (knapp 48 Mio. Euro) geklagt, weil sie ihm seinen Angaben zufolge mit falschen Anschuldigungen der häuslichen Gewalt schwer geschadet zu habe. Ein neuer „Pirates“-Film wurde auf Eis gelegt, und Depp wurde in der „Fantastic Beasts“-Filmreihe, einem „Harry Potter“-Ableger, ersetzt. Seine Ex-Frau reagierte mit einer 100-Millionen-Dollar-Gegenklage als Schadenersatz wegen „ungezügelter physischer Gewalt“.

Psychologin sieht Belastungsstörung

Am Dienstag begannen Heards Anwälte mit der Befragung eigener Zeugen. Eine Psychologin sagte im Zeugenstand etwa aus, bei vier separaten Tests eine posttraumatische Belastungsstörung bei Heard infolge ihrer Beziehung zu Depp diagnostiziert zu haben. Depp habe sie mit „obsessiver“ Eifersucht und Kontrollzwang gequält und ihr offenbar physische und sexuelle „Gewalt“ angetan.

So habe Depp Heard „geschubst“, geohrfeigt, „gewürgt“, gegen eine Mauer gestoßen und ihr in den Rücken getreten. Auch Heard habe zeitweise körperliche Gewalt gegen Depp ausgeübt, das sei aber nichts im Vergleich zu der Gewalt, die sie erlitten habe.

Eine von Depps Anwälten präsentierte Psychologin hatte keine Belastungsstörung feststellen können. Ihrer Ansicht nach leide die Schauspielerin an einer Borderline-Persönlichkeit und an krankhaft egozentrischem und manipulativem Verhalten.

Amber Heard während ihrer Aussage im Gerichtsprozess gegen ihren Ex-Ehemann Johnny Depp
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Heard schilderte emotional Szenen aus ihrer früheren Beziehung zu Depp

PR-Team ausgetauscht

Anfang der Woche berichteten Medien, dass die 36-jährige Schauspielerin ihr Krisen-PR-Team ausgetauscht habe. In der Öffentlichkeit hatte sich der Wind gegen Heard gedreht. Heard sei nicht zufrieden damit, wie ihre Seite der Geschichte in der Öffentlichkeit ankomme und habe daher überraschend die PR-Firma gewechselt, hieß es in dem Bericht des Boulevardblatts „NY Post“.

Das nun laufende Verfahren ist gewissermaßen ein Remake des Prozesses im Jahr 2020, den Depp gegen die britische Boulevardzeitung „The Sun“ angestrengt hatte. Das Blatt hatte ihn 2018 als „Ehefrauenschläger“ bezeichnet. Nach einem wochenlangen Rosenkrieg mit heftigen Vorwürfen erlitt Depp eine Niederlage, die Klage wurde abgewiesen. Die Mehrheit der in der Zeitung erwähnten Vorwürfe habe sich als wahr erwiesen, hatten die Richter in ihrem Urteil festgestellt. Der aktuelle Verleumdungsprozess in den USA soll voraussichtlich bis Ende Mai dauern.