Bestattung der Al-Jazeera-Reporterin Schirin Abu Akleh
AP/Mahmoud Illean
Gewalt bei Begräbnis

Israels Polizei will Einsatz untersuchen

Die EU und die USA haben den israelischen Polizeieinsatz bei der Bestattung der erschossenen Al-Jazeera-Reporterin Schirin Abu Akleh am Samstag scharf kritisiert. Am Freitag sind mehr als 30 Menschen verletzt worden, der Sarg der Journalistin stürzte in dem Tumult fast zu Boden. Die Bilder lösten international Bestürzung aus. Die israelische Polizei will den Vorfall untersuchen.

Die am Mittwoch im Westjordanland erschossene Reporterin war am Freitag auf einem christlich-orthodoxen Friedhof neben der Altstadt Jerusalems beigesetzt worden. Tausende Menschen kamen zu der Beerdigung. Während der Prozession zum Friedhof kam es zu den Konfrontationen. Auf Videos war zu sehen, wie Sicherheitskräfte gegen Trauergäste und die Träger des Sarges mit Schlagstöcken vorgingen.

33 Menschen wurden nach Angaben des Jerusalemer Rettungsdienstes Roter Halbmond bei der Trauerfeier verletzt. Sechs von ihnen mussten demzufolge im Krankenhaus behandelt werden. Am Samstag ordnete der Chef der israelischen Polizei eine Aufklärung des Einsatzes an. Der Polizeichef habe in Abstimmung mit dem Minister für öffentliche Sicherheit angeordnet, den Vorfall bei dem Trauerzug zu untersuchen, erklärte die Polizei.

Bestattung der Al-Jazeera-Reporterin Schirin Abu Akleh
AP/Mahmoud Illean
Der Polizeieinsatz sorgte für Kritik und soll nun untersucht werden

EU „entsetzt“, USA „zutiefst beunruhigt“

Die EU zeigte sich „entsetzt“ und verurteilte in einer Erklärung die „unverhältnismäßige Gewalt“ und das „respektlose Verhalten“ der Polizisten. US-Außenminister Antony Blinken zeigte sich „zutiefst beunruhigt“. Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, sprach von „zutiefst verstörenden“ Bildern. Auch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres reagierte „zutiefst beunruhigt“ auf die Gewalt.

Ostjerusalem

Ostjerusalem ist ein Teil der heiligen Stadt, den Israel 1967 eroberte und den die Palästinenser als ihre Hauptstadt beanspruchen. Für Israel ist Ostjerusalem Teil der eigenen Hauptstadt, das Gebiet wurde in einem international nicht anerkannten Schritt annektiert.

Die israelische Polizei erklärte, sie sei zum Eingreifen gezwungen gewesen, weil „Randalierer“ versucht hätten, „den Verlauf der Beisetzung zu stören“. Ein Regierungsvertreter sagte, Teilnehmer des Trauerzugs hätten mit „Steinen und Glasflaschen“ geworfen. Auf Bildern ist zu sehen, wie israelische Polizisten und Polizistinnen palästinensische Fahnen konfiszieren. Der Staat Israel verbietet das öffentliche Zeigen palästinensischer Flaggen.

Unklar, wer geschossen hat

Die 51-jährige Abu Akleh war am Mittwoch bei der Berichterstattung über einen israelischen Militäreinsatz in Dschenin im besetzten Westjordanland von einer Kugel im Kopf getroffen worden. Sie hatte eine kugelsichere Weste mit der Aufschrift „Presse“ getragen. Die palästinensische Christin, die auch die US-Staatsbürgerschaft besaß, gehörte zu den bekanntesten Journalistinnen des arabischen Senders al-Jazeera und genoss in der Bevölkerung hohes Ansehen.

Demonstranten gedenken der Al-Jazeera-Reporterin Schirin Abu Akleh
AP/Mehmet Guzel
Die Al-Jazeera-Journalistin wurde am Mittwoch durch einen Schuss getötet

Für den tödlichen Schuss auf Abu Akleh hatten sich Israel und die Palästinenser zunächst gegenseitig verantwortlich gemacht. Später räumte Israel dann ein, die Reporterin könnte auch durch einen Schuss von israelischer Seite getötet worden sein. Journalisten, die sich während des Einsatzes in der Nähe Abu Akles befanden, gaben an, es habe keine Feuergefechte in Dschenin gegeben.

Proteste vor Begräbnis von Journalistin

Palästinensische Demonstranten haben sich im Westjordanland versammelt, um vor der Beerdigung einer getöteten Reporterin des TV-Senders al-Jazeera gegen die israelische Besatzung zu protestieren. Die Journalistin Schirin Abu Akle war während eines israelischen Militäreinsatzes im besetzten Westjordanland durch Schüsse getötet worden. Es ist unklar, wer für ihren Tod verantwortlich ist.

Laut einem von der israelischen Armee veröffentlichten Zwischenbericht zu den Ermittlungen „ist es nicht möglich, die Herkunft des Schusses zu bestimmen“. Die Korrespondentin sei entweder durch palästinensisches Streufeuer gestorben oder durch einen israelischen Scharfschützen, der militante Palästinenser ins Visier genommen habe.

UNO-Sicherheitsrat verlangt Aufklärung

Israel hat gemeinsame Ermittlungen und die Herausgabe der tödlichen Kugel für eine gerichtsmedizinische Untersuchung gefordert. Die Palästinenserbehörde lehnt das ab. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte in einer einstimmig verabschiedeten Erklärung den gewaltsamen Tod der Journalistin.

„Die Mitglieder des Sicherheitsrates forderten eine sofortige, gründliche, transparente, faire und unparteiische Untersuchung ihrer Tötung und betonten die Notwendigkeit, Rechenschaft abzulegen“, hieß es in einer Mitteilung des mächtigsten UNO-Gremiums.