Denn einmal mehr gehört Schweden zum erweiterten Favoritenkreis, diesmal obliegt es Cornelia Jakobs, die Fahne der skandinavischen Popfabrik hochzuhalten. Der schwedische Beitrag „Hold Me Closer“ wirkt eine Spur organischer und rauer als die der vergangenen Jahre. Und live gesungen hob sich der sich steigernde Song deutlich von der teilweise sehr vor sich hinplätschernden Konkurrenz ab.
Als Fixaufsteiger wurde auch der Pole Ochman mit seiner geschmetterten Verzweiflungsballade „River“ gehandelt, neben der griechischen Nummer „Die Together“ von Dienstag der zweite Song mit suizidalen Tendenzen, der offenbar viel Zuspruch bekommt. Und doppelt gemoppelt ist auch Country im Finale. Zwei Tage nach den isländischen Cowgirlschwestern Systur ritt auch Stefan aus Estland – mit einer sehr von Ennio Morricone „inspirierten“ Italo-Western-Melodie – in die Top Ten seines Semifinales.
Serbien? Gesundheit!
Einen der interessanteren, wenn auch leicht sperrigen Beitrag lieferte Konstrakta für Serbien ab. In „In corpore sano“ philosophierte sie mit Handtuch und Waschschüssel auf der Bühne darüber, was gesund und was krank ist – inklusive Kritik am serbischen Gesundheitssystem. Der Mut wurde mit dem Aufstieg belohnt.
Weiter geht es auch für die wohl bekannteste Band des Abends, The Rasmus aus Finnland. 20 Jahre nach ihren großen Erfolgen sorgte ihre Rocknummer „Jezebel“ für genügend Stimmen. Es ist damit der einzige Rocksong, der es ins Finale schaffte: angesichts der eher – zumindest musikalisch – öden anderen Versuche wohl zu Recht.
Übertreiben mit Maß und Ziel
Das seminfinalinterne Rennen in der Textkategorie „ich bin ganz anders als die andern“ entschied der Australier Sheldon Riley mit „Not the Same“ für sich – und das weil, oder eher obwohl er textlich wie optisch wirklich dick auftrug. Dagegen musste sich Israels Michael Ben David mit seinen nach allen Richtungen ausfransenden Song „I.M“ geschlagen geben – vielleicht auch, weil er während des Votingprozesses das Moderatorentrio und damit auch das Publikum ordentlich nervte. Die dritte in diesem Bunde, Emma Muscat aus Malta, durfte sich nicht ungestraft den Songtitel „I Am What I Am“ und weite Teile ihrer Melodie von anderen Songs leihen. Sie gewann dafür wohl die heurige Kategorie der wenigsten richtig getroffenen Töne.
Rumänien als kleine Überraschung
Zurück zu den weiteren Finalisten: Die Zeiten, in denen Aserbaidschan mit teuren Produktionen quasi Top-Ten-Plätze abonniert hatte, scheinen zwar vorbei, Nadir Rustamli schaffte es mit der Ballade „Fade to Black“ aber jedenfalls auch, am Samstag dabei zu sein.
Liveticker auf ORF.at
Das Finale am Samstag ist ab 21.00 Uhr live in ORF1 und im Livestream in tvthek.ORF.at zu sehen. ORF.at begleitet den Bewerb mit einem Liveticker – samt Bildern, animierten GIFs und Social-Media-Kommentaren.
Das gilt auch für den Belgier Jeremie Makiese, auch wenn sein „Miss You“ da und dort an Michael Jackson „Dirty Diana“ erinnert und auch bei Justin Timberlake Anleihen nimmt. Die tschechische Band We are Domi sicherte sich mit der soliden und radiotauglichen Elektropopnummer „Lights Off“ einen Startplatz am Samstag. Und die einzige kleine Überraschung ist der Finaleinzug des Rumänen WRS, der sich mit seinem mehr getanzten als gesungenen Aufruf zu Anruf („Llamame“) durchsetzte.
Achille Lauro ist tief gesunken
Das größte Murren über das Ausscheiden gab es für Achille Lauro. Der italienische Rapper gab für San Marino sehr plakativ den Marilyn Manson – inklusive Bullenreiten und Männerbussi. Das alles reichte für den dann doch sehr konventionellen Rocksong „Stripper“ nicht – die Idee, den Vorjahressieger genau zu kopieren und dann nur ein bisschen ärger zu sein, geht aber eigentlich nie auf.
Ebenfalls das Finale verwehrt blieb der georgischen Band Circus Mircus, da half auch ein durchaus witziger Auftritt in Steampunk-Kostümen nicht. Ihr recht verschachtelter Song „Lock Me In“ passt in keine Song-Contest-Schublade, war aber gleichzeitig nicht eingängig genug, um das wettzumachen.
Die Heimreise antreten müssen mit Andrea aus Nordmazedonien, Vladana aus Montenegro, Andromache aus Zypern und Brooke aus Irland gleich vier Frauen, die mit ihrem Vornamen antraten. Alle vier Songs entpuppten sich als zu belanglos, Brooke konnte wenigstens mit ihrer Girlie-Popnummer „That‘s Rich“ ein wenig Leben in die Halle bringen.