Foltervorwürfe: Frankreich ermittelt gegen Interpol-Chef

Frankreichs Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat nach Foltervorwürfen zweier Briten Ermittlungen gegen Interpol-Chef Ahmed Nasser al-Raisi aufgenommen. Ein Untersuchungsrichter ermittle seit Ende März wegen mutmaßlicher Beihilfe zur Folter, hieß es heute aus Justizkreisen.

Die französische Justiz hatte zuvor in einem anderen Fall, der einen Menschenrechtsaktivisten aus den Emiraten betrifft, bereits Vorermittlungen wegen des Verdachts auf Folter gegen Raisi eingeleitet.

Der Brite Ali Issa Ahmad wirft Raisi vor, in seiner Zeit als Generalinspektor des Innenministeriums der Vereinigten Arabischen Emirate für die Folter verantwortlich gewesen zu sein, der er 2019 in den Emiraten in Haft ausgesetzt worden sei.

Proteste gegen Ernennung

Die französische Justiz kann auch schwerwiegende Verbrechen ahnden, die außerhalb Frankreichs begangen wurden, wenn die mutmaßlichen Täter sich in Frankreich befinden. Raisi soll seit Anfang des Jahres mehrfach in Lyon gewesen sein, wo die Interpol ihren Sitz hat.

Raisi war im November an die Spitze der internationalen Polizeiorganisation gewählt worden. Menschenrechtsorganisationen hatten vergeblich gegen die Personalentscheidung protestiert. Dem Interpol-Präsidenten kommt eher eine symbolische Rolle zu, die wichtigsten Entscheidungen fällt die Generalversammlung aus Vertretern der Mitgliedsstaaten.