„Shot Sage Blue Marilyn“ von  Andy Warhol
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185 Mio. Euro

Warhols „Marilyn“ bricht Rekord

Ein Porträt Marilyn Monroes aus der Hand von US-Pop-Art-Ikone Andy Warhol ist am Montag für 195 Mio. Dollar (rund 185 Mio. Euro) in New York versteigert worden. Das Werk mit dem Titel „Shot Sage Blue Marilyn“ ist damit das teuerste bisher bei einer Auktion verkaufte Kunstwerk des 20. Jahrhunderts. Besonders an den „Shot Marilyns“ ist vor allem auch die mehr als ungewöhnliche Entstehungsgeschichte.

Das Bild, eines aus einer Serie verschiedenfarbiger Porträts Monroes, ist außerdem das teuerste je versteigerte eines US-Künstlers. Die „Shot Sage Blue Marilyn“, die auf einem Foto basiert, zeigt Monroe vor türkis-blauem Hintergrund mit gelben Haaren, roten Lippen und türkisfarbenem Lidschatten. Neben dieser Version existieren noch drei weitere „Shot Marilyns“ mit orange, rotem und blauem Hintergrund.

Wer das schon vor der Auktion auf rund 200 Mio. Dollar geschätzte Bild erwarb, gab das Auktionshaus Christie’s nicht bekannt. Das letzte Gebot in der Auktion, die laut Medienberichten nur etwa vier Minuten dauerte, soll von US-Kunsthändler Larry Gagosian gekommen sein.

Allerdings sei nicht klar, ob er es – wenn tatsächlich – für sich selbst oder im Auftrag eines Kunden oder einer Kundin gekauft habe, hieß es. Der Siebdruck befand sich bisher in der Privatsammlung der Züricher Kunsthändler Doris und Thomas Ammann, der Erlös soll zur Gänze in karitative Zwecke fließen.

Bisher nur noch Leonardo teurer

Mehr als die „Shot Sage Blue Marilyn“ hat bei einer Auktion bisher nur das Gemälde „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci eingebracht, das aus dem frühen 16. Jahrhundert stammt und 2017 für 450,3 Mio. Dollar (über 427 Mio. Euro) versteigert wurde.

„Shot Sage Blue Marilyn“ von  Andy Warhol
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Mit der Auktion verdrängte Warhol Picasso von Platz zwei

Auf Platz zwei lag bisher Pablo Picassos „Die Frauen von Algier“, das 2015 für 179,4 Mio. Dollar unter den Hammer kam. Die orange Version der „Shot Marilyns“ soll 2018 der US-Hedgefonds-Milliardär (Citadel) und Kunstsammler Kenneth C. Griffin für damals kolportierte 200 bis 250 Mio. Dollar gekauft haben.

Die ungewöhnliche Geschichte der „Shot Marilyns“

Die „Shot Marilyns“ haben eine besondere, durchaus ungewöhnliche Geschichte. Warhol (1928–1987) hatte die ursprünglich fünf Porträts von Hollywood-Ikone Monroe (1926–1962) im Jahr 1964 in seiner berühmten „Factory“, mehreren Ateliers in New Yorker Fabrikshallen, in denen der Künstler an unterschiedlichen Projekten arbeitete, angefertigt – neben der „Sage Blue“-Version eine mit rotem, eine mit orange, eine mit hellblauem und eine mit türkisfarbenem Hintergrund. Alle bis auf die türkisfarbene haben ein Einschussloch.

Rekordpreis für Marilyn-Monroe-Porträt

Ein von US-Künstler Andy Warhol angefertigtes Porträt der Schauspielerin Marilyn Monroe ist in New York für rund 195 Millionen US-Dollar (rund 185 Mio. Euro) versteigert worden. Der Siebdruck „Shot Sage Blue Marilyn“, eines aus einer Serie verschiedenfarbiger Porträts Monroes, ist somit das teuerste je versteigerte Bild eines US-Künstlers. Wer das schon vor der Auktion auf rund 200 Mio. Dollar geschätzte Bild erwarb, gab das Auktionshaus Christie’s nicht bekannt.

Eines Tages, nachdem Warhol die Porträts fertiggestellt hatte, sei die New Yorker Performancekünstlerin Dorothy Podber (1932–2008) in der „Factory“ aufgetaucht und habe den Künstler gefragt, ob sie die Bilder „schießen“ dürfe. In der Annahme, dass sie das Bild fotografieren wolle, habe Warhol eingewilligt. Allerdings, heißt es, habe Podber, oft eine „wildes Kind“ der New Yorker Kunstszene genannt, zu schwarzen Lederhandschuhen und einer kleinkalibrigen Faustfeuerwaffe gegriffen und ein Loch in einen Stapel von vier „Marilyns“ geschossen.

Nur die türkisfarbene Version befand sich nicht auf dem Stapel. Warhol soll Podber, die eine Freundin des „Factory“-Fotografen Billy Name war, lebenslanges Hausverbot erteilt haben, die vier Porträts wurden die „Shot Marilyns“ genannt.

Ikone der Pop-Art und die „Factory“

Warhol, mit bürgerlichem Namen Andrew Warhola, war Mitbegründer der US-amerikanischen Pop-Art und gilt als ihr wichtigster bzw. ihr bekanntester Vertreter. Er war nicht nur Maler und Grafiker, er schuf auch Objekte, drehte Filme, schrieb und war Musikproduzent. In seinen Ateliers arbeitete Warhol in der Regel gleichzeitig an mehreren Projekten.

Grafik zeigt die vier teuersten Gemälde der Welt
Grafik: APA/ORF.at; Fotos: APA/AFP

Die „Factory“ war Anziehungspunkt für die Kunst- und Kulturszene. Bildende Künstler (unter anderen Salvador Dali), Schriftsteller, Intellektuelle, Musiker (Mick Jagger, Jim Morrison) gingen dort ein und aus. 1968 verübte die radikalfeministische Schriftstellerin Valerie Solanas ein Attenat auf Warhol, bei dem er mehrere Schussverletzungen erlitt. Er starb 1987 überraschend nach Komplikationen infolge einer Operation.

„Der absolute Höhepunkt des amerikanischen Pop

Die „Shot Sage Blue Marilyn“ sei „eines der großartigsten Gemälde aller Zeiten“ und „das bedeutendste Bild des 20. Jahrhunderts, das in dieser Generation versteigert wird“, hatte Alex Rotter, bei Christie’s zuständig für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, im Vorfeld gesagt. „Die Marilyn von Andy Warhol ist der absolute Höhepunkt des amerikanischen Pop und das Versprechen des amerikanischen Traums und beinhaltet Optimismus, Fragilität, Ruhm und Ikonografie gleichzeitig.“

Die Versteigerung war der Auftakt zu den diesjährigen Frühjahrsauktionen bei Christie’s in New York. Weitere Rekorde könnten folgen. Rund zwei Wochen lang kommen bei den beiden Platzhirschen Christie’s und Sotheby’s, aber auch kleineren Auktionshäusern, Werke unter den Hammer, die Höchstpreise erzielen könnten.

Ein Picasso und ein Monet unter dem Hammer

Christie’s soll bereits von der „bisher besten Saison“ gesprochen haben und Sotheby’s hat dafür unter anderem den zweiten Teil der Sammlung Macklowe im Angebot, deren erster Teil bereits bei den Herbstauktionen im vergangenen Jahr Rekorde beschert hatte – mit Werken unter anderen von Gerhard Richter, Mark Rothko, Sigmar Polke und Willem de Kooning.

Daneben verspricht sich Sotheby’s viel vom Bild „Femme nue couchee“ Picassos (1881–1973) aus dem Jahr 1932, das mehr als 60 Mio. Dollar einbringen könnte, und von einem Venedig-Bild des französischen Malers Claude Monet (1840–1926), das auf rund 50 Mio. Dollar geschätzt wird. Sotheby’s spricht von einer „der größten Auktionsreihen in unserer Geschichte“. Der durchschnittliche Schätzwert für die Kunstwerke im Angebot betrage 6,2 Mio. Dollar, 21 Werke würden auf mehr als zehn Mio. geschätzt.