Pinke Jelly Sandalen
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Sommerschuhtrends

Von Kindheitserinnerungen eingeholt

Mit steigenden Temperaturen stellt sich wie jedes Jahr die Frage: Welches Schuhwerk taugt bei Hitze – und eignet sich dazu noch für Beruf und Alltag? Die Modeindustrie macht die Entscheidung heuer nicht leichter – denn vieles, was früher verpönt war, ist jetzt Haute Couture. Neben Flipflops, Espandrilles und Sandalen ist ein weiterer Klassiker zurück, bei dem nicht nur beste Kindheitserinnerungen wach werden: die Jelly-Sandale.

Mit den Plastikklapperln lösten Eltern in den 1980er und 90er Jahren gleich mehrere Probleme auf einmal. Sie waren billig, wasserfest und quietschbunt zur leichteren Wiederauffindbarkeit und Unterscheidung. Zudem waren die Kinderfüße vor steinigem Ufer und heißen Betonparkplätzen vor dem Freibad genauso geschützt wie vor Seeigeln und scharfen Muschelkanten im Meer.

Bei den damaligen Trägerinnen und Trägern war die Begeisterung über diese praktischen Argumente nicht immer ganz so groß. Druckstellen, aufgescheuerte Knöchel und Blasen gehörten zum Jelly-Sandalen-Erlebnis. Dass mit der Verjährung gern die Verklärung kommt, erklärt den Hype, den die Plastiksandalen jetzt wieder auslösen.

Um nicht einmal zehn Euro findet man die Jelly-Sandalen wieder quasi an jeder Ecke, semitransparent und glitzernd genauso wie unifarben und matt. Dass man damit nicht nur im Urlaub ins Wasser stapfen kann, demonstrieren Prominente wie Jennifer Lawrence und Alexa Chung, mutmaßlich in bequemeren Modellen, schon weil viele Modelle heute aus weicherem Gummi produziert werden. Vivianne Westwood designte ihr eigenes veganes Modell für das brasilianische Schuhlabel Melissa, Gucci und Prada haben ihre hochpreisigen Versionen im Programm.

Jelly-Sandalen auf Laufband
APA/AFP/Sebastien Salom-Gomis
In Frankreich gibt es die Jelly-Sandalen seit über 75 Jahren – unter dem Namen Meduse werden sie in alle Welt exportiert

Dauerbrenner Espadrilles

Einen weiteren Sommer erlebt das auch nicht mehr ganz neue Revival der Espadrilles. Die Urversion der kompostierbaren Schlupfschuhe mit Hanf- oder Flachssohle waren in den 1980er Jahren hoch im Kurs, entsprechen aber auch in den 2020ern dem ökologischen Zeitgeist.

Um die Selbstauflösungstendenzen bei feuchterem Wetter aufzuhalten, sind aktuelle Modelle nicht nur aus Stoff und Pflanzenfasern, sondern auch aus Leder oder mit Gummisohlen verstärkt. Dass die britische Herzogin Kate im März auf einer Karibikreise weiße Stella-Mc-Cartney-Espadrilles trug, werten Fashionblogs als Indiz dafür, dass man auch mit diesen Schuhen schick sein kann. Ähnlich wie Flipflops werden Espadrilles auch in den Kollektionen großer Marken geführt, von Missoni über Armani bis Hugo Boss.

Flipflops gehen nicht mehr weg

Schon in den vergangenen Sommern haben sich Flipflops vom Strand auf die Straße und sogar zu schicken Anlässen geschlichen. Modeguru Anna Wintour outete sich als Fan, und kaum eine Luxusmarke kommt mehr ohne eigene Interpretation der Zehensandale aus.

2022 ist laut „Vogue“ dabei vor allem ein Trend zu beobachten: Was sich Fashion Flipflop nennt, kommt insgesamt stabiler angeschlapft und ist mit dickerer Sohle bis Plateauhöhe ein Angebot an jene, denen der Absatz zur Vergrößerung fehlt. Designer wie Dries van Noten, das französische Label Coperni und die Luxusmarke Miu Miu haben entsprechende Modelle in den aktuellen Kollektionen. Abseits der Luxusklasse sind die Flipflops zwar auch dem bunten Badeschlapfenlook entwachsen, auch die schickeren Modelle bleiben noch deutlich bodennäher.

Auch Pantoffeln sind wieder da

Der Trend zum Zehenschlapfen hat auch der Firma Birkenstock mit der Gizeh-Sandale ein Erfolgsmodell beschert, das man an jeder Straßenecke sieht. Daneben haben internationale Influencerinnen und Influencer laut „Harper’s Bazaar“ mit dem Modell Boston ein anderes Produkt des deutschen Schuhherstellers zum In-Schlapfen der Saison gekürt. Flat Clogs nennt sich diese Art von vorne geschlossenen Pantoffeln jetzt.

Auch auf den Laufstegen der aktuellen Kollektionen waren Clogs als klarer Trend für den heurigen Sommer auszumachen. Die Schuhe, die in den 1970er Jahren ausgehend aus Schweden mit Holzsohle an Hippiefüßen rund um die Welt gingen, waren zwar auch nie ganz weg – 2022 sollen sie, so „Harper’s Bazaar“ aber, ohne Holzsohle und in ganz flacher Ausgabe, das ganz große Revival feiern. Die Zeitschrift empfiehlt die Schlapfen zu Alltagsoutfits, aber auch zu edlerem Styling.

Mit Slides ins Büro schlapfen?

Die Frage, ob nun die omnipräsenten Slides (wie man im Modejargon zu Schlapfen sagt) auch dem Büroknigge entsprechen, wird wohl genauso wenig abschließend beantwortet werden können, wie jene, ob Socken in offenen Schuhen irgendwo eine modische Berechtigung haben sollten. Für sommerlichen Diskussionsstoff ist damit gesorgt – und wird wohl mit Sicherheit um das Thema „kurze Männerhosen“ erweitert werden, denn auch diese sollen sich – geht es nach Blogs und Magazinen – weiter in den Alltag vorschieben.