Afghanistan: Moderatorinnen nun vollverschleiert

Auf Anweisung der Taliban sind Frauen im afghanischen Fernsehen nur noch in Vollverschleierung zu sehen. Sichtbar waren heute nur noch die Augenpartien der Moderatorinnen und Reporterinnen. Aus Solidarität mit den Kolleginnen trug zu den Hauptnachrichten am frühen Abend (Ortszeit) ein Großteil der Fernsehmoderatoren schwarze Nase-Mund-Masken, wie etwa bei den Sendern Tolonews oder 1TV zu sehen war.

In einem Versuch, die Taliban zur Abkehr von der seit Samstag geltenden Anweisung zu bewegen, waren Afghanistans TV-Frauen noch an dem Tag demonstrativ ohne Gesichtsverschleierung vor die Kameras getreten. Berichten zufolge drohten die Taliban daraufhin, jene zu entlassen, die sich der Anweisung widersetzten.

„Tiefe Trauer“

„Heute sind wir in tiefer Trauer“, schrieb Tolonews-Chefredakteur Achpolwak Safi auf Facebook. „Wir kämpfen und setzen unsere Arbeit fort, sogar in einer Burka. Nichts kann uns aufhalten“, sagte Basira Joia, Moderatorin beim Sender Ariana News, während einer Livesendung mit erstickter Stimme hinter ihrem Schleier.

Seit ihrer Rückkehr an die Macht haben die militant-islamistischen Taliban immer strengere Vorschriften für das öffentliche Leben in Afghanistan erlassen. Jüngst wurden mit dem Tragen eines Gesichtsschleiers nochmals die Kleidungsvorschriften für Frauen in der Öffentlichkeit verschärft – eine Anweisung, die nun auch vor den Kameras befolgt werden soll.

Den Tschadori – ein von Kopf bis Fuß reichender, meist schwarzer Umhang – bezeichneten die Taliban Anfang Mai als beste Form der islamischen Verschleierung für Frauen in der Öffentlichkeit. Unter der Taliban-Herrschaft bis zum Einmarsch der westlichen Truppen 2001 war die Burka, eine häufig blaue Vollverschleierung mit einem Gitter vor dem Blickfeld, für Frauen außerhalb ihres Hauses vorgeschrieben gewesen.