Österreicher Haslinger wird PEN-Übergangspräsident

Der aus dem niederösterreichischen Zwettl stammende Schriftsteller Josef Haslinger wird übergangsweise als Präsident das deutsche PEN-Zentrum führen. Der 66-Jährige wurde gestern auf der Mitgliederversammlung in Gotha mit großer Mehrheit interimsmäßig an die Spitze der Schriftstellervereinigung gewählt.

Er soll bis zur Neuwahl der Führungsriege bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung in einigen Monaten die Schriftstellervereinigung führen.

Schriftsteller Josef Haslinger
APA/Herbert Neubauer

Der Autor („Opernball“, „Das Vaterspiel“, „Mein Fall“) war bereits einmal von 2013 bis 2017 PEN-Präsident. Er wolle den Neustart vorbereiten, sagte er. Der PEN-Notvorstand wurde notwendig, da in Gotha das komplette, erst im Oktober gewählte Präsidium zurückgetreten war.

Yücel zurückgetreten

Zunächst hatte der Journalist Deniz Yücel nach nur knapp abgewendeter Abwahl überraschend seinen Rücktritt erklärt. „Ich möchte nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein“, sagte dieser und erklärte sogleich auch seinen Austritt aus der Schriftstellervereinigung. Auch Haslinger hatte zuvor mit vier anderen ehemaligen Präsidenten des PEN-Zentrums den Rücktritt Yücels gefordert.

Hintergrund war ein interner Machtkampf. Bei den Querelen ging es im Kern um den Führungsstil, Mobbingvorwürfe und den Umgangston. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen umfassenden Mailwechsel im Präsidium. Der Führungsstil des Präsidiums wurde in Gotha hitzig und in sehr aufgebrachter Stimmung debattiert. PEN-Mitglieder wie Herbert Wiesner und Markus Ostermair hatten sich für eine personelle Verjüngung ausgesprochen.

Das PEN-Zentrum Deutschland mit nach eigenen Angaben 770 Mitgliedern ist eine der weltweit mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists und Novelists.