Ein Blick auf die Grafiken zeigt: Seit 1969 ist der Anteil der Flugreisen stark gestiegen. In Zeiten von Klimakrise und Flugscham wenden sich einige aber wieder zunehmend dem „Terran“-Reisen zu und steigen vom Flugzeug auf den Zug um. Das merkt man auch bei Österreichs Bundesbahnen: „Derzeit spüren wir als ÖBB einen massiven Zuwachs an Reisenden und erwarten, dass wir Ende des Jahres wieder die Fahrgastzahlen von 2019 erreichen“, so eine Pressesprecherin gegenüber ORF.at.
2021 seien im Fernverkehr insgesamt 24,4 Millionen Fahrgäste unterwegs gewesen. Vor allem die Nachfrage im Nachtzugssegment ist „generell sehr erfreulich“. Weniger „erfreulich“ dürfte es aber für jene sein, die ihr Zugsticket für den Urlaub noch nicht gebucht haben, denn für den Sommer sei der Nightjet „schon nahezu ausgebucht“. Konkret bedeutet das: „Wer noch mit dem Nachtzug in den Urlaub starten will, sollte rasch buchen, um einen der letzten Plätze zu ergattern“, so die ÖBB.
A–Z: Von Amsterdam bis Zürich
Gerade die Verbindungen nach Amsterdam, Zürich, Hamburg und die neue Verbindung nach Paris seien stark gebucht, da müsse man sich nun „schnell entscheiden“. Generell gelte der Sommer als Hochsaison für Reisen mit dem ÖBB Nightjet. Bei Urlaubsreisenden besonders beliebt sind auch die Strecken nach Italien, etwa von Wien nach Rom und Venedig, nach Frankreich (Wien – Paris) und in die Niederlande (Wien – Amsterdam).

Nightjet ab acht Stunden
Für Reisen am Tag seien Entfernungen von sechs bis acht Stunden „optimal“: „Hierfür bieten sich alle Nachbarländer an, ob nach Budapest, Prag, Berlin, Zürich oder ans Meer nach Venedig.“ Für weitere Entfernungen in Europa sei indes eben der Nightjet empfehlenswert. Hierbei gebe es ab 15. Juni etwa die neue Verbindung zwischen Graz und Berlin.
Für alle, die statt in den Norden lieber in den Süden ans Meer wollen, ist ein Sitzplatz für den Nightjet nach Split in Kroatien mit 29,90 Euro recht kostengünstig. Ein Schlafwagen mit Dreierbelegung kommt auf 69,90 Euro pro Person und Strecke. „Anders als beim Flug ist das Gepäck schon inbegriffen, und es gibt im Liege- und Schlafwagen sogar ein Frühstück“, so die ÖBB.
Doch das Angebot an Bahnreisen ist auch geringer. Während von Wien nach Rom durchschnittlich einmal am Tag ein Nightjet fährt, fliegt rund fünfmal täglich ein Flugzeug. Zum Vergleich: Ein Nightjet fasst je nach Zusammensetzung zwischen 156 und 588 Passagiere, das Standardflugzeug Boeing 737 hat 189 Plätze.

ERA-Chef kritisiert komplizierte Buchungen
Was den grenzüberschreitenden Bahnverkehr betrifft, stelle aus Kundensicht vor allem die Fahrscheinbuchung nach wie vor ein großes Problem dar. So sagte auch Josef Doppelbauer, Chef der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA), Anfang des Jahres gegenüber ORF.at.: „Es hat in den vergangenen Jahren zwar Verbesserungen gegeben, aber es ist immer noch schwierig, das beste Angebot zu finden.“
Laut dem Aktionsplan der EU soll das Planen und Reservieren grenzüberschreitender Bahnfahrten in Zukunft „einfacher und benutzerfreundlicher werden, damit die Fahrgäste schnell die beste verfügbare Fahrkarte zum günstigsten Preis finden können“. Derzeit gilt aber noch: Das Ticket mit dem Zug ist oftmals teurer als jenes für das Flugzeug – nicht zuletzt aus wettbewerbsrechtlichen und steuerlichen Gründen.

Persönliche Beratung im Reisecenter „sinnvoll“
Mittlerweile lassen sich zwar auch online einige Infoplattformen zu Fernreisen mit dem Zug finden – etwa Bahn-Guru für die Suche nach günstigsten Tickets und direkten Verbindungen. Vergleichbare Suchmaschinen wie Skyscanner und Checkfelix existieren für Bahnreisen aber nach wie vor nicht.
Was es aber gibt, sind eigene Reisecenter, die sich auf Bahnreisen spezialisiert haben, wie das von einem Österreicher gegründeten Unternehmen Traiveling. Als „Alternative zum Flugzeug“ bietet es Bahnreisen nicht nur innerhalb Europas, sondern auch nach Asien und Nordafrika.
Bei den ÖBB selbst gibt es einen „klaren Trend“ zu Onlinebuchungen, bekomme man hier doch „einfach und rasch den günstigen Tarif für klassische Tagreisen“ – für den Sommerurlaub empfehle sich jedoch die analoge Alternative. „Sind Umsteigeverbindungen mit anderen internationalen Bahnverwaltungen geplant, ist die Beratung und Buchung in einem ÖBB-Reisecenter sinnvoll. Dort erfolgt kompetente Beratung bei komplexeren Reisen“, heißt es seitens der ÖBB.

Interrail als Alternative
Eine Möglichkeit ist in bestimmten Fällen auch das Interrail-Ticket, das inzwischen für alle Altersgruppen zugänglich ist. Mit den Interrail-Tickets können Reisende in mehr als 30 Ländern mit einer einzigen Fahrkarte über einen bestimmten Zeitraum unbegrenzt viele Zugsfahrten machen.
Auch hier steige die Nachfrage zunehmend – und erreichte Anfang April erstmals wieder das Niveau vor Beginn der Pandemie. Festzustellen sei auch ein „deutliches Interesse von Familien, Erwachsenen und Senioren“, so das Unternehmen Eurail.