Kreml deutet Referenden in besetzten Gebieten an

Die Menschen in den von russischen Truppen besetzten Gebieten in der Ukraine sollen laut Kreml-Angaben selbst über ihre Zukunft bestimmen. Der Wille der Menschen dort sei entscheidend, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge heute.

„Ohne dass sie selbst bestimmen, wie sie und mit wem sie weiterleben sollen, kann nichts gemacht werden.“ Peskow äußerte sich mit Blick auf Moskauer Politiker, die etwa über das besetzte Gebiet Cherson gesagt hatten, Russland sei dorthin gekommen, um zu bleiben.

Ukraine rechnet bereits länger mit Referendum

Die ukrainische Regierung rechnet seit Längerem damit, dass es in der südukrainischen Region ein Referendum über die Ausrufung einer „Volksrepublik“ Cherson nach dem Vorbild der prorussischen Separatistengebiete Luhansk und Donezk geben könnte.

Die selbst ernannten „Volksrepubliken“ in der Ostukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin als unabhängige Staaten anerkannt. Putin sagte in seiner Rede zu Beginn des Angriffskrieges am 24. Februar, dass Russland die ukrainischen Gebiete nicht okkupieren wolle, sondern prüfen werde, wie die Menschen reagieren.

„Platz in russischer Familie“

Dagegen sagte Russlands Vizeregierungschef Marat Chusnullin bei einem Besuch in Cherson am Dienstag, die Region um die Hafenstadt werde einen „würdigen Platz in unserer russischen Familie“ einnehmen. Russland hatte 2014 ein umstrittenes Referendum der Schwarzmeer-Halbinsel Krim genutzt, um sich das ukrainische Gebiet einzuverleiben.

In der Region Cherson führte Russland zum 1. Mai bereits den russischen Rubel als offizielles Zahlungsmittel ein. Der Vizechef der prorussischen Verwaltung von Cherson, Kyrill Stremoussow, brachte unlängst ein formelles Beitrittsgesuch an Putin ins Gespräch.

Die ukrainische Regierung zeigt sich dagegen überzeugt, dass eine Russifizierung des Gebietes Cherson scheitern werde. Sie fordert den Rückzug der russischen Truppen aus allen Gebieten des Landes einschließlich der Krim.