Cornelia Jakobs (Schweden)
EBU/Sarah Louise Bennett
Song Contest

Das Finale ist komplett

Die 25 Teilnehmer am großen Finale des Song Contests am Samstag stehen fest. Und anders als am Dienstag hat es beim zweiten Semifinale am Donnerstag keine ganz großen Überraschungen gegeben. Allerdings: Ob man da das Siegerlied gehört hat, darf bezweifelt werden. Reelle Chancen darauf hat eigentlich nur ein Land.

Denn einmal mehr gehört Schweden zum erweiterten Favoritenkreis, diesmal obliegt es Cornelia Jakobs, die Fahne der skandinavischen Popfabrik hochzuhalten. Der schwedische Beitrag „Hold Me Closer“ wirkt eine Spur organischer und rauer als die der vergangenen Jahre. Und live gesungen hob sich der sich steigernde Song deutlich von der teilweise sehr vor sich hinplätschernden Konkurrenz ab.

Als Fixaufsteiger wurde auch der Pole Ochman mit seiner geschmetterten Verzweiflungsballade „River“ gehandelt, neben der griechischen Nummer „Die Together“ von Dienstag der zweite Song mit suizidalen Tendenzen, der offenbar viel Zuspruch bekommt. Und doppelt gemoppelt ist auch Country im Finale. Zwei Tage nach den isländischen Cowgirlschwestern Systur ritt auch Stefan aus Estland – mit einer sehr von Ennio Morricone „inspirierten“ Italo-Western-Melodie – in die Top Ten seines Semifinales.

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The Rasmus (Finnland)
EBU/Corinne Cumming
Im Finale sind The Rasmus aus Finnland mit „Jezebel“
Konstrakta (Serbien)
EBU/Andres Putting
Auch Konstrakta aus Serbien mit „In corpore sano“ sind weiter
Nadir Rustamli (Aserbaidschan)
Andres Putting
Nadir Rusamli aus Aserbaidschan darf am Samstag noch einmal „Fade to Black“ singen
Sheldon Riley (Australien)
EBU/Andres Putting
Sheldon Riley aus Australien wurde mit „Not the Same“ weitergewählt
Stefan (Estland)
EBU/Andres Putting
Stefan aus Estland singt am Samstag noch einmal „Hope“
WRS (Rumänien)
EBU/Corinne Cumming
WRS aus Rumänien kam entgegen der meisten Prognosen mit „Llamame“ ins Finale
Ochman (Polen)
EBU/Andres Putting
Ochman aus Polen wurde mit „River“ weitergewählt
Jérémie Makiese (Belgien)
EBU/Anders Putting
Auch Jeremie Makiese aus Belgien mit „Miss You“ gehört zu den Finalisten
Cornelia Jakobs (Schweden)
EBU/Corinne Cumming
Cornelia Jacobs zählte schon im Vorfeld zu den Favoriten und ist mit „Hold Me Closer“ weiter
We Are Domi (Teschechien)
EBU/Andres Putting
We Are Domi schafften mit „Lights Off“ für Tschechien den Finaleinzug

Serbien? Gesundheit!

Einen der interessanteren, wenn auch leicht sperrigen Beitrag lieferte Konstrakta für Serbien ab. In „In corpore sano“ philosophierte sie mit Handtuch und Waschschüssel auf der Bühne darüber, was gesund und was krank ist – inklusive Kritik am serbischen Gesundheitssystem. Der Mut wurde mit dem Aufstieg belohnt.

Weiter geht es auch für die wohl bekannteste Band des Abends, The Rasmus aus Finnland. 20 Jahre nach ihren großen Erfolgen sorgte ihre Rocknummer „Jezebel“ für genügend Stimmen. Es ist damit der einzige Rocksong, der es ins Finale schaffte: angesichts der eher – zumindest musikalisch – öden anderen Versuche wohl zu Recht.

Übertreiben mit Maß und Ziel

Das seminfinalinterne Rennen in der Textkategorie „ich bin ganz anders als die andern“ entschied der Australier Sheldon Riley mit „Not the Same“ für sich – und das weil, oder eher obwohl er textlich wie optisch wirklich dick auftrug. Dagegen musste sich Israels Michael Ben David mit seinen nach allen Richtungen ausfransenden Song „I.M“ geschlagen geben – vielleicht auch, weil er während des Votingprozesses das Moderatorentrio und damit auch das Publikum ordentlich nervte. Die dritte in diesem Bunde, Emma Muscat aus Malta, durfte sich nicht ungestraft den Songtitel „I Am What I Am“ und weite Teile ihrer Melodie von anderen Songs leihen. Sie gewann dafür wohl die heurige Kategorie der wenigsten richtig getroffenen Töne.

Rumänien als kleine Überraschung

Zurück zu den weiteren Finalisten: Die Zeiten, in denen Aserbaidschan mit teuren Produktionen quasi Top-Ten-Plätze abonniert hatte, scheinen zwar vorbei, Nadir Rustamli schaffte es mit der Ballade „Fade to Black“ aber jedenfalls auch, am Samstag dabei zu sein.

Liveticker auf ORF.at

Das Finale am Samstag ist ab 21.00 Uhr live in ORF1 und im Livestream in tvthek.ORF.at zu sehen. ORF.at begleitet den Bewerb mit einem Liveticker – samt Bildern, animierten GIFs und Social-Media-Kommentaren.

Das gilt auch für den Belgier Jeremie Makiese, auch wenn sein „Miss You“ da und dort an Michael Jackson „Dirty Diana“ erinnert und auch bei Justin Timberlake Anleihen nimmt. Die tschechische Band We are Domi sicherte sich mit der soliden und radiotauglichen Elektropopnummer „Lights Off“ einen Startplatz am Samstag. Und die einzige kleine Überraschung ist der Finaleinzug des Rumänen WRS, der sich mit seinem mehr getanzten als gesungenen Aufruf zu Anruf („Llamame“) durchsetzte.

Achille Lauro ist tief gesunken

Das größte Murren über das Ausscheiden gab es für Achille Lauro. Der italienische Rapper gab für San Marino sehr plakativ den Marilyn Manson – inklusive Bullenreiten und Männerbussi. Das alles reichte für den dann doch sehr konventionellen Rocksong „Stripper“ nicht – die Idee, den Vorjahressieger genau zu kopieren und dann nur ein bisschen ärger zu sein, geht aber eigentlich nie auf.

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Michael Ben David (Israel)
EBU/Andres Putting
Ausgeschieden ist Michael Ben David mit „I.M“ für Israel
Circus Mircus (Georgien)
EBU/Andres Putting
Auch Circus Mircus aus Georgien mit „Lock Me In“ darf nicht mehr antreten
Emma Muscat (Malta)
EBU/Andres Putting
Für Emma Muscat aus Malta hat es mit „I Am What I Am“ auch nicht gereicht
Achille Lauro (San Marino)
EBU/Andres Putting
Achille Lauro performte „Stripper“ für San Marino – ohne Erfolg
Andromache (Zypern)
EBU/Andres Putting
Andromache aus Zypern scheiterte mit „Ela“
Brooke (Irland)
Andres Putting
Brooke aus Irland verpasste den Finaleinzug mit „That’s Rich“
Andrea (Nordmazedonien)
EBU/Andres Putting
Andrea aus Nordmazedonien kam mit „Circles“ ebenfalls nicht über das Semifinale hinaus
Vladana (Montenegro)
EBU/Andres Putting
Vladana aus Montenegro mit „Breathe“ ist ebenfalls am Samstag nicht mehr dabei

Ebenfalls das Finale verwehrt blieb der georgischen Band Circus Mircus, da half auch ein durchaus witziger Auftritt in Steampunk-Kostümen nicht. Ihr recht verschachtelter Song „Lock Me In“ passt in keine Song-Contest-Schublade, war aber gleichzeitig nicht eingängig genug, um das wettzumachen.

Die Heimreise antreten müssen mit Andrea aus Nordmazedonien, Vladana aus Montenegro, Andromache aus Zypern und Brooke aus Irland gleich vier Frauen, die mit ihrem Vornamen antraten. Alle vier Songs entpuppten sich als zu belanglos, Brooke konnte wenigstens mit ihrer Girlie-Popnummer „That‘s Rich“ ein wenig Leben in die Halle bringen.