Kreml plant neue Kinder- und Jugendbewegung

Die russische Führung plant zum 100. Geburtstag der sowjetischen Pioniere die Gründung einer neuen Kinder- und Jugendbewegung. Das Gesetz dazu könnte am 19. Mai ins Parlament eingebracht werden, berichtete die Nachrichtenagentur RBK heute.

Es handle sich um eine gemeinsame Initiative des Kreml, des Bildungsministeriums und der föderalen Agentur für die russische Jugend. Bisher heißt es, dass die Mitgliedschaft in einem solchen Verband freiwillig sein soll.

Die Idee einer solchen Bewegung, die alle Kinder und Jugendliche vereinen soll, hatte Präsident Wladimir Putin bereits im April bei einem Treffen mit Schulkindern unterstützt. An der Gründung könnte auch die von Verteidigungsminister Sergej Schoigu geschaffene „Junarmija“ („Jugendarmee“) beteiligt werden, eine militärisch-nationalistische Jugendorganisation.

Symbolisches Datum

Das Datum ist in jedem Fall symbolisch. Der 19. Mai 1922 gilt als Gründungsdatum der sowjetischen Pioniere, die nach dem Tod des Sowjetgründers Wladimir Iljitsch Lenin 1924 als Lenin-Pioniere bezeichnet wurden. In den 1970er Jahren vereinigte die Organisation mehr als 25 Millionen Kinder und Jugendliche und kontrollierte Tausende Ferienlager. Ein Aufenthalt in den Pionierlagern von Artek auf der Krim oder Orljonok an der Schwarzmeer-Küste des Gebiets Krasnodar galt als besondere Auszeichnung.

Als staatliche Organisation wurden die Pioniere nach dem Ende der Sowjetunion aufgelöst. Kurzzeitig waren sie sogar verboten. Später gab es Neugründungen, die aber bei Weitem nicht das frühere Ausmaß erreichten.

Ironisch kommentierte Kira Jarmysch, die Vertraute des inhaftierten Oppositionspolitikers Alexej Nawalny, die Meldung über die geplante Neugründung: „Wirtschaftliches Defizit, der Pkw Moskwitsch und die Pioniere. Als ich in der Kindheit von einer Zeitmaschine geträumt habe, hatte ich das sicher anderes gemeint.“