Belarus: Sechs Jahre Haft für Freundin von Regierungskritiker

In Belarus ist die bei einer Zwangslandung eines Passagierflugzeugs festgenommene Freundin eines Oppositionellen zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.

Ihr werde Anstachelung zum Hass vorgeworfen, teilte die Menschenrechtsgruppe Wjasna heute mit. Die Russin Sofia Sapega befand sich im Mai 2020 zusammen dem belarussischen Blogger Roman Protasewitsch an Bord einer Ryanair-Maschine nach Litauen, die von der belarussischen Luftwaffe zur Zwischenlandung gezwungen wurde.

Protasewitsch und die 24 Jahre alte Sapega wurden direkt nach der Landung in Minsk verhaftet. Belarus begründete die Unterbrechung des Fluges mit einer angeblichen Bombendrohung.

Geständnisse sollen unter Druck entstanden sein

Die erzwungene Landung und die Festnahme der beiden Oppositionellen hatten scharfen Protest in Europa ausgelöst und Sanktionen gegen die Regierung von Machthaber Alexander Lukaschenko nach sich gezogen.

Er warf dem regierungskritischen Blogger Protasewitsch vor, eine „blutige Rebellion“ geplant zu haben. Protasewitsch und Sapega hatten die Vorwürfe in Videos gestanden. Im Westen geht man davon aus, dass die Geständnisse unter Druck zustande gekommen waren. 2020 wurde Belarus von Massenprotesten gegen Lukaschenko und seine umstrittene Wiederwahl erschüttert, die der Präsident mit Rückendeckung Russlands niederschlagen ließ.

„Es tut mir leid für Sofia und ihre Familie“, teilte die ins Exil geflohene Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja mit. „Niemand sollte unter einer Diktatur leiden.“ Ein Verfahren gegen Protasewitsch steht noch aus.