Moskau verteilt russische Pässe in besetzten Regionen

Mehr als drei Monate nach Kriegsbeginn will Russland besetzte Teile der Ukraine stärker an sich binden. Kreml-Chef Wladimir Putin unterzeichnete gestern ein Dekret, wonach Einwohnerinnen und Einwohner der ukrainischen Gebiete Cherson und Saporischschja zu erleichterten Bedingungen die russische Staatsbürgerschaft erhalten können.

Für den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj kommt jedoch eine Abtretung von Territorium selbst im Gegenzug für ein Ende des Krieges nicht infrage, wie er gestern deutlich machte: „Die Ukraine kämpft, bis sie ihr gesamtes Territorium zurück hat.“

Aufhebung der Altersgrenze in Russland

Unterdessen billigte die russische Staatsduma im Schnellverfahren ein Gesetz, das die Altersgrenze für den Dienst in der Armee aufhebt. Nun fehlt nur noch die Unterschrift von Präsident Putin. Ziel sei es, so die Abgeordneten, die Streitkräfte zu stärken.

Derzeit können nur Russen zwischen 18 und 40 Jahren und Ausländer zwischen 18 und 30 Jahren in der russischen Armee kämpfen. Die russische Armee hat im Krieg bereits erhebliche Verluste erlitten. Unklar ist, wie hoch diese sind. Putin besuchte heute erstmals verletzte russische Soldaten in der Ukraine.

Russen kesseln Sjewjerodonezk ein

Was die Kriegshandlungen betrifft, so machen die russischen Truppen im Osten leichte Fortschritte. Große Teile der Region Luhansk im Osten der Ukraine stehen bereits unter russischer Kontrolle. Nun ist auch die früher 100.000 Einwohner zählende Stadt Sjewjerodonezk nahezu vollständig von russischen Truppen eingekesselt.

Nur ein kleiner Korridor ist noch unter ukrainischer Kontrolle. „Die Stadt wird rund um die Uhr zerstört“, sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, gegenüber dem ukrainischen Fernsehen.

Hilfe für Ukraine bei Aufklärung von Kriegsverbrechen

Die USA, die EU und Großbritannien wollen die Ukraine bei der Aufklärung von Kriegsverbrechen unterstützen. Eine gemeinsame Initiative soll bei der Koordinierung und Kommunikation helfen und der ukrainischen Staatsanwaltschaft, die für die Verfolgung von Kriegsverbrechen zuständig ist, unter die Arme greifen, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung.

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