Ihren schnellen Song „Halo“ hatten DJ Luca Michelmayr und Sängerin Pia Maria in einem überdimensionalen Heiligenschein angelegt. In der Halle tobte das Publikum, beim Televoting hielten sich die Zuschauer aber offenbar ebenso wie die Fachjurys zurück.
Ob Österreich den Einzug knapp oder deutlich verpasst hat, das wird man erst nach dem Finale am Samstag erfahren, solange bleibt die Reihung der Semifinalshows geheim. Angesichts der vielen Überraschungen wurde in den Sozialen Netzwerken recht rasch der Verdacht laut, vor allem die Jurys aus den Ländern würden die leisen Töne heuer bevorzugen.
13 Österreich: LUM!X feat. Pia Maria „Halo“
„Die Erfahrung war ein Wahnsinn“
Nach ihrem Auftritt wirkte das Teenager-Duo auch noch euphorisch, ehe sich nach der Ergebnisverkündigung Ernüchterung einstellte. Sie hätten sich ein anderes Ergebnis erwartet und erhofft, sagten LUM!X und Pia Maria in einer ersten Stellungnahme in der ZIB Nacht. Es gehe ihnen gut und: „Die Erfahrung war ein Wahnsinn.“
LUM!X wertete den Auftritt dennoch als Erfolg: „Wir haben gesagt, wir wollen Spaß haben. Und haben so viel Spaß gehabt.“ Jetzt gehe es also um die Zukunft, unterstrich Michlmayr: „Wir werden weiter Musik machen, es hört jetzt nicht hier auf.“ So wollen beide am 3. Juni neue Songs auf den Markt bringen. „Das Leben geht weiter.“ Es bleibe vielleicht der Titel der „Sieger der Herzen“.
Ukraine und Norwegen als fixe Bank
Bei den Aufsteigern gab es jedenfalls reichlich Überraschungen, denn im Vorfeld galten nur drei Acts als Quasi-Fixaufsteiger: Dass das Kalush Orchestra mit ihrem Rap-Dub-Folklore-Song „Stefania“ weiterkommen würde, bezweifelte niemand – mit ihrem Auftritt am Dienstag dürften sie ihren Favoritenstatus weiter gefestigt haben. Den verdanken sie zwar sicher auch dem Angriffskrieg Russlands auf ihr Land und den Sympathiepunkten aus dem restlichen Europa, aber auch der Song funktionierte auf der Bühne einwandfrei.
Auch den Norwegern Subwoolfer dürfte der Einzug ins Finale deshalb gelungen sein, weil sie mit ihrem originellem Song „Give That Wolf a Banana“ sowohl musikalisch als auch optisch aus dem Teilnehmerfeld herausstachen.
Traurig währt am längsten?
Ebenfalls als heißes Eisen gehandelt wurde Griechenlands Amanda Tenfjord – und das trotz der todernsten Nummer „Die Together“. Stimmlich einwandfrei zeigte sie große Gefühle wurde mit dem Aufstieg belohnt. Ähnliches gilt für den armenischen Beitrag „Snap“ von Rosa Linn. Auch hier wurde der Trennungsschmerz besungen, mit einer eingängigen Melodie wurde hier ebenfalls – zurecht – der Finaleinzug prognostiziert.
Die restlichen Balladen des Abends galten eher als Außenseiter – und dennoch schafften es fast alle ins Finale. So galt der Schweizer Marius Bear mit seinem von Geigen und Beserlschlagzeug getragenen „Boys do cry“ eher als Wackelkandidat. Kaum jemand hatte den eher unspektakulären frankophilen Auftritt von Litauens Monika Liu auf der Rechnung – und schon gar nicht die isländischen Schwestern Systur, die mit leichten Schunkelbewegungen relativ monoton Richtung Country abbogen.
Noch eher hatte man den Aufstieg der niederländischen Sängerin S10 mit „De diepte“ und Maro aus Portugal zugetraut. Beide dürfen nun am Samstag über Depressionen und Weltschmerz singen. Als einzige weitere flotte Nummer qualifizierten sich Zdob si Zdub & Fratii Advahov aus Moldawien mit dem beschwingten Folkloresong „Trenuletul“.
Ethno-Dance ist raus
Dass sich mit Ronela Hajati und „Sekret“ die einzige Ethno-Dance-Nummer des ersten Halbfinales nicht qualifizieren konnte, lässt am berühmt-berüchtigten Blockvoting zweifeln, bei dem sich Nachbarländer gegenseitig Punkte zuschieben.
Die zwei Funkbands Citi Zeni aus Lettland mit „Eat Your Salad“ und LPS mit „Disko“ aus Slowenien scheiterten am Dienstag. Die Letten waren wohl zu bunt, den Slowenen fehlte es an Wiedererkennungswert und Originalität. Auch der extra für den Song Contest zusammengestellten dänischen Frauenband Reddi fehlte es – genau wie ihrem Song „The Show“ – an Ecken und Kanten. Zu sehr gewollt ist auch daneben, vor allem, wenn man gleichzeitig eine traurige Klavierballade und einen Rocksong darbieten will.
Alle Rockklischees halfen der bulgarischen Band Intelligent Music Project – zurecht – nicht, zu abgedroschen und einfältig blieb der Song. Gescheitert ist schließlich auch Mia Dimsic. Ihre Popnummer „Guilty Pleasure“ blieb zu niedlich – und ein wenig zu sehr an ihrem Vorbild Taylor Swift angelehnt.
Liveticker auf ORF.at
Das Semifinale am Donnerstag ist so wie das Finale am Samstag jeweils ab 21.00 Uhr live in ORF1 und im Livestream in tvthek.ORF.at zu sehen. ORF.at begleitet den Bewerb mit einem Liveticker – samt Bildern, animierten GIFs und Social-Media-Kommentaren.
Zweites Semifinale am Donnerstag
Damit stehen nun 15 von 25 Teilnehmerländern für den großen Finalabend am Samstag fest. Am Donnerstag werden sich zehn weitere Nationen qualifizieren. Abzuwarten bleibt, ob sich auch hier die langsamen und introvertierten Songs durchsetzen.
Die 20 Ex-Halbfinalisten werden dann ergänzt um die „Big Five“ genannten größten Beitragszahler des Bewerbs: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Alle 25 Nationen müssen sich dann vor den wieder erwarteten rund 120 Millionen Fernsehzuschauern beim Finale beweisen.