Die Proteste tauchten Ostjerusalem am Freitag in ein Meer aus palästinensischen Flaggen, Tausende waren wegen des Begräbnisses Abu Akles gekommen und skandierten propalästinensische Slogans.
Etliche Personen im Trauerzug versuchten vor dem Gottesdienst, mit dem Sarg Abu Akles zu Fuß zu einer katholischen Kirche in der Altstadt zu marschieren. Dabei kam es zu brenzligen Szenen und gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der israelischen Polizei. Hunderte Demonstranten hätten für Unruhen gesorgt, es seien Steine auf Polizisten geworfen worden, so die israelische Polizei.
Die Sicherheitskräfte, die in Alarmbereitschaft versetzt worden waren, reagierten nach palästinensischen Angaben mit Blendgranaten. Der Sarg fiel daraufhin beinahe zu Boden. Später führte die Familie der Journalistin den Sarg zur Kirche, die voller Trauergäste war. Die Polizei löste die Demonstration mit Tränengas auf.
Proteste vor Begräbnis von Journalistin
Palästinensische Demonstranten haben sich im Westjordanland versammelt, um vor der Beerdigung einer getöteten Reporterin des TV-Senders al-Jazeera gegen die israelische Besatzung zu protestieren. Die Journalistin Schirin Abu Akle war während eines israelischen Militäreinsatzes im besetzten Westjordanland durch Schüsse getötet worden. Es ist unklar, wer für ihren Tod verantwortlich ist.
UNO schockiert von Gewalt bei Beerdigung
Videos schienen zudem israelische Sicherheitskräfte zu zeigen, die auf Menschen einprügelten, die den Sarg trugen. Die Polizisten griffen auch nach palästinensischen Fahnen, um sie zu konfiszieren. Israel verbietet das öffentliche Zeigen palästinensischer Flaggen. Die Polizei erklärte, sie sei zum Eingreifen gezwungen gewesen, als „gewaltsame Randalierer versucht haben, den Verlauf der Beisetzung zu stören“.
Die UNO zeigte sich am Freitag deshalb bestürzt. „Wir haben gerade das Video davon gesehen, und es ist einfach sehr schockierend für uns“, sagte Sprecher Farhan Haq in New York. Momentan arbeite die UNO daran, mehr Informationen zu dem Vorfall zu sammeln. „Natürlich wollen wir wie in allen Fällen sicherstellen, dass die Grundrechte auf Versammlungsfreiheit und natürlich das Recht auf friedliche Demonstrationsfreiheit geschützt und gewahrt werden.“
Auch die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, sprach von „zutiefst verstörenden“ Bildern. „Wir bedauern die Störung dessen, was eine friedliche Prozession hätte sein sollen.“ Die USA hätten „Respekt für die Beerdigungsprozession, die Trauernden und die Familie in dieser heiklen Zeit angemahnt“.
Ostjerusalem
Ostjerusalem ist ein Teil der heiligen Stadt, den Israel 1967 eroberte und den die Palästinenser als ihre Hauptstadt beanspruchen. Für Israel ist Ostjerusalem Teil der eigenen Hauptstadt, das Gebiet wurde in einem international nicht anerkannten Schritt annektiert.
Bei Militäreinsatz getötet
Abu Akle, eine palästinensische Christin, die auch die US-Staatsbürgerschaft besaß, war am Mittwoch während eines israelischen Militäreinsatzes im besetzten Westjordanland getötet worden. Es blieb unklar, wer für den Tod der bekannten Reporterin, deren Spezialgebiet der Nahostkonflikt war, verantwortlich ist.
Laut der israelischen Armee hatte es am Todestag von Abu Akle ein heftiges Feuergefecht mit militanten Palästinensern während einer Razzia in der Stadt Dschenin gegeben. Generalstabschef Aviv Kochavi sagte, gegenwärtig könne man ohne ballistische Analyse nicht festlegen, welche Seite für die tödlichen Schüsse verantwortlich sei.

Der Sender al-Jazeera warf Israel hingegen einen gezielten, kaltblütigen Mord vor. Auch der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas sprach von einem „Verbrechen der Hinrichtung“. Israel wies die Vorwürfe zurück und forderte eine gemeinsame Untersuchung. Die Palästinensische Autonomiebehörde solle die tödliche Kugel zur forensischen Analyse übergeben. Die palästinensische Seite lehnte ab, man werde eine eigene Untersuchung durchführen und die Ergebnisse an den Internationalen Strafgerichtshof weiterleiten.

Spannungen steigen
Journalisten, die sich während des Einsatzes in der Nähe Abu Akles befanden, gaben wiederum an, es habe keine Feuergefechte in Dschenin gegeben. Sie hätten zudem Schutzausrüstungen getragen, die sie eindeutig als Pressemitglieder identifizierten.
Die Spannungen in Israel steigen somit weiter an. Am Freitag wurde ebenfalls in Dschenin bei neuen Kämpfen ein israelischer Polizist getötet. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden 13 Palästinenser verletzt, einer von ihnen schwer. Seit März gibt es in Israel eine Terrorwelle, bei der inzwischen 19 Personen ums Leben kamen.
Siedlungen im Westjordanland
15 europäische Länder forderten unterdessen Israel auf, eine Entscheidung über den Bau von fast 4.500 Wohneinheiten für israelische Siedler im Westjordanland „rückgängig zu machen“. Diese seien ein „weiteres Hindernis für eine Zweistaatenlösung“ und stellten „eindeutig eine Verletzung des Völkerrechts dar“, erklärten sie.
Der Planungsausschuss der israelischen Zivilverwaltung des Palästinensergebiets hatte laut der israelischen Nichtregierungsorganisation Peace Now zuvor grünes Licht für den Bau von 2.791 Wohneinheiten gegeben. Für 1.636 weitere Wohneinheiten stellte er eine vorläufige Genehmigung aus.