Sandsturm in Nasiriyah
APA/AFP/Asaad Niazi
Öffentliches Leben lahmgelegt

Sandstürme suchen Irak und Syrien heim

Die Menschen nördlich der Arabischen Halbinsel werden derzeit von einer Reihe schwerer Sandstürme heimgesucht. In Syrien gab es offenbar Todesopfer. Im benachbarten Irak wurden Schulen und Ämter geschlossen sowie Flüge abgesagt. Tausende Menschen litten unter Atemnot.

Entwurzelte Bäume, Stromausfälle, sogar Tote: In Syrien wütete der jüngste Sandsturm besonders stark. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in England am Montag meldete, kamen dort wegen der Sandstürme sieben Menschen ums Leben, darunter zwei Kinder.

Im Irak hüllte der Sand die gesamte Hauptstadt Bagdad in gelblichen Dunst, die Sicht war stark eingeschränkt. Rund 2.000 Menschen mussten wegen Atemnot in Krankenhäusern behandelt werden, so das irakische Gesundheitsministerium. Rettungswagen seien landesweit im Einsatz, um Menschen bei drohender Erstickung zu helfen, berichtete die Staatsagentur INA. Notfalls würden Patienten an Ort und Stelle im Sandsturm wiederbelebt, hieß es.

„Alle drei, vier Tage“

Auf den Flughäfen von Bagdad, Sulaimanija und Nadschaf wurden Flüge vorübergehend ausgesetzt. In sieben der 18 irakischen Provinzen wurden Behörden und staatliche Einrichtungen wegen des Sturms geschlossen. Landesweit fiel an mehreren Schulen der Unterricht aus, Universitäten verlegten ihre Prüfungen. Die Regierung rief die Menschen auf, soweit möglich zu Hause zu bleiben und draußen Schutzkleidung zu tragen.

Erneut Sandsturm über Bagdad

Schwere Sandstürme haben Bagdad eingehüllt. Die Sandstürme führten bei vielen Menschen zu Atembeschwerden. Die Regierung rief die Menschen dazu auf, soweit möglich, zu Hause zu bleiben und draußen Schutzkleidung und -brillen zu tragen.

Sandstürme sind in der Region besonders in den Sommermonaten keine Seltenheit, im Wüstengebiet kommt es zu starken Nordwestwinden, die über die Auen der Flüsse Tigris und Euphrat wehen. Doch die Abfolge innerhalb kurzer Zeit ist derzeit bemerkenswert. Laut örtlichen Medienberichten war es zuletzt etwa ein Sturm pro Woche. „Das kommt jetzt alle drei, vier Tage vor“, zitierte Reuters am Montag Ahmed Saman, der in Bagdad als Taxifahrer arbeitet. „Das ist eindeutig eine Folge des Klimawandels und des fehlenden Regens: Wenn Wind weht, wirbelt er nur Staub und Sand auf.“

Sandsturm in Nasiriyah
APA/AFP/Asaad Niazi
Kaum Sicht am Euphrat: Sandstürme sind hier keine Seltenheit, aber die Frequenz ist derzeit bemerkenswert

Klimakrisenopfer Irak

Gerade der Irak kämpft seit Jahren verstärkt gegen Trockenheit, 2021 erlebte das Land eine der schlimmsten Dürren seit Jahrzehnten. Bei ähnlichen Stürmen registrierten die Krankenhäuser im Irak in den vergangenen Wochen mehr als 5.000 Patienten mit Atembeschwerden, mindestens ein Mensch kam dabei ums Leben.

Sandsturm in Baghdad
APA/AFP/Sabah Arar
In Bagdad häufen sich die Sandstürme. Mehrere tausend Menschen mussten behandelt werden.

Das Land ist besonders stark von der Klimakrise betroffen. Laut Schätzungen der Weltbank könnte der Irak bis zum Jahr 2050 rund 20 Prozent seiner Wasserreserven einbüßen. Anfang April warnte ein Regierungsbeamter, in den kommenden Jahrzehnten müsse der Irak mit „272 Tagen Staub“ im Jahr rechnen. Die aktuellen Stürme sollten sich ab Montagabend legen. Für die kommenden Monate rechnen Meteorologen aber mit weiteren Sandstürmen.