Kiew: Russisches Kriegsschiff getroffen

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben ein russisches Logistikkriegsschiff im Schwarzen Meer beschädigt. Die „Wsewolod Bobrow“ sei in der Nähe der Schlangeninsel getroffen und in Brand gesetzt worden, erklärte ein Sprecher der Streitkräfte für den Militärbezirk Odessa im Internet. Einzelheiten liegen nicht vor. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht bestätigt werden.

Ukraine meldet schwere Gefechte im Osten

Die russischen Streitkräfte haben nach ukrainischen Angaben ihre Angriffe im Osten des Landes verstärkt und dabei teilweise in der Region Donbas Geländegewinne erzielt. „Der Feind führt seine Angriffsbemühungen in der Operationszone Ost weiter fort mit dem Ziel, die volle Kontrolle über die Gebiete Donezk, Luhansk und Cherson herzustellen und den Landkorridor zur vorübergehend besetzten Krim aufrechtzuerhalten“, so der ukrainische Generalstab gestern im Lagebericht.

Die russischen Streitkräfte töteten nach eigenen Angaben mit schweren Luft- und Raketenangriffen Hunderte ukrainische Soldaten, so der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow. Von unabhängiger Seite sind die Angaben nicht überprüfbar.

Die ukrainische Seite setzte hingegen laut britischen Angaben ihren Gegenangriff nördlich der zweitgrößten Stadt Charkiw im Osten des Landes fort. Sie hätten mehrere Städte und Dörfer in Richtung der russischen Grenze zurückerobert, teilte das britische Verteidigungsministerium in einem Lagebericht über Twitter mit.

Warten auf Austausch in Mariupol

In Mariupol gibt es unterdessen kaum Entwicklungen. Das weiträumige Stahlwerk ist die letzte Bastion der ukrainischen Truppen in der inzwischen schwer zerstörten Hafenstadt Mariupol. Das russische Militär fordert von den Verteidigern die Kapitulation, die ukrainischen Truppen lehnen das kategorisch ab. Nun könnte ein Korridor für verletzte ukrainische Kämpfer eingerichtet werden, so Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk. Im Gegenzug will das ukrainische Militär russische Kriegsgefangene „nach Standardregeln für deren Austausch“ freilassen.

Die UNO überlegt eine Prüfung der Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine. Die Verstöße könnten auf Kriegsverbrechen hinauslaufen, sagte die UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet. Ihr Büro ging von Tausenden zivilen Toten in Mariupol aus. Die Stadt habe „seit dem Beginn des russischen Angriffs unvorstellbaren Horror erlebt“, so Bachelet.

Gastransit sinkt weiter

Unterdessen sinkt der Transit von russischem Gas nach Europa deutlich. Sowohl die ukrainische als auch die russische Seite bestätigten das. Der russische Energiekonzern Gasprom kündigte zudem an, künftig kein Gas mehr über den polnischen Teil der Pipeline „Jamal-Europa“ zu liefern – als Teil der russischen Gegensanktionen.

Die Ukraine wiederum will Gas über die unterbrochene Schlüsselroute Sochranowka erst bei Garantien wieder weiterleiten. Kiew müsse erst die Kontrolle über sein Gastransitsystem wiedererlangen, wie der Netzbetreiber GTSOU erklärte.

Mehr dazu im ORF.at-Liveticker