Hunderte Festnahmen bei Protesten in Armenien

Bei Protesten in der Südkaukasusrepublik Armenien gegen Regierungschef Nikol Paschinjan sind gestern mehr als 300 Menschen vorübergehend festgenommen worden. Die Menschen, die an verschiedenen Stellen der armenischen Hauptstadt Eriwan die Straßen und Metroeingänge blockierten, fordern seit Tagen den Rücktritt Paschinjans. Die Demonstrierenden werfen ihm vor, das Land Stück für Stück zu verkaufen.

Tausende Menschen legten an verschiedenen Orten der Stadt mit ihren Protesten den Verkehr lahm. Die Polizei schreitet immer wieder ein, um die Wege freizumachen. Nach friedlichen Aktionen leisteten einige Personen nun auch verstärkt Widerstand.

Es habe mehrere Verletzte gegeben, hieß es. Die Lage sei unter Kontrolle, alle staatlichen Strukturen seien auch nach 20 Tagen Protest intakt, sagte der Vizechef der armenischen Polizei, Ara Fidanjan.

Vorgezogene Neuwahlen möglich

Die Proteste richten sich gegen die Politik Paschinjans mit Blick auf die zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittene Region Bergkarabach. Ein Großteil des zuvor von Armenien kontrollierten Gebietes fiel nach einem Krieg beider Länder im Herbst 2020 an Aserbaidschan. Das löste eine schwere politische Krise in Armenien aus.

Obwohl Paschinjan im vergangenen Jahr Neuwahlen gewinnen konnte, werfen ihm viele Armenier und Armenierinnen nach wie vor eine Niederlage in dem Krieg vor. Fachleute erwarten, dass es erneut zu vorgezogenen Neuwahlen kommen könnte.