Vladimir Putin
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Moskaus Militärparade

Putin rechtfertigt Krieg

Im Schatten von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat in Moskau die größte Militärparade des Landes begonnen. Zum 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland zogen Tausende Soldaten auf dem Roten Platz auf. Der russische Präsident Wladimir Putin würdigte in seiner Rede den Einsatz der russischen Streitkräfte in der Ukraine.

Den Veteranen gratulierte Putin zu ihrem „großen Sieg“. Es sei die Pflicht, die Erinnerung an diejenigen zu erhalten, die den Nationalsozialismus besiegt hätten. Mit Blick auf die Ukraine warnte er vor der Gefahr eines neuen Weltkrieges. Es müsse alles getan werden, um zu verhindern, dass sich „der Schrecken eines globalen Krieges wiederholt“.

Zu den sich derzeit im Einsatz befindlichen Soldaten sagte Putin, sie kämpften im Donbas in der Ostukraine für die Sicherheit Russlands. Und: „Ihr kämpft für euer Vaterland, für seine Zukunft.“ Putin sprach erneut von einer „Spezialoperation“ im Nachbarland Ukraine. Eine Generalmobilmachung oder den Einsatz neuer Waffensysteme kündigte er nicht an.

Militärparade in Moskau
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Tausende Soldaten marschierten auf dem Roten Platz auf

„Westen hat Invasion Russlands vorbereitet“

Dem Westen warf Putin vor, eine Invasion Russlands und der Krim vorbereitet zu haben. Feinde Russlands nutzten „Terroristen“, um Russland zu schaden. Die NATO habe Bedrohungen an den Grenzen Russlands aufgebaut. Der Westen habe nicht auf Russland hören wollen und habe über Jahre nicht auf die russischen Sicherheitsinteressen reagiert – „sie hatten andere Pläne“.

Putin sieht sich vom Westen bedroht

Im Schatten von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat in Moskau die größte Militärparade des Landes begonnen. Zum 77. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland zogen Tausende Soldaten auf dem Roten Platz auf. Der russische Präsident Wladimir Putin würdigte in seiner Rede den Einsatz der russischen Streitkräfte in der Ukraine.

Er warf dem Westen auch einmal mehr vor, „Neonazis“ in der Ukraine bewaffnet zu haben. Moskau habe immer wieder versucht, ein Abkommen für eine internationale Sicherheitslösung zu erzielen, sagte Putin. Die NATO habe aber Russlands Argumente ignoriert und damit begonnen, das ukrainische Territorium militärisch zu erschließen. Der militärische Sondereinsatz sei eine notwendige und rechtzeitige Maßnahme gewesen – die einzig richtige Entscheidung.

Vladimir Putin
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Die Schrecken eines Weltkrieges dürften sich nicht wiederholen, so Putin

„Für den Sieg“

Den Angehörigen verletzter und getöteter Soldaten sagte der Präsident Hilfe zu: „Der Tod eines jeden Soldaten und Offiziers bedeutet Leid und unwiederbringlichen Verlust für die Verwandten und Liebsten“, sagte Putin. „Der Staat, die Regionen, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Organisationen tun alles, um diesen Familien Fürsorge zukommen zu lassen und ihnen zu helfen“, sagte Putin auf dem Roten Platz.

Besondere Hilfe werde den Kindern der Gefallenen und Verwundeten geleistet, sagte Putin. „Ein entsprechendes Präsidentendekret wurde heute unterzeichnet.“ Eine Maßnahme ist eine Quotenregelung. Kinder von Soldaten, die in der Ukraine gekämpft haben, hätten Anspruch auf zehn Prozent der Studienplätze an staatlichen Hochschulen. Sie müssten dabei keine Aufnahmeprüfung an der Universität ablegen. Kadetten- und Militärschulen seien ebenfalls angehalten, solche Kinder ohne Prüfung aufzunehmen.

Putin beendete seine Rede mit einem Schlachtruf an die versammelten Soldaten: „Für Russland! Für den Sieg! Hurra!“ Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht zu Ende gegangen. Russland begeht am 9. Mai mit dem „Tag des Sieges“ über Nazi-Deutschland seinen wichtigsten Feiertag.

Flugshow abgesagt

Die mit einem Großaufgebot an Uniformierten gesicherte Innenstadt glich einer Festung. Hunderte Veteranen, die russische Führung sowie Patriarch Kyrill, das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, nahmen auf einer Ehrentribüne Platz.

Dieses Mal war kein ausländischer Staatschef bei der Parade zu Gast. Putin sagte, dass der Sieg im Zweiten Weltkrieg gemeinsam mit den westlichen Alliierten errungen wurde, beklagte aber zugleich die dort herrschende „Russophobie“ bei den politischen Eliten. „Uns ist bekannt, dass den amerikanischen Veteranen, die zur Moskauer Parade anreisen wollten, das faktisch verboten wurde“, behauptete Putin.

Tausende Menschen waren unterwegs, um sich die Waffenschau anzusehen. Bei der traditionellen Parade in Moskau marschieren rund 11.000 Soldaten. Außerdem werden Panzer und andere Militärtechnik gezeigt. In Wladiwostok fuhren auch die Weltkriegspanzer vom Typ T-34 in der Kolonne mit. Insgesamt gibt es 28 Paraden im flächenmäßig größten Land der Erde.

Militärparade in Moskau
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Aus dem Ausland gab es heuer keine Gäste

Die Flugshow wurde von der russischen Führung aber abgesagt. „Der Luftteil findet wegen des Wetters nicht statt“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der staatlichen Nachrichtenagentur TASS. Ursprünglich sollten 77 Flugzeuge und Hubschrauber an der Militärparade teilnehmen. Medienberichten zufolge war geplant, dass Kampfflugzeuge ein „Z“ am Himmel bilden.

TV-Übertragung gehackt

Laut einem Bericht der BBC wurden große russische TV-Sender gehackt, sodass zumindest auf Smart-TV-Geräten die Übertragung der Parade mit einer Antikriegsbotschaft gesendet wurden. Der Name jeder Sendung habe gelautet: „An euren Händen klebt das Blut von Tausenden von Ukrainern und ihren Hunderten von ermordeten Kindern. Das Fernsehen und die Behörden lügen. Nein zum Krieg!“

Selenskyj verbittet sich Russlands „Aneignung“ von Sieg

Unterdessen verbat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine „Aneignung“ des Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg durch Russland. „Heute feiern wir den Tag des Sieges über den Nationalsozialismus“, sagte Selenskyj am Montag in einer Videobotschaft.

„Wir sind stolz auf unsere Vorfahren, die gemeinsam mit anderen Nationen in der Anti-Hitler-Koalition den Nationalsozialismus besiegt haben. Und wir werden nicht zulassen, dass sich jemand diesen Sieg aneignet“, sagte Selenskyj, der selbst Jude ist und dessen Großvater im Zweiten Weltkrieg in der Roten Armee kämpfte, weiter: „Wir haben damals gewonnen. Wir werden auch jetzt siegen.“ Der Weg dorthin sei schwierig, „aber wir haben keinen Zweifel, dass wir siegen werden“.