Traktor auf einem trockenen Feld bei Lyon (Frankreich)
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Viel zu früh

Frankreich und Spanien stöhnen unter Hitze

In Frankreich und Spanien setzt derzeit eine Hitzewelle der Bevölkerung zu. In den beiden Ländern herrschen für die Jahreszeit ungewöhnlich hohe Temperaturen. Zum ersten Mal in diesem Jahr wurde am Samstag in Europa die 40-Grad-Marke überschritten. Die Hitzewelle ist viel zu früh dran, heißt es vom spanischen Wetterdienst AEMET.

Der Hotspot war Spanien, wo zahlreiche Mai-Rekorde gebrochen wurden. 41,8 Grad zeigte das Thermometer am Nachmittag in Andujar in Andalusien, in Sevilla wurden 41 Grad gemessen. Das waren Rekordtemperaturen für einen so frühen Zeitpunkt im Jahr. Im Inneren der Ferieninsel Mallorca wurden 35 Grad erreicht. Auch nach Sonnenuntergang gab es kaum Abkühlung. Denn in weiten Teilen Süd- und Zentralspaniens fallen die Temperaturen derzeit auch nachts nicht unter 20 Grad, am heißesten waren die Nächte in Jaen mit 26 Grad Tiefsttemperatur.

Selbst für die hitzeerprobten Spanier sind diese Werte im Mai alles andere als normal. Laut AEMET liegen die Temperaturen um bis zu 15 Grad zu hoch für die Jahreszeit. Der verfrühte Sommer lässt die Sorgen um die Landwirtschaft wachsen. Mit der steigenden Hitze wird auch eine riesige Wolke an Sahara-Staub erwartet, so die Zeitung weiter.

Badegäste am Strand bei Barcelona
Reuters/Nacho Doce
Zahlreiche Badegäste auf dem Strand von Barcelona

Die heißen Luftmassen sollten am Samstag weiter Richtung Norden ziehen. Dann kommt auch die Millionenmetropole Madrid bei bis zu 36 Grad richtig ins Schwitzen. Laut AEMET ist die Hitze seit 20 Jahren nicht mehr so früh gekommen, zitierte der „Spiegel“ den spanischen Wetterdienst.

Schneepflug bei Madrid
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Ende April mussten wegen des Wintereinbruchs in Spanien die Schneepflüge ausrücken

Die Hitzewellen hätten in den vergangenen Jahrzehnten immer erst einen Monat später eingesetzt, hieß es weiter. „Die Daten zeigen, dass der Frühling immer kürzer wird. Die heutigen Sommer sind mehr als einen Monat länger als vor 40 Jahren, etwa sieben Tage pro Jahrzehnt. Der Sommer beginnt früher“, wurde AEMET-Sprecher Ruben del Campo in der „FAZ“ zitiert.

Drastischer Wetterwechsel

Auf der Iberischen Halbinsel hat sich mit der Hitzewelle das Wetter innerhalb weniger Woche drastisch und dramatisch gedreht. Ein später Wintereinbruch hatte vor einem Monat, Ende April, weite Teile des Landes mit einer dicken Schneedecke überhzogen. Im 1.000 bis 1.900 Meter hoch gelegenen Ort Navacerrada in der Region Madrid etwa 50 Kilometer nordwestlich der spanischen Hauptstadt gab es zum Beispiel 36 Zentimeter Neuschnee, wie die Zeitung „El Pais“ und andere Medien unter Berufung auf die zuständigen Behörden damals berichteten.

Schnee im April in Pamplona (Spanien)
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Auch Pamplona blieb im April nicht von Schnee verschont

So einen starken Schneefall habe es im April in der Gemeinde mit ca. 3.000 Einwohnern seit 20 Jahren nicht mehr gegeben. Die Schneegrenze lag in einigen Regionen Spaniens nur bei 700 Metern. Zahlreiche Straßen mussten gesperrt werden. AEMET rief nicht nur für Madrid, sondern auch für neun weitere der insgesamt 17 Autonomen Gemeinschaften des Landes, darunter Andalusien, Valencia und Katalonien, Alarm aus.

Auch in Frankreich viel zu heiß

Auch in Frankreich lässt eine Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 35 Grad die bisherigen Höchstwerte im Mai hinter sich. Die jüngste Hitzewelle gilt deshalb bereits jetzt als historisch. So war es im Süden in Montelimar mit 32,9 Grad am Dienstag so heiß wie zuletzt an einem Mai-Tag 1945, teilte der französische Wetterdienst Meteo France in einer Zwischenbilanz für Mai am Donnerstag mit. Auf der Insel Ile de Brehat, an der Nordküste der Bretagne, wurde mit 27,8 Grad gar ein Rekord für einen Mai-Tag von 1922 gebrochen.

Bewässerung von einem Kartoffelfeld in Frankreich
Reuters/Pascal Rossignol
Die Bewässerung eines Kartoffelfelds in Frankreich

In Lyon war es fünf Tage in Folge wärmer als 30 Grad, zuletzt war das in einem Mai im Jahr 1945 der Fall. Es zeichne sich bereits ab, dass dieser Mai den bisher heißesten Mai im Jahr 2011 übertreffen werde, erklärte der Wetterdienst weiter. Auf einen ungewöhnlich heißen Sommer deuteten die Temperaturen aber keineswegs hin, versuchte man zu beruhigen.

Niederschläge nur bei einem Fünftel

In 16 Departements sind Landwirte und Privathaushalte bereits zum sparsamen Umgang mit Wasser aufgerufen, teilte das Umweltministerium mit. In 22 Departements bestehe ein erhöhtes Dürrerisiko, berichtete der Sender France Info. Wie France Info Mitte Mai berichtet hatte, regnete es zwischen September und April rund ein Fünftel weniger als üblich, und entsprechend schrumpften die Grundwasservorräte. Das Agrarministerium fürchtet Einbußen bei der Getreideernte, wenn die Trockenheit anhalte, seien auch Rüben und Mais betroffen.

Trockenes Feld bei Saint-Gilles (Frankreich)
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Neben der Hitze setzt auch der fehlenden Regen der Landwirtschaft in Frankreich zu

In der vergangenen Woche hatte die französische Regierung bereits das Budget der Wasserbehörden um 100 Millionen Euro erhöht, um den Agrarsektor bei Strategien zur Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Dabei geht es etwa um das Schaffen neuer Stauseen, das Einsparen von Wasser sowie die Wiederverwendung von aufbereitetem Wasser.

Knapp 34 Grad in Vorarlberg

Auch in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein erreichten die Temperaturen am Freitag Werte, wie sie selbst im Hochsommer nur selten vorkommen. Für Bad Ragaz meldet der staatliche Wetterdienst MeteoSchweiz 33,7 Grad, der alte Mai-Rekord aus dem Jahr 1953 wurde um über ein Grad überboten.

Österreich hat ebenfalls den bisher heißesten Tag des Jahres erlebt, in allen Bundesländern wurden über 30 Grad gemessen. In Vorarlberg wurde sogar Wettergeschichte geschrieben, mit 33,7 Grad in Bludenz war es der heißeste Mai-Tag im Ländle, seit es Aufzeichnungen gibt. Selbst im 1.400 Meter hoch gelegenen Lech am Arlberg war es mit 25,2 Grad ein lupenreiner Sommertag.

Die Wärme machte auch vor den Bergen nicht halt. Auf dem 3.100 Meter hohen Sonnblick in den Hohen Tauern wurden 9,2 Grad gemessen. Seit 1886 existieren hier Wetteraufzeichnungen. Im Mai war es erst an einem Tag bisher wärmer als heute, im Mai 1945 wurden 9,4 Grad gemessen.