Der britische Premier Boris Johnson
AP/Andrew Matthews
Johnson unter Druck

„Partygate“ mit neuen Fotos wieder da

Die „Partygate“-Affäre verfolgt den britischen Premierminister Boris Johnson mittlerweile seit Monaten. In Kürze soll ein Bericht zu den Feiern am Regierungssitz in der Londoner Downing Streets inmitten der Coronavirus-Pandemie veröffentlicht werden. Johnson ist unter Druck, und ausgerechnet jetzt tauchen neue Fotos auf, die den Regierungschef in bester Feierstimmung im Lockdown zeigen.

Veröffentlicht wurden die Bilder Montagnachmittag vom britischen Sender ITV unter der Schlagzeile: „Exklusiv: Bilder zeigen Premierminister Boris Johnson beim Trinken auf einer Downing-Street-Party im Lockdown.“

Auf besagten Bildern zu sehen: Johnson, als er sein Glas erhebt, Gäste, allesamt bis auf den britischen Regierungschef unkenntlich gemacht, und auf dem Tisch einige Flaschen Wein und Sekt sowie laut ITV eine Flasche Gin.

Warten auf Untersuchungsbericht

Die Bilder sollen ITV zufolge bei der Abschiedsfeier für Johnsons ehemaligen Kommunikationschef Lee Cain im November 2020 entstanden sein. Sie stellen Johnsons Verteidigung infrage, bei den Zusammenkünften nicht erkannt zu haben, dass es sich um Partys handelte. Außer den Personen, die auf den Fotos zu sehen sind, hätten auch noch andere an der Party am 13. November 2020 teilgenommen, hieß es am Montag bei ITV.

Diese Woche soll der finale Untersuchungsbericht zur „Partygate“-Affäre um verbotene Partys in der Downing Street während des Coronavirus-Lockdowns 2020/2021 veröffentlicht werden.

Umstrittenes Treffen mit Spitzenbeamtin

Oppositionsführer Keir Starmer warf der Regierung vor, den Bericht der Spitzenbeamtin Sue Gray schon jetzt zu untergraben. Johnson selbst wollte am Montag Fragen zu dem bevorstehenden Bericht und seinen Konsequenzen nicht kommentieren und verwies darauf, er wolle nach der Veröffentlichung mehr sagen.

Zeitungen mit Schlagzeilen über das „Partygate“ von Boris Johnson
AP/Alberto Pezzali
Wein am Freitag: Schlagzeilen vom April

In den vergangenen Tagen war bekanntgeworden, dass es zwischen der Beamtin Gray und Johnson mindestens ein Treffen gab, bei dem über den Bericht gesprochen wurde. Beide Seiten schoben sich zunächst gegenseitig die Verantwortung zu, das Treffen einberufen zu haben. Zuletzt räumte die Downing Street ein, den Termin veranlasst zu haben. Ein Staatssekretär der Regierung verteidigte das Gespräch mit dem Hinweis, es habe geklärt werden müssen, welche Namen und Fotos in dem Bericht veröffentlicht werden dürften.

Polizeiliche Ermittlungen abgeschlossen

Die polizeilichen Ermittlungen zu den Lockdown-Partys sind mittlerweile abgeschlossen. Zwar wurden rund 120 Geldstrafen verhängt, Premier Johnson musste jedoch nur für eine Party zahlen, obwohl er bei mehreren Veranstaltungen anwesend war. Der Untersuchungsbericht könnte seine Position in seiner Partei und im Amt weiter schwächen. Bereits eine gekürzte Version des Berichts, die vor einigen Monaten veröffentlicht wurde, hatte den Verantwortlichen Führungsversagen und schwere Verfehlungen attestiert.

Suche nach einem Sündenbock?

Nach Informationen der Sonntagszeitung „Observer“ wird in dem Bericht Kritik vor allem am obersten Beamten des öffentlichen Diensts, Simon Case, laut. Er sei dafür verantwortlich, dass am Regierungssitz eine Kultur mit Alkohol und Regelbrüchen entwickelt und toleriert wurde. Johnson werde Case zum Sündenbock machen, schrieb das Blatt. Er könnte in der Affäre von Johnson „geopfert“ werden.