Die Parlamentswahl in Australien ist fast abgeschlossen. In weiten Teilen des riesigen Landes hat gestern Abend (Ortszeit) die Stimmenauszählung begonnen. Lediglich in Westaustralien waren wegen der Zeitverschiebung die Wahllokale noch geöffnet. Umfragen deuten auf einen Sieg der sozialdemokratischen Labor-Partei mit ihrem Spitzenkandidaten Anthony Albanese hin. Labor war „down under“ seit fast zehn Jahren nicht mehr an der Macht.

Auch viele Fachleute im australischen Fernsehen zeigten sich überzeugt, dass die von der konservativen Liberal Party angeführte Regierungskoalition die Abstimmung verlieren wird. Der amtierende Premierminister Scott Morrison ist seit 2018 im Amt. Bei der letzten Wahl 2019 hatte er allerdings bei Umfragen auch hinten gelegen und das Votum am Ende überraschend gewonnen. Das Ergebnis sollte voraussichtlich am späten Abend (Ortszeit) feststehen.
Wirtschaft und Klima als Themen
Beide Kandidaten reisten während des sechswöchigen Wahlkampfs kreuz und quer durch den fünften Kontinent, um Wählerstimmen zu gewinnen. Dabei machten sie einander schwere Vorwürfe. Wichtigstes Thema war die Wirtschaftslage. Speziell geht es um die Frage höherer Löhne, die Labor verspricht.
Viele Australierinnen und Australier betrachten auch die Klimakrise als enormes Problem – vor allem nach den jüngsten verheerenden Überschwemmungen an der Ostküste. Das Land leidet seit Jahren unter Dürren und zerstörerischen Buschbränden, unter Korallenbleichen und Baumsterben.
Der konservative Premier Morrison ist ein Unterstützer der einflussreichen Kohleindustrie, und viele Mitglieder der Liberalen gelten als Leugner des Klimawandels. Die Coronavirus-Pandemie kam hingegen nur am Rande als Wahlkampfthema vor – obwohl die Fallzahlen weiter hoch sind und das Land gestern mehr als 50.000 Neuinfektionen verzeichnete.
Wahlpflicht
Mehr als 17 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, über alle 151 Sitze im Unterhaus und die Hälfte der 78 Sitze im Senat zu entscheiden. Es herrscht Wahlpflicht. Berichten zufolge hat etwa die Hälfte der Australier schon im Vorfeld entweder per Briefwahl oder per frühzeitiger Stimmabgabe gewählt. Schon vergangene Woche hatten Hunderte Wahllokale für diejenigen geöffnet, die am Wahltag selbst verhindert sind.