Amnesty dokumentiert „außergerichtliche Hinrichtungen“

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat heute einen rund 40-seitigen Bericht über mutmaßliche russische Kriegsverbrechen in der Ukraine vorgelegt. Unter anderem seien „rechtswidrige Luftangriffe auf Borodjanka“ sowie „außergerichtliche Hinrichtungen“ in Butscha und weiteren Städten und Dörfern um die Hauptstadt Kiew dokumentiert worden, teilte Amnesty mit. Die Organisation spricht von 22 Fällen in und bei Butscha und mehr als 40 Toten in Borodjanka.

Pressekonferenz von Amnesty International
Amnesty International/EBU

„In einem seltenen, ja historischen Schritt prangerte Amnesty International die unrechtmäßige Gewaltanwendung Russlands als Verletzung der UN-Charta und als Akt der Aggression an“, sagte Amnesty-Generalsekretärin Agnes Callamard bei der Präsentation in Kiew. Amnesty habe mehr als 40 durch Luftangriffe getötete Zivilisten in Borodjanka und 22 Fälle von gesetzeswidrigen Tötungen in und bei Butscha dokumentiert.

Callamard: Verbrechen bewusste Entscheidungen

„Wir wissen, dass die Verbrechen gegen in der Umgebung von Kiew lebende Menschen nicht nur anekdotisch, zufällig oder unbeabsichtigt sind“, betonte Callamard. Es seien vielmehr bewusste Entscheidungen gewesen. Die verübten Verbrechen seien inakzeptabel und unterlägen keiner Logik. Zu den Gründen des Verhaltens der russischen Soldaten meinte dem Bericht zufolge ein Zeuge im Dorf Sdyschiwka: „Sie haben wohl gedacht, dass sie hier herzlich empfangen werden, doch das war nicht der Fall.“

Während zwölftägiger Recherchen vor Ort in der Ukraine hätten Mitarbeiter von Amnesty 45 Menschen befragt, die „direkte Zeugen“ der Tötungen seien oder „aus erster Hand davon wussten“. Zudem habe Amnesty mit 39 Personen gesprochen, die völkerrechtswidrige Luftangriffe auf Wohngebäude „direkt miterlebt“ oder „aus erst Hand davon erfahren“ hätten.