Befragt wurden 23.000 junge Menschen weltweit, davon rund 500 in Österreich, zu ihrer aktuellen Lebens- und Arbeitssituation. Unterschieden wurde dabei zwischen der jüngeren Generation Z, also den zwischen 1995 und 2003 geborenen 19- bis 27-Jährigen, und den Millennials, die zwischen 1983 bis 1994 geboren wurden und zwischen 28 und 39 Jahre alt sind. Die Befragung wurde zum elften Mal durchgeführt – und die Trends der Umfrage vom vergangenen Jahr haben sich heuer noch verstärkt.
Frauen pessimistischer
Generell blicken die befragten Österreicherinnen und Österreicher pessimistischer in die wirtschaftliche und soziopolitische Entwicklung in den nächsten zwölf Monaten als der weltweite Durchschnitt. Auch wenn die Stimmung im Vorjahr wohl pandemiebedingt noch düsterer war: Rund die Hälfte der heimischen Befragten erwartet eine Verschlechterung der Lage, wobei die ältere Gruppe die Entwicklungen bedrohlicher sieht.
Auch bei einer generellen Einschätzung zur Zukunft sind die jungen Österreicherinnen und Österreicher deutlich pessimistischer als im internationalen Vergleich, die ältere Gruppe und Frauen sehen die Zukunft noch weniger rosig. Abgefragt wurden allgemeine Entwicklungen in den Bereichen Wirtschaft, sozialpolitische Situation und Umwelt wie auch die persönliche finanzielle Perspektive. Mit diesem Index von eins bis 100 wurde international ein Durchschnitt von 40 (Männer) bzw. rund 33 (Frauen) errechnet.
Die heimischen Männer der Generation Z landeten bei 25, die Frauen dieser Altersgruppe bei 18, Durchschnittswert ist 21 – das sind sechs Punkte weniger als im Vorjahr. Bei den Millennials ist der Durchschnittswert 16 – minus vier im Jahresvergleich. Hier landeten die Männer bei 19 und die Frauen gar nur mehr bei zwölf.
Klima und Lebenshaltungskosten als Hauptsorgen
Die größten Sorgen bereiten beiden Gruppen die Klimakrise und die steigenden Lebenshaltungskosten, Letztere beschäftigen besonders die Millennials. International ist die Sorge vor den gesteigerten Kosten der meistgenannte Punkt. Fast zwei Drittel der Befragten in Österreich sind der Ansicht, dass sich die Welt an einem kritischen Wendepunkt befindet, um noch rechtzeitig auf den Klimawandel zu reagieren.
Dabei sind die Österreicherinnen und Österreicher hier noch vergleichsweise optimistisch. Weltweit liegt der Umfragewert bei 75 Prozent. Nur fünf Prozent sind der Ansicht, dass sich Österreichs Regierung ausreichend für die Bekämpfung der Klimakrise einsetzt. Etwas höhere Wert werden großen Unternehmen zugeschrieben. In beiden Fällen liegen international die Umfragewerte höher.
Finanzielle Absicherung als Thema
Nur rund 40 Prozent fühlen sich finanziell abgesichert und zeigen sich zuversichtlich, das auch später in der Pension zu sein. Umgekehrt lebt ein Drittel mit der Furcht, die täglichen Lebenskosten nicht bewältigen zu können. Österreich steigt dabei noch gut aus, international liegt dieser Wert bei knapp unter 50 Prozent.
„Die jungen Generationen glauben nicht mehr daran, dass sie sich mit ihrer Erwerbsarbeit auch mittel- und langfristig finanziell absichern können. Die Erfahrung von Ungleichheit nimmt zu. Vor diesem Hintergrund kommt es zu einer massiven Veränderung der Wertewelt in Bezug auf Arbeit und Engagement“, so Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich.
Verschobene Prioritäten
„Die Millennials und Generation Z haben sich in den Pandemiejahren neu orientiert“, so Aichinger. Der Blick der Jungen auf die Zukunft sei aufgrund der vielen Unsicherheiten pessimistischer geworden, daher hätten sich auch die Prioritäten und Wertigkeiten verschoben.
Spürbar ist das laut der Studie auch bei den konkreten Zukunftsplänen in der Jobfrage. So kann sich nur ein Viertel der Befragten aus der Generation Z vorstellen, länger als weitere fünf Jahre im aktuellen Job zu bleiben. 36 Prozent wollen binnen zwei Jahren wechseln. Im Vorjahr war dieser Wert – wohl pandemiebedingt – noch höher. Von den Millennials wollen immerhin 44 Prozent längerfristig beim selben Arbeitgeber bleiben. Rund ein Fünftel – ebenfalls weniger als im Vorjahr – haben einen Wechsel vor.
Hybride und flexible Arbeit als Wunsch
Neben schlechter Bezahlung, fehlendem Sinn in der Arbeit, wenig Felixibilität und mangelnden Perspektiven liegen die Hauptgründe für Jobwechsel in der Belastung des Wohlbefindens. Viele Angehörige der jüngeren Generationen hätten, so die Studie, die Pandemiejahre dazu genutzt, abzuwägen, welche Prioritäten sie im Leben haben. Als Folge der Pandemie sei auch der Wunsch nach hybriden Arbeitsformen deutlich gestiegen: Rund drei Viertel der Befragten wünschen sich mehr Remote Working und flexible Arbeitszeiten. Auch kürzere Wochenarbeitszeiten werden als Wunsch oft genannt.
Die Unterschiede zwischen Generation Z und Millennials liegen freilich nicht nur in ihrem Alter, sondern auch in den damit korrespondierenden Lebenssituationen. Die jüngere Generation findet sich zu einem größeren Teil noch in Ausbildung, nur ein Drittel arbeitet Vollzeit, nur zehn Prozent haben bereits eigene Kinder. Bei den Millennials arbeiten zwei Drittel Vollzeit, auf der Karriereleiter sind sie durchschnittlich schon etwas höher und mehr als 60 Prozent der Befragten haben Kinder. Damit kann man sagen, dass das Leben der Millennials wenig überraschend „etablierter“ und gefestigter ist.
Arbeitsstress als immer wichtigeres Thema
Rund 40 Prozent der 19- bis 27-Jährigen und rund 30 Prozent der 28- bis 39-Jährigen gaben an, häufig besorgt und gestresst zu sein. Dabei ist in beiden Gruppen eine „Entspannung“ von sechs Prozentpunkten zum Vorjahr festzustellen. Auffällig ist der Wert bei jüngeren Frauen, der bei genau 50 Prozent liegt. Rund ein Drittel der Jüngeren und ein Viertel der Älteren fühlt sich von den Ansprüchen ihrer Arbeit ausgebrannt. Insgesamt glaubt rund ein Drittel, dass viele Menschen aufgrund von Stress und Überforderung derzeit ihren Job wechseln.
Immerhin: Fast die Hälfte der Generation Z und ein Drittel der Millennials gibt an, ihr Arbeitgeber würde sich seit der Pandemie mehr um Fragen des Wohlbefindens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern. Je 40 Prozent orten allerdings auch leeres Gerede ohne Konsequenzen. Und je nur ein Drittel würde sich trauen, solche Fragen mit dem oder der Vorgesetzten zu besprechen.
„Alarmzeichen und Chance“ für Unternehmen
Für Anna Nowshad, Partnerin bei Deloitte, bedeuten diese Ergebnisse, dass Unternehmen diese Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen „als Alarmzeichen und Chance zugleich sehen“ sollten. „Die Studie zeigt, wo die Arbeitgeber jetzt ansetzen müssen: Neben fairer Bezahlung sind es vor allem Faktoren wie Work-Life-Balance, flexiblere Arbeitszeiten, persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und eine wertschätzende Unternehmenskultur, die für die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wichtig sind.“