Von den ganz großen Favoritinnen und Favoriten ist in der zweiten Show kaum jemand dabei. Einzig Schweden wird bei den Buchmachern auch tatsächlich eine Chance auf eine Topplatzierung eingerechnet. Mit Cornelia Jakobs und „Hold Me Closer“ probiert das ehrgeizige Song-Contest-Land heuer eine weniger glattgebügelte Popnummer als zuletzt üblich und versucht es mit einem Schuss mehr Authentizität.
Der polnische Sender TVP wollte eigentlich intern einen Kandidaten küren – weil sich die Jury nicht einig wurde, ließ man letztlich doch das Publikum abstimmen. Das entschied sich klar für den in den USA geborenen Sänger Ochman, der mit der düsteren Midtempo-Ballade „River“ einen sehr großen Stimmumfang zeigt.
Ich-Botschaften und Empowerment
Gleich mehrere Kandidatinnen und Kandidaten versuchen mit einem klassischem Song-Contest-Thema auf der Erfolgswelle von Conchita, Netta und Co. zu surfen. Michael Ben David aus Israel schickt mit „I.M“ gleich die erste Ich-Botschaft in Richtung Gay-Community aus, Emma Muscat aus Malta legt später mit „I Am What I Am“ nach.
Wie seit sieben Jahren ist auch heuer Australien wieder mit dabei, ob sich die lange Anreise für Sheldon Riley mit „Not the Same“ gelohnt hat, wird sich weisen: Sein Auftritt in langer Robe und Glitzergesichtsvorhang gehört zumindest optisch in die Kategorie „auffällig“.
Außerhalb der Schubladen
Das gilt auch für das georgische Künstlerkollektiv Circus Mircus, das seinem Motto „Genre ist etwas für Schwache“ treu bleibt und mit der experimentellen Indie-Rock-Nummer „Lock Me In“ antritt. Genauso wenig in eine Schublade pressen lässt sich der klar abseits des Mainstreams angesiedelte Beitrag Serbiens „In corpore sano“, gesungen von Sängerin Konstrakta, der mit rhythmischem Sprechgesang und assoziativer Textfläche punkten will.
Für San Marino tritt mit Achille Lauro ein italienischer Rapper an, der mit dem Song „Stripper“, seiner Performance und dem Styling aber klar im Windschatten der Vorjahressieger Maneskin mitreisen will.
Ein Gruß aus der Jahrtausendwende
Auch nicht das erste Mal versucht ein Land mit bekannten Namen zu punkten: Finnland schickt The Rasmus, eine Alternative-Rock-Band, die Anfang der 2000er Jahre mit „In the Shadows“ europaweit den Durchbruch schaffte. Mit neuer Gitarristin und der radiotauglichen Rocknummer „Jezebel“ gewannen sie den finnischen Vorentscheid und versuchen ihr Glück nun in Turin.
Schnellere Nummern kommen im zweiten Semifinale auch aus Rumänien, Estland und Irland. Während der rumänische Tänzer-Sänger WRS mit „Llamame“ in Richtung Latino-Dance-Fans schielt, reitet Stefan aus Estland mit „Hope“ aus der Nische Italo-Western-Pop ein.
Liveticker auf ORF.at
Das Semifinale am Donnerstag ist so wie das Finale am Samstag ab 21.00 Uhr live in ORF1 und im Livestream in tvthek.ORF.at zu sehen. ORF.at begleitet den Bewerb mit einem Liveticker – samt Bildern, animierten GIFs und Social-Media-Kommentaren.
Folkloristisch angehaucht legt es Zypern mit Sängerin Andromache und „Ela“ an. Die irische Sängerin Brooke will sich mit einer leichten Pop-Disco-Nummer mit dem Titel „That’s Rich“ nicht ganz genau auf ihr Zielpublikum festlegen. Radiotaugliches kommt aus Tschechien mit der Elektro-Pop-Band We Are Domi und dem Song „Lights Off“.
Emotionale Balladen, die Zweite
Deutlich mehr investiert hat, wie schon in den vergangenen Jahren, Aserbaidschan, von wo Nadir Rustamli mit der aufwendig produzierten Ballade „Fade to Black“ anreist. Ebenfalls dem Trend zur langsamen Trennungsschmerznummer folgen Nordmazedonien mit Sängerin Andrea und „Circles“ sowie Belgiens Sänger Jeremy Makiese mit der Funk-Soul-Nummer „Miss You“. Aus Montenegro kommt mit Sängerin Vladana und „Breathe“ eine große Balkanballade mit dramatischer Steigerung.
Teletwitter
Vom Teletwitter-Team ausgewählte Tweets mit „#ESCORF“ werden während der TV-Übertragungen auf der Teletext-Seite 780 eingeblendet.
Wer ins Finale kommt, das entscheiden gleichermaßen Publikum und Expertinnen wie Experten. Die Stimmen der Zuseherinnen und Zuseher machen 50 Prozent der Wertung aus, die andere Hälfte übernehmen die Fachjurys aus den Ländern. Per Televoting mitentscheiden dürfen am Donnerstag Zuschauerinnen und Zuschauer aus den Teilnehmerländern der jeweiligen Halbfinalshow. Für Österreich heißt das: Erst am Samstag darf wieder gevoted werden.